Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

Erdbeschreibung, die wie ein Steckbrief lautet;
als eine Eilbotenreise auf der Schnellpost. Eine
"Staatslehre" muß darauf folgen; d. h.
Jnbegriff vom Zweck und Wesen der bürgerli¬
chen Gesellschaft, und ihrer Nothwendigkeit.
Wer in einem Staate mit Menschen leben, sich
nicht als Waldbruder und Jnselsiedler abson¬
dern will, muß dieß wissen. Ein "Staats¬
recht"
muß diesen Unterricht beschließen, eine
Deutlichmachung der gesammten vaterländischen
Gesetzgebung und des Geistes, der sie erhalten
und vollkommnen soll.

Auf die beste Ausarbeitungen dieser Volks¬
bücher
setze man Preise, und der Staat trage
so viel von den Druckkosten, daß auch der un¬
bemittelte Staatsbürger nicht in Unwissenheit
vergehe. Bei uns ist der Bürger nirgends mehr
zu Hause, als im Ausland; und nirgends we¬
niger heimisch, als im Vaterlande. Es giebt
eine Großstädterei die das Vaterland selbst
für einen kleingeistigen und engherzigen Gedan¬
ken, und eines pflastertretenden Zierlings, in hö¬
heren Reichen webenden Hochgeistes unwürdig
hält; der nichts recht ist als das Neue, die dieß

Erdbeſchreibung, die wie ein Steckbrief lautet;
als eine Eilbotenreiſe auf der Schnellpoſt. Eine
Staatslehre“ muß darauf folgen; d. h.
Jnbegriff vom Zweck und Weſen der bürgerli¬
chen Geſellſchaft, und ihrer Nothwendigkeit.
Wer in einem Staate mit Menſchen leben, ſich
nicht als Waldbruder und Jnſelſiedler abſon¬
dern will, muß dieß wiſſen. Ein „Staats¬
recht“
muß dieſen Unterricht beſchließen, eine
Deutlichmachung der geſammten vaterländiſchen
Geſetzgebung und des Geiſtes, der ſie erhalten
und vollkommnen ſoll.

Auf die beſte Ausarbeitungen dieſer Volks¬
bücher
ſetze man Preiſe, und der Staat trage
ſo viel von den Druckkoſten, daß auch der un¬
bemittelte Staatsbürger nicht in Unwiſſenheit
vergehe. Bei uns iſt der Bürger nirgends mehr
zu Hauſe, als im Ausland; und nirgends we¬
niger heimiſch, als im Vaterlande. Es giebt
eine Großſtädterei die das Vaterland ſelbſt
für einen kleingeiſtigen und engherzigen Gedan¬
ken, und eines pflaſtertretenden Zierlings, in hö¬
heren Reichen webenden Hochgeiſtes unwürdig
hält; der nichts recht iſt als das Neue, die dieß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0243" n="213"/><fw type="pageNum" place="top">213<lb/></fw>Erdbe&#x017F;chreibung, die wie ein Steckbrief lautet;<lb/>
als eine Eilbotenrei&#x017F;e auf der Schnellpo&#x017F;t. Eine<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#g">Staatslehre&#x201C;</hi> muß darauf folgen; d. h.<lb/>
Jnbegriff vom Zweck und We&#x017F;en der bürgerli¬<lb/>
chen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, und ihrer Nothwendigkeit.<lb/>
Wer in einem Staate mit Men&#x017F;chen leben, &#x017F;ich<lb/>
nicht als Waldbruder und Jn&#x017F;el&#x017F;iedler ab&#x017F;on¬<lb/>
dern will, muß dieß wi&#x017F;&#x017F;en. Ein &#x201E;<hi rendition="#g">Staats¬<lb/>
recht&#x201C;</hi> muß die&#x017F;en Unterricht be&#x017F;chließen, eine<lb/>
Deutlichmachung der ge&#x017F;ammten vaterländi&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;etzgebung und des Gei&#x017F;tes, der &#x017F;ie erhalten<lb/>
und vollkommnen &#x017F;oll.</p><lb/>
          <p>Auf die be&#x017F;te Ausarbeitungen die&#x017F;er <hi rendition="#g">Volks¬<lb/>
bücher</hi> &#x017F;etze man Prei&#x017F;e, und der Staat trage<lb/>
&#x017F;o viel von den Druckko&#x017F;ten, daß auch der un¬<lb/>
bemittelte Staatsbürger nicht in Unwi&#x017F;&#x017F;enheit<lb/>
vergehe. Bei uns i&#x017F;t der Bürger nirgends mehr<lb/>
zu Hau&#x017F;e, als im Ausland; und nirgends we¬<lb/>
niger heimi&#x017F;ch, als im Vaterlande. Es giebt<lb/>
eine <hi rendition="#g">Groß&#x017F;tädterei</hi> die das Vaterland &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
für einen kleingei&#x017F;tigen und engherzigen Gedan¬<lb/>
ken, und eines pfla&#x017F;tertretenden Zierlings, in hö¬<lb/>
heren Reichen webenden Hochgei&#x017F;tes unwürdig<lb/>
hält; der nichts recht i&#x017F;t als das Neue, die dieß<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0243] 213 Erdbeſchreibung, die wie ein Steckbrief lautet; als eine Eilbotenreiſe auf der Schnellpoſt. Eine „Staatslehre“ muß darauf folgen; d. h. Jnbegriff vom Zweck und Weſen der bürgerli¬ chen Geſellſchaft, und ihrer Nothwendigkeit. Wer in einem Staate mit Menſchen leben, ſich nicht als Waldbruder und Jnſelſiedler abſon¬ dern will, muß dieß wiſſen. Ein „Staats¬ recht“ muß dieſen Unterricht beſchließen, eine Deutlichmachung der geſammten vaterländiſchen Geſetzgebung und des Geiſtes, der ſie erhalten und vollkommnen ſoll. Auf die beſte Ausarbeitungen dieſer Volks¬ bücher ſetze man Preiſe, und der Staat trage ſo viel von den Druckkoſten, daß auch der un¬ bemittelte Staatsbürger nicht in Unwiſſenheit vergehe. Bei uns iſt der Bürger nirgends mehr zu Hauſe, als im Ausland; und nirgends we¬ niger heimiſch, als im Vaterlande. Es giebt eine Großſtädterei die das Vaterland ſelbſt für einen kleingeiſtigen und engherzigen Gedan¬ ken, und eines pflaſtertretenden Zierlings, in hö¬ heren Reichen webenden Hochgeiſtes unwürdig hält; der nichts recht iſt als das Neue, die dieß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/243
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/243>, abgerufen am 14.05.2024.