diunen trotz ihrer natürlichen Blöße; denn sie lassen sich am Tage nie von ihren Männern umarmen. Dagegen scheint unsere heutige Ju¬ gend aus dem Nachmittagsschlummer der Äl¬ tern hervorgegangen, und eine gewitterschwüle Schwere und Dumpfheit der Dämmerer Em¬ pfängnißsünde zu beurkunden.
Herzensreinheit allein schützt das Aller¬ heiligste des Menschenlebens gegen Frevel und Entweihung. "Die eheliche Liebe ist und soll "sein die allergrößte und lauterste Liebe von al¬ "len Lieben. Über alle gehet die eheliche Liebe, "das ist eine Brautliebe; die brennet wie das "Feuer, und suchet nicht mehr, denn das eheliche "Gemahl. Die spricht: Jch will nicht das Dei¬ "ne, ich will weder Gold noch Silber, weder "dieß noch das, ich will Dich selbst haben. Alle "andere Liebe suchet etwas anders, denn den sie "liebet; diese allein will den Geliebten eigen, "selbst, ganz haben." (Luther's Sermon vom ehelichen Stande.) Darum müsse jedes eheliche Erkennen nur wiederholte Anvermählung sein, vom ersten am Brautabend.
Keuschheit ist die Lebensverlängerin der
diunen trotz ihrer natürlichen Blöße; denn ſie laſſen ſich am Tage nie von ihren Männern umarmen. Dagegen ſcheint unſere heutige Ju¬ gend aus dem Nachmittagsſchlummer der Äl¬ tern hervorgegangen, und eine gewitterſchwüle Schwere und Dumpfheit der Dämmerer Em¬ pfängnißſünde zu beurkunden.
Herzensreinheit allein ſchützt das Aller¬ heiligſte des Menſchenlebens gegen Frevel und Entweihung. „Die eheliche Liebe iſt und ſoll „ſein die allergrößte und lauterſte Liebe von al¬ „len Lieben. Über alle gehet die eheliche Liebe, „das iſt eine Brautliebe; die brennet wie das „Feuer, und ſuchet nicht mehr, denn das eheliche „Gemahl. Die ſpricht: Jch will nicht das Dei¬ „ne, ich will weder Gold noch Silber, weder „dieß noch das, ich will Dich ſelbſt haben. Alle „andere Liebe ſuchet etwas anders, denn den ſie „liebet; dieſe allein will den Geliebten eigen, „ſelbſt, ganz haben.“ (Luther's Sermon vom ehelichen Stande.) Darum müſſe jedes eheliche Erkennen nur wiederholte Anvermählung ſein, vom erſten am Brautabend.
Keuſchheit iſt die Lebensverlängerin der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0444"n="414"/><fwtype="pageNum"place="top">414<lb/></fw>diunen trotz ihrer natürlichen Blöße; denn ſie<lb/>
laſſen ſich <hirendition="#g">am Tage nie</hi> von ihren Männern<lb/>
umarmen. Dagegen ſcheint unſere heutige Ju¬<lb/>
gend aus dem Nachmittagsſchlummer der Äl¬<lb/>
tern hervorgegangen, und eine gewitterſchwüle<lb/>
Schwere und Dumpfheit der Dämmerer Em¬<lb/>
pfängnißſünde zu beurkunden.</p><lb/><p><hirendition="#g">Herzensreinheit</hi> allein ſchützt das Aller¬<lb/>
heiligſte des Menſchenlebens gegen Frevel und<lb/>
Entweihung. „Die eheliche Liebe iſt und ſoll<lb/>„ſein die allergrößte und lauterſte Liebe von al¬<lb/>„len Lieben. Über alle gehet die eheliche Liebe,<lb/>„das iſt eine Brautliebe; die brennet wie das<lb/>„Feuer, und ſuchet nicht mehr, denn das eheliche<lb/>„Gemahl. Die ſpricht: Jch will nicht das Dei¬<lb/>„ne, ich will weder Gold noch Silber, weder<lb/>„dieß noch das, ich will Dich ſelbſt haben. Alle<lb/>„andere Liebe ſuchet etwas anders, denn den ſie<lb/>„liebet; dieſe allein will den Geliebten eigen,<lb/>„ſelbſt, ganz haben.“ (Luther's Sermon vom<lb/>
ehelichen Stande.) Darum müſſe jedes eheliche<lb/>
Erkennen nur wiederholte Anvermählung ſein,<lb/>
vom erſten am Brautabend.</p><lb/><p><hirendition="#g">Keuſchheit</hi> iſt die Lebensverlängerin der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[414/0444]
414
diunen trotz ihrer natürlichen Blöße; denn ſie
laſſen ſich am Tage nie von ihren Männern
umarmen. Dagegen ſcheint unſere heutige Ju¬
gend aus dem Nachmittagsſchlummer der Äl¬
tern hervorgegangen, und eine gewitterſchwüle
Schwere und Dumpfheit der Dämmerer Em¬
pfängnißſünde zu beurkunden.
Herzensreinheit allein ſchützt das Aller¬
heiligſte des Menſchenlebens gegen Frevel und
Entweihung. „Die eheliche Liebe iſt und ſoll
„ſein die allergrößte und lauterſte Liebe von al¬
„len Lieben. Über alle gehet die eheliche Liebe,
„das iſt eine Brautliebe; die brennet wie das
„Feuer, und ſuchet nicht mehr, denn das eheliche
„Gemahl. Die ſpricht: Jch will nicht das Dei¬
„ne, ich will weder Gold noch Silber, weder
„dieß noch das, ich will Dich ſelbſt haben. Alle
„andere Liebe ſuchet etwas anders, denn den ſie
„liebet; dieſe allein will den Geliebten eigen,
„ſelbſt, ganz haben.“ (Luther's Sermon vom
ehelichen Stande.) Darum müſſe jedes eheliche
Erkennen nur wiederholte Anvermählung ſein,
vom erſten am Brautabend.
Keuſchheit iſt die Lebensverlängerin der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/444>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.