Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
6. Würkungen.

Die Würkungen einer solchen Deutschen
Volkserziehung werden unendlich sein, wie alles
Gute, über die Gränzen des Staats sich ver¬
breiten, und über seine Dauer hinausleben. Mit
dem Staate, durch ihn, für ihn, und in ihm wird
der Bürger fühlen, denken und handeln; er wird
mit ihm und dem Volke Eins sein im Leben, Lei¬
den und Lieben. Aus dem Wechsel aller Zeiten
wird immerschöner das Volksthum und die heilig¬
bewahrte Ursprünglichkeil von Geschlecht zu Ge¬
schlecht, sich abspiegeln. Es werden große Men¬
schen aus der Erziehung hervorgehn; da unsere
Schulen bis jetzt nur, höchstens fertige Geschäfts¬
leute ziehn konnten. Wenn jene Zöglinge aus
der Schule ins Leben treten, werden sie handeln,
ohne erst Andern abzusehn, was sie thun sollen.
Sie werden schon Meister sein, wo wir noch
Anfangsversuche stümpern. Einfache Gewöh¬
nung von sich zuerst zu fordern; einstimmige
Ausbildung, das Gute nachzuahmen, das Schö¬
ne zu lieben, das Große zu achten, nach dem

6. Wuͤrkungen.

Die Würkungen einer ſolchen Deutſchen
Volkserziehung werden unendlich ſein, wie alles
Gute, über die Gränzen des Staats ſich ver¬
breiten, und über ſeine Dauer hinausleben. Mit
dem Staate, durch ihn, für ihn, und in ihm wird
der Bürger fühlen, denken und handeln; er wird
mit ihm und dem Volke Eins ſein im Leben, Lei¬
den und Lieben. Aus dem Wechſel aller Zeiten
wird immerſchöner das Volksthum und die heilig¬
bewahrte Urſprünglichkeil von Geſchlecht zu Ge¬
ſchlecht, ſich abſpiegeln. Es werden große Men¬
ſchen aus der Erziehung hervorgehn; da unſere
Schulen bis jetzt nur, höchſtens fertige Geſchäfts¬
leute ziehn konnten. Wenn jene Zöglinge aus
der Schule ins Leben treten, werden ſie handeln,
ohne erſt Andern abzuſehn, was ſie thun ſollen.
Sie werden ſchon Meiſter ſein, wo wir noch
Anfangsverſuche ſtümpern. Einfache Gewöh¬
nung von ſich zuerſt zu fordern; einſtimmige
Ausbildung, das Gute nachzuahmen, das Schö¬
ne zu lieben, das Große zu achten, nach dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0299" n="269"/>
          <fw type="pageNum" place="top">269<lb/></fw>
        </div>
        <div n="2">
          <head>6. <hi rendition="#g">Wu&#x0364;rkungen.</hi><lb/></head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Die Würkungen einer &#x017F;olchen Deut&#x017F;chen<lb/>
Volkserziehung werden unendlich &#x017F;ein, wie alles<lb/>
Gute, über die Gränzen des Staats &#x017F;ich ver¬<lb/>
breiten, und über &#x017F;eine Dauer hinausleben. Mit<lb/>
dem Staate, durch ihn, für ihn, und in ihm wird<lb/>
der Bürger fühlen, denken und handeln; er wird<lb/>
mit ihm und dem Volke Eins &#x017F;ein im Leben, Lei¬<lb/>
den und Lieben. Aus dem Wech&#x017F;el aller Zeiten<lb/>
wird immer&#x017F;chöner das Volksthum und die heilig¬<lb/>
bewahrte Ur&#x017F;prünglichkeil von Ge&#x017F;chlecht zu Ge¬<lb/>
&#x017F;chlecht, &#x017F;ich ab&#x017F;piegeln. Es werden große Men¬<lb/>
&#x017F;chen aus der Erziehung hervorgehn; da un&#x017F;ere<lb/>
Schulen bis jetzt nur, höch&#x017F;tens fertige Ge&#x017F;chäfts¬<lb/>
leute ziehn konnten. Wenn jene Zöglinge aus<lb/>
der Schule ins Leben treten, werden &#x017F;ie handeln,<lb/>
ohne er&#x017F;t Andern abzu&#x017F;ehn, was &#x017F;ie thun &#x017F;ollen.<lb/>
Sie werden &#x017F;chon Mei&#x017F;ter &#x017F;ein, wo wir noch<lb/>
Anfangsver&#x017F;uche &#x017F;tümpern. Einfache Gewöh¬<lb/>
nung von &#x017F;ich zuer&#x017F;t zu fordern; ein&#x017F;timmige<lb/>
Ausbildung, das Gute nachzuahmen, das Schö¬<lb/>
ne zu lieben, das Große zu achten, nach dem<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0299] 269 6. Wuͤrkungen. Die Würkungen einer ſolchen Deutſchen Volkserziehung werden unendlich ſein, wie alles Gute, über die Gränzen des Staats ſich ver¬ breiten, und über ſeine Dauer hinausleben. Mit dem Staate, durch ihn, für ihn, und in ihm wird der Bürger fühlen, denken und handeln; er wird mit ihm und dem Volke Eins ſein im Leben, Lei¬ den und Lieben. Aus dem Wechſel aller Zeiten wird immerſchöner das Volksthum und die heilig¬ bewahrte Urſprünglichkeil von Geſchlecht zu Ge¬ ſchlecht, ſich abſpiegeln. Es werden große Men¬ ſchen aus der Erziehung hervorgehn; da unſere Schulen bis jetzt nur, höchſtens fertige Geſchäfts¬ leute ziehn konnten. Wenn jene Zöglinge aus der Schule ins Leben treten, werden ſie handeln, ohne erſt Andern abzuſehn, was ſie thun ſollen. Sie werden ſchon Meiſter ſein, wo wir noch Anfangsverſuche ſtümpern. Einfache Gewöh¬ nung von ſich zuerſt zu fordern; einſtimmige Ausbildung, das Gute nachzuahmen, das Schö¬ ne zu lieben, das Große zu achten, nach dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/299
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/299>, abgerufen am 28.05.2024.