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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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gefühlt, als sie einst ausriefen: "Moriamini pro
rege nostro Maria Theresia
." Wie abstechend
davon die Pyrmonter Brunnengäst-Verzeich¬
nisse? "Herr Major und Frau Major; Herr
Consistorialrath und Frau Consistorialrath u. s.
w." stehen dort neben einander. Am Weitesten
sind indessen doch die Predigerfrauen in den Um¬
gebungen Berlins gegangen, weil sie sich Schwe¬
stern nennen. Absingen lassen sollte man über
sie: "Meine Mutter hat Gänse u. s. w!"

Da die Titel mit jedem Jahre etwas von
ihrem Werthe verlieren, und aus der Rang¬
sucht eine Rangseuche geworden; so sollten alle
Demoisellen, Mamsellen u. s. w. Fräulein
heißen. Jn Wien ist es schon, und man setzt
hinzu bürgerlich oder adelig. Fräulein ist
eigentlich so viel, als woraus noch eine Frau
werden kann. Luther in der Schöpfungsge¬
schichte versteht es nicht anders. Und dann kün¬
dige man bei den Aufgeboten so ab: "mit
Fräulein N. N. des N. N. Jungfrau
Tochter.

"Jn Deutschland giebt es berühmte Städte,
"z. B. Lübeck, wo man den Weibern nicht den

gefühlt, als ſie einſt ausriefen: „Moriamini pro
rege nostro Maria Theresia
.“ Wie abſtechend
davon die Pyrmonter Brunnengäſt-Verzeich¬
niſſe? „Herr Major und Frau Major; Herr
Conſiſtorialrath und Frau Conſiſtorialrath u. ſ.
w.“ ſtehen dort neben einander. Am Weiteſten
ſind indeſſen doch die Predigerfrauen in den Um¬
gebungen Berlins gegangen, weil ſie ſich Schwe¬
ſtern nennen. Abſingen laſſen ſollte man über
ſie: „Meine Mutter hat Gänſe u. ſ. w!“

Da die Titel mit jedem Jahre etwas von
ihrem Werthe verlieren, und aus der Rang¬
ſucht eine Rangſeuche geworden; ſo ſollten alle
Demoiſellen, Mamſellen u. ſ. w. Fräulein
heißen. Jn Wien iſt es ſchon, und man ſetzt
hinzu bürgerlich oder adelig. Fräulein iſt
eigentlich ſo viel, als woraus noch eine Frau
werden kann. Luther in der Schöpfungsge¬
ſchichte verſteht es nicht anders. Und dann kün¬
dige man bei den Aufgeboten ſo ab: „mit
Fräulein N. N. des N. N. Jungfrau
Tochter.

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„z. B. Lübeck, wo man den Weibern nicht den

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[431/0461] 431 gefühlt, als ſie einſt ausriefen: „Moriamini pro rege nostro Maria Theresia.“ Wie abſtechend davon die Pyrmonter Brunnengäſt-Verzeich¬ niſſe? „Herr Major und Frau Major; Herr Conſiſtorialrath und Frau Conſiſtorialrath u. ſ. w.“ ſtehen dort neben einander. Am Weiteſten ſind indeſſen doch die Predigerfrauen in den Um¬ gebungen Berlins gegangen, weil ſie ſich Schwe¬ ſtern nennen. Abſingen laſſen ſollte man über ſie: „Meine Mutter hat Gänſe u. ſ. w!“ Da die Titel mit jedem Jahre etwas von ihrem Werthe verlieren, und aus der Rang¬ ſucht eine Rangſeuche geworden; ſo ſollten alle Demoiſellen, Mamſellen u. ſ. w. Fräulein heißen. Jn Wien iſt es ſchon, und man ſetzt hinzu bürgerlich oder adelig. Fräulein iſt eigentlich ſo viel, als woraus noch eine Frau werden kann. Luther in der Schöpfungsge¬ ſchichte verſteht es nicht anders. Und dann kün¬ dige man bei den Aufgeboten ſo ab: „mit Fräulein N. N. des N. N. Jungfrau Tochter. „Jn Deutſchland giebt es berühmte Städte, „z. B. Lübeck, wo man den Weibern nicht den

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/461>, abgerufen am 26.11.2024.