Erziehung ist der Menschheit Edelstein, nur den Auserwählten ward sie zu Theil, allgemein war sie noch niemals. Sie, die jedem Menschen am Nächsten liegt, von der jedermann spricht, in die jedermann pfuschert, ist das Allerunbe¬ kannteste. Wenige Menschen sind wirklich er¬ zogen, noch wenigere können erziehen; aber leider erzeugen auch Krüppel an Leib, Herzen und Geist. Solche Kukkuksseelen sollten sich vor wilden Thieren schämen!
Mit seiner Geburt ist der Menschensäug¬ ling an die Welt geknüpft; an die physische, thierisch durch seine Bedürfnisse; an die sittliche, geistig durch seine Rechte. Es ist sein Vorrecht, zum Vernunftwesen erzogen zu werden. Für dieß Erbgut ist die Gesellschaft, der durch Ge¬
1. Ein Wort über Verziehung.
Erziehung iſt der Menſchheit Edelſtein, nur den Auserwählten ward ſie zu Theil, allgemein war ſie noch niemals. Sie, die jedem Menſchen am Nächſten liegt, von der jedermann ſpricht, in die jedermann pfuſchert, iſt das Allerunbe¬ kannteſte. Wenige Menſchen ſind wirklich er¬ zogen, noch wenigere können erziehen; aber leider erzeugen auch Krüppel an Leib, Herzen und Geiſt. Solche Kukkuksſeelen ſollten ſich vor wilden Thieren ſchämen!
Mit ſeiner Geburt iſt der Menſchenſäug¬ ling an die Welt geknüpft; an die phyſiſche, thieriſch durch ſeine Bedürfniſſe; an die ſittliche, geiſtig durch ſeine Rechte. Es iſt ſein Vorrecht, zum Vernunftweſen erzogen zu werden. Für dieß Erbgut iſt die Geſellſchaft, der durch Ge¬
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1. Ein Wort über Verziehung.
Erziehung iſt der Menſchheit Edelſtein, nur
den Auserwählten ward ſie zu Theil, allgemein
war ſie noch niemals. Sie, die jedem Menſchen
am Nächſten liegt, von der jedermann ſpricht,
in die jedermann pfuſchert, iſt das Allerunbe¬
kannteſte. Wenige Menſchen ſind wirklich er¬
zogen, noch wenigere können erziehen; aber leider
erzeugen auch Krüppel an Leib, Herzen und
Geiſt. Solche Kukkuksſeelen ſollten ſich vor
wilden Thieren ſchämen!
Mit ſeiner Geburt iſt der Menſchenſäug¬
ling an die Welt geknüpft; an die phyſiſche,
thieriſch durch ſeine Bedürfniſſe; an die ſittliche,
geiſtig durch ſeine Rechte. Es iſt ſein Vorrecht,
zum Vernunftweſen erzogen zu werden. Für
dieß Erbgut iſt die Geſellſchaft, der durch Ge¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. [169]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/199>, abgerufen am 21.11.2024.
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