Die Feier der Volksfeste muß einfach, und sinnvoll, und wohlfeil, und geschmackvoll, und verständlich, und ehrwürdig, und erwecklich sein; kein eitles Schaugepränge, kein üppiges Sin¬ nenspiel, kein Zerarbeiten widersprechender Ge¬ fühle; eine herzige Sinnbildnerei, angemessen dem Volksthum. Am Allerwenigsten dürfen my¬ thologische Fratzen vorkommen, wie die Ver¬ nunftgöttinnen in Neufrankreich, aus öffentlichen Unzuchtshäusern gehohlt; und gemiethete Lebe¬ hochrufer und Preiseweiber.
Es soll die Sinnlichkeit nicht den Geist ver¬ kuppeln, durch allerlei Weide das Herz verstri¬ cken; hier soll sie gerade wohlthätig eingreifen. Jede Lebenskraft, die sonst durch Sinnlichkeit gebunden wird, soll gerade durch diese entfesselt mit freier Macht walten. Das Äußere muß dem Jnnern entsprechen, wird doch jeder Acker bearbeitet, wenn er Früchte tragen soll, und im¬ mer nach dem, wozu er bestimmt ist. Das Ge¬ müth, dessen Erheben verlangt wird, darf nicht Niederdruck erleiden, nicht durch widerliche Um¬ gebungen den reinen Sinn höherer Anschauung verlieren, oder gar in Gemeinheit versinken, der
d)Art der Feier.
Die Feier der Volksfeſte muß einfach, und ſinnvoll, und wohlfeil, und geſchmackvoll, und verſtändlich, und ehrwürdig, und erwecklich ſein; kein eitles Schaugepränge, kein üppiges Sin¬ nenſpiel, kein Zerarbeiten widerſprechender Ge¬ fühle; eine herzige Sinnbildnerei, angemeſſen dem Volksthum. Am Allerwenigſten dürfen my¬ thologiſche Fratzen vorkommen, wie die Ver¬ nunftgöttinnen in Neufrankreich, aus öffentlichen Unzuchtshäuſern gehohlt; und gemiethete Lebe¬ hochrufer und Preiſeweiber.
Es ſoll die Sinnlichkeit nicht den Geiſt ver¬ kuppeln, durch allerlei Weide das Herz verſtri¬ cken; hier ſoll ſie gerade wohlthätig eingreifen. Jede Lebenskraft, die ſonſt durch Sinnlichkeit gebunden wird, ſoll gerade durch dieſe entfeſſelt mit freier Macht walten. Das Äußere muß dem Jnnern entſprechen, wird doch jeder Acker bearbeitet, wenn er Früchte tragen ſoll, und im¬ mer nach dem, wozu er beſtimmt iſt. Das Ge¬ müth, deſſen Erheben verlangt wird, darf nicht Niederdruck erleiden, nicht durch widerliche Um¬ gebungen den reinen Sinn höherer Anſchauung verlieren, oder gar in Gemeinheit verſinken, der
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d) Art der Feier.
Die Feier der Volksfeſte muß einfach, und
ſinnvoll, und wohlfeil, und geſchmackvoll, und
verſtändlich, und ehrwürdig, und erwecklich ſein;
kein eitles Schaugepränge, kein üppiges Sin¬
nenſpiel, kein Zerarbeiten widerſprechender Ge¬
fühle; eine herzige Sinnbildnerei, angemeſſen
dem Volksthum. Am Allerwenigſten dürfen my¬
thologiſche Fratzen vorkommen, wie die Ver¬
nunftgöttinnen in Neufrankreich, aus öffentlichen
Unzuchtshäuſern gehohlt; und gemiethete Lebe¬
hochrufer und Preiſeweiber.
Es ſoll die Sinnlichkeit nicht den Geiſt ver¬
kuppeln, durch allerlei Weide das Herz verſtri¬
cken; hier ſoll ſie gerade wohlthätig eingreifen.
Jede Lebenskraft, die ſonſt durch Sinnlichkeit
gebunden wird, ſoll gerade durch dieſe entfeſſelt
mit freier Macht walten. Das Äußere muß
dem Jnnern entſprechen, wird doch jeder Acker
bearbeitet, wenn er Früchte tragen ſoll, und im¬
mer nach dem, wozu er beſtimmt iſt. Das Ge¬
müth, deſſen Erheben verlangt wird, darf nicht
Niederdruck erleiden, nicht durch widerliche Um¬
gebungen den reinen Sinn höherer Anſchauung
verlieren, oder gar in Gemeinheit verſinken, der
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/384>, abgerufen am 21.11.2024.
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