Volksgröße aus, im Familienglück lebt die Va¬ terlandsliebe, und der Hochaltar unsers Volks¬ thums steht im Tempel der Häuslichkeit; sie ist die beste Vorschule, Deutschheit heißt sie bei uns im Großen. Für sie kann jeder leben, er sei reich oder arm, vornehm oder gering, einfältig oder gelehrt, Mann oder Weib, Jüngling oder Jungfrau, Kind oder Greis. Man vermag dahin zu würken vom Thron und von der Bühne, vom Predigtstuhl und vom Lehrersitz, mit Schrift wie mit Rede.
Einst war mein Streben, die Deutschheit als eine wohlthätige Begründung der Mensch¬ heit unter den Völkern geschichtlich nachzuwei¬ sen, und überhaupt auf alle übrige Volksthü¬ mer die Aufmerksamkeit zu richten. Denn nir¬ gend erscheint die Menschheit hienieden abgeson¬ dert und rein, immer wird sie nur durch Volks¬ thümer vorgestellt und vertreten. Jn den Volks¬ thümern liegt jedes Volkes besonderer Werth, und sein wahres Verdienst für das Wettstreben zur Menschheit:
" -- -- -- -- immer höher
Vom Mongolen bis zum Griech'schen Seher
Der sich an den letzten Seraph reiht."
Volksgröße aus, im Familienglück lebt die Va¬ terlandsliebe, und der Hochaltar unſers Volks¬ thums ſteht im Tempel der Häuslichkeit; ſie iſt die beſte Vorſchule, Deutſchheit heißt ſie bei uns im Großen. Für ſie kann jeder leben, er ſei reich oder arm, vornehm oder gering, einfältig oder gelehrt, Mann oder Weib, Jüngling oder Jungfrau, Kind oder Greis. Man vermag dahin zu würken vom Thron und von der Bühne, vom Predigtſtuhl und vom Lehrerſitz, mit Schrift wie mit Rede.
Einſt war mein Streben, die Deutſchheit als eine wohlthätige Begründung der Menſch¬ heit unter den Völkern geſchichtlich nachzuwei¬ ſen, und überhaupt auf alle übrige Volksthü¬ mer die Aufmerkſamkeit zu richten. Denn nir¬ gend erſcheint die Menſchheit hienieden abgeſon¬ dert und rein, immer wird ſie nur durch Volks¬ thümer vorgeſtellt und vertreten. Jn den Volks¬ thümern liegt jedes Volkes beſonderer Werth, und ſein wahres Verdienſt für das Wettſtreben zur Menſchheit:
„ — — — — immer höher
Vom Mongolen bis zum Griech'ſchen Seher
Der ſich an den letzten Seraph reiht.“
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Volksgröße aus, im Familienglück lebt die Va¬
terlandsliebe, und der Hochaltar unſers Volks¬
thums ſteht im Tempel der Häuslichkeit; ſie iſt
die beſte Vorſchule, Deutſchheit heißt ſie bei uns
im Großen. Für ſie kann jeder leben, er ſei
reich oder arm, vornehm oder gering, einfältig
oder gelehrt, Mann oder Weib, Jüngling oder
Jungfrau, Kind oder Greis. Man vermag
dahin zu würken vom Thron und von der
Bühne, vom Predigtſtuhl und vom Lehrerſitz,
mit Schrift wie mit Rede.
Einſt war mein Streben, die Deutſchheit
als eine wohlthätige Begründung der Menſch¬
heit unter den Völkern geſchichtlich nachzuwei¬
ſen, und überhaupt auf alle übrige Volksthü¬
mer die Aufmerkſamkeit zu richten. Denn nir¬
gend erſcheint die Menſchheit hienieden abgeſon¬
dert und rein, immer wird ſie nur durch Volks¬
thümer vorgeſtellt und vertreten. Jn den Volks¬
thümern liegt jedes Volkes beſonderer Werth,
und ſein wahres Verdienſt für das Wettſtreben
zur Menſchheit:
„ — — — — immer höher
Vom Mongolen bis zum Griech'ſchen Seher
Der ſich an den letzten Seraph reiht.“
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/45>, abgerufen am 03.12.2024.
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