Putzart absehen; die Eintheilung des Verdien¬ stes, worauf Alles ankommt, ist kein Finger¬ spiel; Jnnenordnung überhaupt gedeiht nicht unter Launen.
Gattin soll die Braut werden, ein Mit¬ wesen Eines geliebten andern, Eins mit ihm, wie rankend Jmmergrün mit der Eiche. Einen stillen Lebenskreis soll die Erwählte ziehn um den Einzigen; wohin keine Sorge, keine Arbeits¬ beschwerde, kein Geschäftsdrang, keine Zerstreuung hineindringt. Hier soll sie Hohepriesterin sein, auf dem häuslichen Altare das heilige Feuer unentweihter Liebe nähren, daß des Mannes Kraft fürs Allwohl nie erlösche, er nur freudi¬ ger hinaus ins Lebensgewühl stürze, wie zum Siegesfest nach vollbrachter Arbeit rückkehre zu häuslichen Freuden. Gattin kann nur die sin¬ nige Hausfrau sein, nicht die Tausendkünstlerin die in fremden Zungen plappert, nie des Her¬ zens Sprache versteht und redet; feingeziert ist, ohne Biedersinn; der Mode Veränderlichkeit ihr Schmetterlingsherz weiht, darüber Mann und Kinder vergessend, sich putzend als Erobe¬ rin ausrüstet, ohne sich je mit bescheidener weib¬
Putzart abſehen; die Eintheilung des Verdien¬ ſtes, worauf Alles ankommt, iſt kein Finger¬ ſpiel; Jnnenordnung überhaupt gedeiht nicht unter Launen.
Gattin ſoll die Braut werden, ein Mit¬ weſen Eines geliebten andern, Eins mit ihm, wie rankend Jmmergrün mit der Eiche. Einen ſtillen Lebenskreis ſoll die Erwählte ziehn um den Einzigen; wohin keine Sorge, keine Arbeits¬ beſchwerde, kein Geſchäftsdrang, keine Zerſtreuung hineindringt. Hier ſoll ſie Hoheprieſterin ſein, auf dem häuslichen Altare das heilige Feuer unentweihter Liebe nähren, daß des Mannes Kraft fürs Allwohl nie erlöſche, er nur freudi¬ ger hinaus ins Lebensgewühl ſtürze, wie zum Siegesfeſt nach vollbrachter Arbeit rückkehre zu häuslichen Freuden. Gattin kann nur die ſin¬ nige Hausfrau ſein, nicht die Tauſendkünſtlerin die in fremden Zungen plappert, nie des Her¬ zens Sprache verſteht und redet; feingeziert iſt, ohne Biederſinn; der Mode Veränderlichkeit ihr Schmetterlingsherz weiht, darüber Mann und Kinder vergeſſend, ſich putzend als Erobe¬ rin ausrüſtet, ohne ſich je mit beſcheidener weib¬
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Putzart abſehen; die Eintheilung des Verdien¬
ſtes, worauf Alles ankommt, iſt kein Finger¬
ſpiel; Jnnenordnung überhaupt gedeiht nicht
unter Launen.
Gattin ſoll die Braut werden, ein Mit¬
weſen Eines geliebten andern, Eins mit ihm,
wie rankend Jmmergrün mit der Eiche. Einen
ſtillen Lebenskreis ſoll die Erwählte ziehn um
den Einzigen; wohin keine Sorge, keine Arbeits¬
beſchwerde, kein Geſchäftsdrang, keine Zerſtreuung
hineindringt. Hier ſoll ſie Hoheprieſterin ſein,
auf dem häuslichen Altare das heilige Feuer
unentweihter Liebe nähren, daß des Mannes
Kraft fürs Allwohl nie erlöſche, er nur freudi¬
ger hinaus ins Lebensgewühl ſtürze, wie zum
Siegesfeſt nach vollbrachter Arbeit rückkehre zu
häuslichen Freuden. Gattin kann nur die ſin¬
nige Hausfrau ſein, nicht die Tauſendkünſtlerin
die in fremden Zungen plappert, nie des Her¬
zens Sprache verſteht und redet; feingeziert iſt,
ohne Biederſinn; der Mode Veränderlichkeit
ihr Schmetterlingsherz weiht, darüber Mann
und Kinder vergeſſend, ſich putzend als Erobe¬
rin ausrüſtet, ohne ſich je mit beſcheidener weib¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/440>, abgerufen am 10.11.2024.
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