steht, muß, wenn er auch Obermeister in Sol¬ datenkriegen ist, hier als Lehrling seine Kriegs¬ schule von Neuem anfangen. Schon die Alten und vorzüglich unter ihnen sehr lehrreich Livius IX. cap. 16 - 19., warfen die Zweifelfrage auf: Ob Alexander der Große die Römer wür¬ de bezwungen haben, wenn auf seiner Krieges¬ fahrt die Reihe endlich an sie gekommen? Pyr¬ rhus hat späterhin die Lösung versucht. Zwei Völker, heilige Namen in der Weltge¬ schichte, Griechen und Altdeutsche, ha¬ ben den Schutzkrieg im Großen getrie¬ ben; aber nur die Folgen, nicht die Wissenschaft der Nachwelt hinterlassen. Memnon als Kriegs¬ ordner und Walter des letzten Altpersischen Gro߬ herrn, würde ein vollständiges Lehrgebäude aus¬ gebildet und vorgeübt haben: Doch er war Un¬ terfeldherr, galt nichts im Hofkriegsrath, und ein glücklicher Tod ließ ihn nicht den Schand¬ tag von Arbela erleben. Fabius lehrte zuerst Schlachten aus dem Wege zu gehn, dem Feinde die Spitze zu bieten, ohne sich entwaffnen zu lassen. Sertorius verstand die Kunst zu flie¬ hen, und immer wieder schickliche Wehr- und
ſteht, muß, wenn er auch Obermeiſter in Sol¬ datenkriegen iſt, hier als Lehrling ſeine Kriegs¬ ſchule von Neuem anfangen. Schon die Alten und vorzüglich unter ihnen ſehr lehrreich Livius IX. cap. 16 – 19., warfen die Zweifelfrage auf: Ob Alexander der Große die Römer wür¬ de bezwungen haben, wenn auf ſeiner Krieges¬ fahrt die Reihe endlich an ſie gekommen? Pyr¬ rhus hat ſpäterhin die Löſung verſucht. Zwei Völker, heilige Namen in der Weltge¬ ſchichte, Griechen und Altdeutſche, ha¬ ben den Schutzkrieg im Großen getrie¬ ben; aber nur die Folgen, nicht die Wiſſenſchaft der Nachwelt hinterlaſſen. Memnon als Kriegs¬ ordner und Walter des letzten Altperſiſchen Gro߬ herrn, würde ein vollſtändiges Lehrgebäude aus¬ gebildet und vorgeübt haben: Doch er war Un¬ terfeldherr, galt nichts im Hofkriegsrath, und ein glücklicher Tod ließ ihn nicht den Schand¬ tag von Arbela erleben. Fabius lehrte zuerſt Schlachten aus dem Wege zu gehn, dem Feinde die Spitze zu bieten, ohne ſich entwaffnen zu laſſen. Sertorius verſtand die Kunſt zu flie¬ hen, und immer wieder ſchickliche Wehr- und
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303
ſteht, muß, wenn er auch Obermeiſter in Sol¬
datenkriegen iſt, hier als Lehrling ſeine Kriegs¬
ſchule von Neuem anfangen. Schon die Alten
und vorzüglich unter ihnen ſehr lehrreich Livius
IX. cap. 16 – 19., warfen die Zweifelfrage
auf: Ob Alexander der Große die Römer wür¬
de bezwungen haben, wenn auf ſeiner Krieges¬
fahrt die Reihe endlich an ſie gekommen? Pyr¬
rhus hat ſpäterhin die Löſung verſucht. Zwei
Völker, heilige Namen in der Weltge¬
ſchichte, Griechen und Altdeutſche, ha¬
ben den Schutzkrieg im Großen getrie¬
ben; aber nur die Folgen, nicht die Wiſſenſchaft
der Nachwelt hinterlaſſen. Memnon als Kriegs¬
ordner und Walter des letzten Altperſiſchen Gro߬
herrn, würde ein vollſtändiges Lehrgebäude aus¬
gebildet und vorgeübt haben: Doch er war Un¬
terfeldherr, galt nichts im Hofkriegsrath, und
ein glücklicher Tod ließ ihn nicht den Schand¬
tag von Arbela erleben. Fabius lehrte zuerſt
Schlachten aus dem Wege zu gehn, dem Feinde
die Spitze zu bieten, ohne ſich entwaffnen zu
laſſen. Sertorius verſtand die Kunſt zu flie¬
hen, und immer wieder ſchickliche Wehr- und
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/333>, abgerufen am 24.11.2024.
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