"er aus allen Deutschen Jdiomen [was wir ihm "noch immer nachthun sollten, und die Besseren "auch nachthun] das Bedeutsamste und Wohl¬ "lautendste, um es nach den Regeln der Analo¬ "gie seinem meißnischen Volksidiom einzuverlei¬ "ben. Seine Sprache ist die Grundlage unse¬ "rer klassischen Büchersprache geblieben, und das "beweiset, wie sehr ihm sein Versuch gelungen sei." (Eberhard's Geist des Urchristenthums.) "Ja "selbst die Gestalt, in der die Bibel vor unsern "Augen liegt, diese Sprache der alten Deut¬ "schen, in der Luther der Deutsche Mann, so "kräftig wie er selber war, vor fast dreihundert "Jahren die Offenbarungen Gottes verdoll¬ "metschte, selbst diese alte Deutsche Sprache giebt "dem heiligen Buche für uns eine Ehrwürdig¬ "keit, die verloren gehen müßte, wenn für den "öffentlichen Gebrauch ein neueres, vielleicht schö¬ "neres, feineres, wohlklingenderes, aber gewiß "nicht so kräftiges Deutsch an die Stelle der "alten Luthersprache treten sollte." (Hanstein's christliche Belehrungen und Ermunterungen in Predigten.)
So ward Luther für das gesammte Deut¬
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„er aus allen Deutſchen Jdiomen [was wir ihm „noch immer nachthun ſollten, und die Beſſeren „auch nachthun] das Bedeutſamſte und Wohl¬ „lautendſte, um es nach den Regeln der Analo¬ „gie ſeinem meißniſchen Volksidiom einzuverlei¬ „ben. Seine Sprache iſt die Grundlage unſe¬ „rer klaſſiſchen Bücherſprache geblieben, und das „beweiſet, wie ſehr ihm ſein Verſuch gelungen ſei.“ (Eberhard's Geiſt des Urchriſtenthums.) „Ja „ſelbſt die Geſtalt, in der die Bibel vor unſern „Augen liegt, dieſe Sprache der alten Deut¬ „ſchen, in der Luther der Deutſche Mann, ſo „kräftig wie er ſelber war, vor faſt dreihundert „Jahren die Offenbarungen Gottes verdoll¬ „metſchte, ſelbſt dieſe alte Deutſche Sprache giebt „dem heiligen Buche für uns eine Ehrwürdig¬ „keit, die verloren gehen müßte, wenn für den „öffentlichen Gebrauch ein neueres, vielleicht ſchö¬ „neres, feineres, wohlklingenderes, aber gewiß „nicht ſo kräftiges Deutſch an die Stelle der „alten Lutherſprache treten ſollte.“ (Hanſtein's chriſtliche Belehrungen und Ermunterungen in Predigten.)
So ward Luther für das geſammte Deut¬
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„er aus allen Deutſchen Jdiomen [was wir ihm
„noch immer nachthun ſollten, und die Beſſeren
„auch nachthun] das Bedeutſamſte und Wohl¬
„lautendſte, um es nach den Regeln der Analo¬
„gie ſeinem meißniſchen Volksidiom einzuverlei¬
„ben. Seine Sprache iſt die Grundlage unſe¬
„rer klaſſiſchen Bücherſprache geblieben, und das
„beweiſet, wie ſehr ihm ſein Verſuch gelungen ſei.“
(Eberhard's Geiſt des Urchriſtenthums.) „Ja
„ſelbſt die Geſtalt, in der die Bibel vor unſern
„Augen liegt, dieſe Sprache der alten Deut¬
„ſchen, in der Luther der Deutſche Mann, ſo
„kräftig wie er ſelber war, vor faſt dreihundert
„Jahren die Offenbarungen Gottes verdoll¬
„metſchte, ſelbſt dieſe alte Deutſche Sprache giebt
„dem heiligen Buche für uns eine Ehrwürdig¬
„keit, die verloren gehen müßte, wenn für den
„öffentlichen Gebrauch ein neueres, vielleicht ſchö¬
„neres, feineres, wohlklingenderes, aber gewiß
„nicht ſo kräftiges Deutſch an die Stelle der
„alten Lutherſprache treten ſollte.“ (Hanſtein's
chriſtliche Belehrungen und Ermunterungen in
Predigten.)
So ward Luther für das geſammte Deut¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/193>, abgerufen am 24.11.2024.
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