Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

"Deutschen sind solche Gesellen, was neu ist, da
"fallen wir auf, und hangen daran wie die
"Narren, und wer uns wehret, der macht uns
"noch töller darauf; wenn aber niemand wehret,
"so werden wir selbst bald müde und satt, gaf¬
"fen darnach auf ein ander Neues, so hat der
"Teufel das Vortheil, daß keine Lehr noch
"Traum so ungeschickt kann aufkommen, er fin¬
"det Schüler darzu, und je ungeschickter je eher."

Luther's Werke 3r Theil der Jenaischen Ausga¬
be. Seite 338.

Der weise Franklin sagt: "Die Steuern
so uns der Staat auflegt, sind zu tragen; aber
die, so uns die Mode ausschreibt, werden uner¬
schwinglich." Die Mode ist ein neues Unheil;
statt Bedeckung, Entblößung oder Vermum¬
mung; statt Schmuck, Überladung und Ver¬
häßlichung; gewöhnlich von geschäftigthuenden
Müßiggängern, und sich wichtigmachenwollen¬
den Tröpfen ausgeheckt; dem Vermögen nach¬
theilig durch unnütze Ausgaben, dem Geist durch
eingeschwärzte Kleinigkeitskrämerei, dem Herzen
durch Verführung zur Geschmacklosigkeit; schäd¬
lich für den Körper durch Nichtachtung auf die

„Deutſchen ſind ſolche Geſellen, was neu iſt, da
„fallen wir auf, und hangen daran wie die
„Narren, und wer uns wehret, der macht uns
„noch töller darauf; wenn aber niemand wehret,
„ſo werden wir ſelbſt bald müde und ſatt, gaf¬
„fen darnach auf ein ander Neues, ſo hat der
„Teufel das Vortheil, daß keine Lehr noch
„Traum ſo ungeſchickt kann aufkommen, er fin¬
„det Schüler darzu, und je ungeſchickter je eher.“

Luther's Werke 3r Theil der Jenaiſchen Ausga¬
be. Seite 338.

Der weiſe Franklin ſagt: „Die Steuern
ſo uns der Staat auflegt, ſind zu tragen; aber
die, ſo uns die Mode ausſchreibt, werden uner¬
ſchwinglich.“ Die Mode iſt ein neues Unheil;
ſtatt Bedeckung, Entblößung oder Vermum¬
mung; ſtatt Schmuck, Überladung und Ver¬
häßlichung; gewöhnlich von geſchäftigthuenden
Müßiggängern, und ſich wichtigmachenwollen¬
den Tröpfen ausgeheckt; dem Vermögen nach¬
theilig durch unnütze Ausgaben, dem Geiſt durch
eingeſchwärzte Kleinigkeitskrämerei, dem Herzen
durch Verführung zur Geſchmackloſigkeit; ſchäd¬
lich für den Körper durch Nichtachtung auf die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0359" n="329"/><fw type="pageNum" place="top">329<lb/></fw>&#x201E;Deut&#x017F;chen &#x017F;ind &#x017F;olche Ge&#x017F;ellen, was neu i&#x017F;t, da<lb/>
&#x201E;fallen wir auf, und hangen daran wie die<lb/>
&#x201E;Narren, und wer uns wehret, der macht uns<lb/>
&#x201E;noch töller darauf; wenn aber niemand wehret,<lb/>
&#x201E;&#x017F;o werden wir &#x017F;elb&#x017F;t bald müde und &#x017F;att, gaf¬<lb/>
&#x201E;fen darnach auf ein ander Neues, &#x017F;o hat der<lb/>
&#x201E;Teufel das Vortheil, daß keine Lehr noch<lb/>
&#x201E;Traum &#x017F;o unge&#x017F;chickt kann aufkommen, er fin¬<lb/>
&#x201E;det Schüler darzu, und je unge&#x017F;chickter je eher.&#x201C;</p><lb/>
          <listBibl>
            <bibl>Luther's Werke 3r Theil der Jenai&#x017F;chen Ausga¬<lb/>
be. Seite 338.</bibl>
          </listBibl><lb/>
          <p>Der wei&#x017F;e <hi rendition="#g">Franklin</hi> &#x017F;agt: &#x201E;Die Steuern<lb/>
&#x017F;o uns der Staat auflegt, &#x017F;ind zu tragen; aber<lb/>
die, &#x017F;o uns die Mode aus&#x017F;chreibt, werden uner¬<lb/>
&#x017F;chwinglich.&#x201C; Die Mode i&#x017F;t ein neues Unheil;<lb/>
&#x017F;tatt Bedeckung, Entblößung oder Vermum¬<lb/>
mung; &#x017F;tatt Schmuck, Überladung und Ver¬<lb/>
häßlichung; gewöhnlich von ge&#x017F;chäftigthuenden<lb/>
Müßiggängern, und &#x017F;ich wichtigmachenwollen¬<lb/>
den Tröpfen ausgeheckt; dem Vermögen nach¬<lb/>
theilig durch unnütze Ausgaben, dem Gei&#x017F;t durch<lb/>
einge&#x017F;chwärzte Kleinigkeitskrämerei, dem Herzen<lb/>
durch Verführung zur Ge&#x017F;chmacklo&#x017F;igkeit; &#x017F;chäd¬<lb/>
lich für den Körper durch Nichtachtung auf die<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0359] 329 „Deutſchen ſind ſolche Geſellen, was neu iſt, da „fallen wir auf, und hangen daran wie die „Narren, und wer uns wehret, der macht uns „noch töller darauf; wenn aber niemand wehret, „ſo werden wir ſelbſt bald müde und ſatt, gaf¬ „fen darnach auf ein ander Neues, ſo hat der „Teufel das Vortheil, daß keine Lehr noch „Traum ſo ungeſchickt kann aufkommen, er fin¬ „det Schüler darzu, und je ungeſchickter je eher.“ Luther's Werke 3r Theil der Jenaiſchen Ausga¬ be. Seite 338. Der weiſe Franklin ſagt: „Die Steuern ſo uns der Staat auflegt, ſind zu tragen; aber die, ſo uns die Mode ausſchreibt, werden uner¬ ſchwinglich.“ Die Mode iſt ein neues Unheil; ſtatt Bedeckung, Entblößung oder Vermum¬ mung; ſtatt Schmuck, Überladung und Ver¬ häßlichung; gewöhnlich von geſchäftigthuenden Müßiggängern, und ſich wichtigmachenwollen¬ den Tröpfen ausgeheckt; dem Vermögen nach¬ theilig durch unnütze Ausgaben, dem Geiſt durch eingeſchwärzte Kleinigkeitskrämerei, dem Herzen durch Verführung zur Geſchmackloſigkeit; ſchäd¬ lich für den Körper durch Nichtachtung auf die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/359
Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/359>, abgerufen am 21.11.2024.