Nicht der äußere umgelegte Staatsband macht das Volk; Menschen lassen sich nicht wie Heringe in Tonnen pökeln, nicht in Völker¬ zwinger einheerden, wie Xerxes Krieger in die Maaßhorde der Zehntausende. Zusammensein¬ müssen giebt keinen wahren Verein. Das Jn¬ einanderhineinleben, das stille vertrauliche Sich¬ aneinandergewöhnen, das mit Wechselliebe Sich¬ lebendeinverleiben bildet das Volk, und bewahrt und erhält es durch Volksthum. So paart sich der Jugend Feuer mit gereifter Mannskraft, und des Alters reicher Erfahrung. So ist ein echtes Volk, durchdrungen vom Machtgefühl seines eigenen Volksthums, eine menschliche Mei¬ sterschöpfung, die selbst wieder Schöpfungskraft äußert; und so im ewigen Kreistanz das Schaf¬ fende, und Erschaffene einigt.
Der Mensch ist nur ein Genießbraucher der Natur, ihr Handlanger, und wenn er mehr oder gar Alles sein will -- ihr Verpfuscher. Die Allmutter verwaltet mit zärtlicher Fürsorge seine wichtigsten Lebensverrichtungen, den Blut¬ umlauf, das Dauungsgeschäft, und so viele an¬ dere. Wo ist der Machtmensch, der diese Ord¬
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Nicht der äußere umgelegte Staatsband macht das Volk; Menſchen laſſen ſich nicht wie Heringe in Tonnen pökeln, nicht in Völker¬ zwinger einheerden, wie Xerxes Krieger in die Maaßhorde der Zehntauſende. Zuſammenſein¬ müſſen giebt keinen wahren Verein. Das Jn¬ einanderhineinleben, das ſtille vertrauliche Sich¬ aneinandergewöhnen, das mit Wechſelliebe Sich¬ lebendeinverleiben bildet das Volk, und bewahrt und erhält es durch Volksthum. So paart ſich der Jugend Feuer mit gereifter Mannskraft, und des Alters reicher Erfahrung. So iſt ein echtes Volk, durchdrungen vom Machtgefühl ſeines eigenen Volksthums, eine menſchliche Mei¬ ſterſchöpfung, die ſelbſt wieder Schöpfungskraft äußert; und ſo im ewigen Kreistanz das Schaf¬ fende, und Erſchaffene einigt.
Der Menſch iſt nur ein Genießbraucher der Natur, ihr Handlanger, und wenn er mehr oder gar Alles ſein will — ihr Verpfuſcher. Die Allmutter verwaltet mit zärtlicher Fürſorge ſeine wichtigſten Lebensverrichtungen, den Blut¬ umlauf, das Dauungsgeſchäft, und ſo viele an¬ dere. Wo iſt der Machtmenſch, der dieſe Ord¬
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Nicht der äußere umgelegte Staatsband
macht das Volk; Menſchen laſſen ſich nicht wie
Heringe in Tonnen pökeln, nicht in Völker¬
zwinger einheerden, wie Xerxes Krieger in die
Maaßhorde der Zehntauſende. Zuſammenſein¬
müſſen giebt keinen wahren Verein. Das Jn¬
einanderhineinleben, das ſtille vertrauliche Sich¬
aneinandergewöhnen, das mit Wechſelliebe Sich¬
lebendeinverleiben bildet das Volk, und bewahrt
und erhält es durch Volksthum. So paart ſich
der Jugend Feuer mit gereifter Mannskraft,
und des Alters reicher Erfahrung. So iſt ein
echtes Volk, durchdrungen vom Machtgefühl
ſeines eigenen Volksthums, eine menſchliche Mei¬
ſterſchöpfung, die ſelbſt wieder Schöpfungskraft
äußert; und ſo im ewigen Kreistanz das Schaf¬
fende, und Erſchaffene einigt.
Der Menſch iſt nur ein Genießbraucher
der Natur, ihr Handlanger, und wenn er mehr
oder gar Alles ſein will — ihr Verpfuſcher.
Die Allmutter verwaltet mit zärtlicher Fürſorge
ſeine wichtigſten Lebensverrichtungen, den Blut¬
umlauf, das Dauungsgeſchäft, und ſo viele an¬
dere. Wo iſt der Machtmenſch, der dieſe Ord¬
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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/46>, abgerufen am 21.11.2024.
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