Sprachen heißt, es aber in keiner verdienen; Rabennachsprechen, Staarmätzigkeit und Papa¬ gayenkunst -- entstellen kein Volk so sehr als das Deutsche, und unglücklicher Weise finden wir diese Mißgeburten schön, wie manche Ge¬ bürgsleute ihre Kröpfe. Unsere Affenliebe für fremde Sprachen hat lange schon Windbeutel, Aufblasefrösche und Landläufer wichtig gemacht; in den fremden Sprachlehrern gefährliche Kund¬ schafter ins Land gezogen; durch die Jmmer¬ züngler und Näseler unser biederherziges Volk verdorben, unsere sinnigen Weiber verpuppt. Fremde Sprachen sind für den, der sie nur aus Liebhaberei und Plappermäuligkeit treibt, ein heimliches Gift. Cato's Ausjagen der Griechi¬ schen Sprachmeister aus Rom ist selten richtig verstanden. Jn einer fremden Sprache wird man vor einer Anstößigkeit schon weniger roth, und in manchen klingen die Lügen sogar schön. Wenn der Türkische Sultan etwas Türkisch verspricht, dann ist Verlaß auf sein Wort, zum Betrug und zur Worttäuscherei entweiht er die Muttersprache nicht. Dazu wählt er fremde, am Liebsten Französisch, und würde schon bei
Sprachen heißt, es aber in keiner verdienen; Rabennachſprechen, Staarmätzigkeit und Papa¬ gayenkunſt — entſtellen kein Volk ſo ſehr als das Deutſche, und unglücklicher Weiſe finden wir dieſe Mißgeburten ſchön, wie manche Ge¬ bürgsleute ihre Kröpfe. Unſere Affenliebe für fremde Sprachen hat lange ſchon Windbeutel, Aufblaſefröſche und Landläufer wichtig gemacht; in den fremden Sprachlehrern gefährliche Kund¬ ſchafter ins Land gezogen; durch die Jmmer¬ züngler und Näſeler unſer biederherziges Volk verdorben, unſere ſinnigen Weiber verpuppt. Fremde Sprachen ſind für den, der ſie nur aus Liebhaberei und Plappermäuligkeit treibt, ein heimliches Gift. Cato’s Ausjagen der Griechi¬ ſchen Sprachmeiſter aus Rom iſt ſelten richtig verſtanden. Jn einer fremden Sprache wird man vor einer Anſtößigkeit ſchon weniger roth, und in manchen klingen die Lügen ſogar ſchön. Wenn der Türkiſche Sultan etwas Türkiſch verſpricht, dann iſt Verlaß auf ſein Wort, zum Betrug und zur Worttäuſcherei entweiht er die Mutterſprache nicht. Dazu wählt er fremde, am Liebſten Franzöſiſch, und würde ſchon bei
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Sprachen heißt, es aber in keiner verdienen;
Rabennachſprechen, Staarmätzigkeit und Papa¬
gayenkunſt — entſtellen kein Volk ſo ſehr als
das Deutſche, und unglücklicher Weiſe finden
wir dieſe Mißgeburten ſchön, wie manche Ge¬
bürgsleute ihre Kröpfe. Unſere Affenliebe für
fremde Sprachen hat lange ſchon Windbeutel,
Aufblaſefröſche und Landläufer wichtig gemacht;
in den fremden Sprachlehrern gefährliche Kund¬
ſchafter ins Land gezogen; durch die Jmmer¬
züngler und Näſeler unſer biederherziges Volk
verdorben, unſere ſinnigen Weiber verpuppt.
Fremde Sprachen ſind für den, der ſie nur aus
Liebhaberei und Plappermäuligkeit treibt, ein
heimliches Gift. Cato’s Ausjagen der Griechi¬
ſchen Sprachmeiſter aus Rom iſt ſelten richtig
verſtanden. Jn einer fremden Sprache wird
man vor einer Anſtößigkeit ſchon weniger roth,
und in manchen klingen die Lügen ſogar ſchön.
Wenn der Türkiſche Sultan etwas Türkiſch
verſpricht, dann iſt Verlaß auf ſein Wort, zum
Betrug und zur Worttäuſcherei entweiht er die
Mutterſprache nicht. Dazu wählt er fremde,
am Liebſten Franzöſiſch, und würde ſchon bei
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/217>, abgerufen am 23.11.2024.
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