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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Unsterblich groß durch seine Lieder,
Der Menschenfreund, der Weise -- Kleist."

Kriele Prediger zu Kunersdorf, schlug im
Jahr 1804 vor, zu Ehren Kleist's ein Denkmahl
auf dem Kunersdorfer Schlachtfelde zu errichten.
Das ist schon besser gemeint. Ein Denkmahl
wird durch gemeine Umgebungen entweiht. Jn
der Kunersdorfer Kirche hingen sonst Frie¬
drichs Bildniß, und das eines noch le¬
benden Burgemeisters
zu Frankfurt an
der Oder, neben einander! Für Kleist's Denk¬
mahl wüßte ich keinen schönern Platz, als auf
dem Kunersdorfer Schlachtfelde bei der soge¬
nannten "hohen Fichte." Das nahegelegene
Hölzchen auf dem Hügel "die Kuhburg" müßte
"Kleist's Frühlingshain" heißen, und aus der
Stadt, und von der Oderbrücke hätte man als¬
dann beide Hain und Denkmahl immer vor Augen.

Aber bei jedem im Freien stehenden Denk¬
mahl muß ein Warthaus mit einem Stamm¬
buch sein. Und dies gäbe noch eine schickliche Ver¬
sorgung für ausgediente Vaterlandsvertheidiger.

Der gemeine Deutsche Mann geht vor kei¬
nem Hochgericht und Rabenstein vorbei, ohne

Unſterblich groß durch ſeine Lieder,
Der Menſchenfreund, der Weiſe — Kleiſt.“

Kriele Prediger zu Kunersdorf, ſchlug im
Jahr 1804 vor, zu Ehren Kleiſt's ein Denkmahl
auf dem Kunersdorfer Schlachtfelde zu errichten.
Das iſt ſchon beſſer gemeint. Ein Denkmahl
wird durch gemeine Umgebungen entweiht. Jn
der Kunersdorfer Kirche hingen ſonſt Frie¬
drichs Bildniß, und das eines noch le¬
benden Burgemeiſters
zu Frankfurt an
der Oder, neben einander! Für Kleiſt's Denk¬
mahl wüßte ich keinen ſchönern Platz, als auf
dem Kunersdorfer Schlachtfelde bei der ſoge¬
nannten „hohen Fichte.“ Das nahegelegene
Hölzchen auf dem Hügel „die Kuhburg“ müßte
„Kleiſt's Frühlingshain“ heißen, und aus der
Stadt, und von der Oderbrücke hätte man als¬
dann beide Hain und Denkmahl immer vor Augen.

Aber bei jedem im Freien ſtehenden Denk¬
mahl muß ein Warthaus mit einem Stamm¬
buch ſein. Und dies gäbe noch eine ſchickliche Ver¬
ſorgung für ausgediente Vaterlandsvertheidiger.

Der gemeine Deutſche Mann geht vor kei¬
nem Hochgericht und Rabenſtein vorbei, ohne

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[367/0397] 367 Unſterblich groß durch ſeine Lieder, Der Menſchenfreund, der Weiſe — Kleiſt.“ Kriele Prediger zu Kunersdorf, ſchlug im Jahr 1804 vor, zu Ehren Kleiſt's ein Denkmahl auf dem Kunersdorfer Schlachtfelde zu errichten. Das iſt ſchon beſſer gemeint. Ein Denkmahl wird durch gemeine Umgebungen entweiht. Jn der Kunersdorfer Kirche hingen ſonſt Frie¬ drichs Bildniß, und das eines noch le¬ benden Burgemeiſters zu Frankfurt an der Oder, neben einander! Für Kleiſt's Denk¬ mahl wüßte ich keinen ſchönern Platz, als auf dem Kunersdorfer Schlachtfelde bei der ſoge¬ nannten „hohen Fichte.“ Das nahegelegene Hölzchen auf dem Hügel „die Kuhburg“ müßte „Kleiſt's Frühlingshain“ heißen, und aus der Stadt, und von der Oderbrücke hätte man als¬ dann beide Hain und Denkmahl immer vor Augen. Aber bei jedem im Freien ſtehenden Denk¬ mahl muß ein Warthaus mit einem Stamm¬ buch ſein. Und dies gäbe noch eine ſchickliche Ver¬ ſorgung für ausgediente Vaterlandsvertheidiger. Der gemeine Deutſche Mann geht vor kei¬ nem Hochgericht und Rabenſtein vorbei, ohne

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/397>, abgerufen am 22.11.2024.