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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Ewigkeit seines Volksthums auffaßt, -- -- --
kann zu allen Zeiten sein Wiedergeburtsfest und
seinen Auferstehungstag feiern.

Bewahrung der Ursprünglichkeit, ------
konnte uns Deutschen noch Machiavell, der
gründliche Kenner von Staatskrankheiten und
Volksseuchen, nachrühmen. Wie ist es seitdem
in ein Paar Jahrhunderten geworden! "Man
"fühlt es recht, und glaubt es zu verstehen, beim
"Anblick solcher Felsenschlösser wie die Wart¬
"burg zu Eisenach, warum die Alten auf den
"Höhen des Landes in ihren Burgen lebten,
"und welche Lebensfreude damit verbunden war.
"Seitdem nun die Menschen herabgezogen sind
"zu einander, und sich alles um die Landstraßen
"versammelt hat, gierig nach fremden Sitten,
"wie nach fremdem Golde, stehen die Höhen
"und Burgen verlassen, und die Kunst scheint
"verloren, dieses herrliche Land auf die edelste
"und angemessenste Art zu bewohnen und zu
"beherrschen." -- "Statt des Furor Tedes¬
"co
, dessen in den Jtalienischen Dichtern so
"häufig gedacht wird, ist nun die Geduld un¬
"sere erste Nationaltugend geworden, und nebst

Ewigkeit ſeines Volksthums auffaßt, — — —
kann zu allen Zeiten ſein Wiedergeburtsfeſt und
ſeinen Auferſtehungstag feiern.

Bewahrung der Urſprünglichkeit, ———
konnte uns Deutſchen noch Machiavell, der
gründliche Kenner von Staatskrankheiten und
Volksſeuchen, nachrühmen. Wie iſt es ſeitdem
in ein Paar Jahrhunderten geworden! „Man
„fühlt es recht, und glaubt es zu verſtehen, beim
„Anblick ſolcher Felſenſchlöſſer wie die Wart¬
„burg zu Eiſenach, warum die Alten auf den
„Höhen des Landes in ihren Burgen lebten,
„und welche Lebensfreude damit verbunden war.
„Seitdem nun die Menſchen herabgezogen ſind
„zu einander, und ſich alles um die Landſtraßen
„verſammelt hat, gierig nach fremden Sitten,
„wie nach fremdem Golde, ſtehen die Höhen
„und Burgen verlaſſen, und die Kunſt ſcheint
„verloren, dieſes herrliche Land auf die edelſte
„und angemeſſenſte Art zu bewohnen und zu
„beherrſchen.“ — „Statt des Furor Tedes¬
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[326/0356] 326 Ewigkeit ſeines Volksthums auffaßt, — — — kann zu allen Zeiten ſein Wiedergeburtsfeſt und ſeinen Auferſtehungstag feiern. Bewahrung der Urſprünglichkeit, ——— konnte uns Deutſchen noch Machiavell, der gründliche Kenner von Staatskrankheiten und Volksſeuchen, nachrühmen. Wie iſt es ſeitdem in ein Paar Jahrhunderten geworden! „Man „fühlt es recht, und glaubt es zu verſtehen, beim „Anblick ſolcher Felſenſchlöſſer wie die Wart¬ „burg zu Eiſenach, warum die Alten auf den „Höhen des Landes in ihren Burgen lebten, „und welche Lebensfreude damit verbunden war. „Seitdem nun die Menſchen herabgezogen ſind „zu einander, und ſich alles um die Landſtraßen „verſammelt hat, gierig nach fremden Sitten, „wie nach fremdem Golde, ſtehen die Höhen „und Burgen verlaſſen, und die Kunſt ſcheint „verloren, dieſes herrliche Land auf die edelſte „und angemeſſenſte Art zu bewohnen und zu „beherrſchen.“ — „Statt des Furor Tedes¬ „co, deſſen in den Jtalieniſchen Dichtern ſo „häufig gedacht wird, iſt nun die Geduld un¬ „ſere erſte Nationaltugend geworden, und nebſt

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/356>, abgerufen am 16.07.2024.