Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.des Widerspruchs seiner Bestimmung mit seinem Schiksal ist. -- Den[131] Sie haben die Güte, das Manuskript oder eine günstigere Antwort [Spaltenumbruch]
Leipzig, den 19. Jun. 1784[Spaltenumbruch] Ew. Hochedelgeboren gehorsamster Diener J. P. F. Richter 75. An Frau Richter in Hof.10 Liebe Mama! Ich schreibe sogleich, damit Sie mir nicht vorwerfen, ich habe mich des Widerſpruchs ſeiner Beſtimmung mit ſeinem Schikſal iſt. — Den[131] Sie haben die Güte, das Manuſkript oder eine günſtigere Antwort [Spaltenumbruch]
Leipzig, den 19. Jun. 1784[Spaltenumbruch] Ew. Hochedelgeboren gehorſamſter Diener J. P. F. Richter 75. An Frau Richter in Hof.10 Liebe Mama! Ich ſchreibe ſogleich, damit Sie mir nicht vorwerfen, ich habe mich <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0147" n="123"/> des Widerſpruchs ſeiner Beſtimmung mit ſeinem Schikſal iſt. — Den<note place="right"><ref target="1922_Bd#_131">[131]</ref></note><lb/> Lohn meiner litterariſchen Übungen wird Ihr Geſchmak, Ihre Un-<lb/> eigennüzigkeit und Ihre Rükſicht auf den vorigen Perioden beſtimmen.</p><lb/> <p>Sie haben die Güte, das Manuſkript oder eine günſtigere Antwort<lb/> unter folgender Addreſſe an mich zu ſchikken: An Hern von Örthel in<lb n="5"/> Flier’s Hauſe in der Petersſtraſſe. Ich bin mit gröſter Hochachtung</p><lb/> <closer> <salute> <cb/> <date> <hi rendition="#left">Leipzig, den 19. Jun.<lb/> 1784</hi> </date> <cb/> <hi rendition="#right">Ew. Hochedelgeboren<lb/> gehorſamſter Diener<lb/> J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>75. An <hi rendition="#g">Frau Richter in Hof.</hi><lb n="10"/> </head> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Liebe Mama!</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Ich ſchreibe ſogleich, damit Sie mir nicht vorwerfen, ich habe mich<lb/> geändert. Allein ich bin noch immer der nämliche; aber wenn ich<lb/> nichts zu ſchreiben habe, was ſol ich Ihnen denn da einen Brief<lb/> ſchikken. Sie aber haben ſich geändert: denn Sie ſchreiben ungefähr<lb n="15"/> alle halbe Jahre einmal; doch mannichmal ſind Sie fleiſſiger und<lb/> ſchikken mir auch ſchon in einem Vierteliahre einen. Überdies bin ich<lb/> iezt in verdrüslichen Umſtänden: denn ich habe kein Geld; doch habe<lb/> ich dafür nicht wenige Schulden und gebe mir täglich Mühe, die alten<lb/> mit neuen zu vermehren. Doch hoff’ ich bald Geld zu bekommen; und<lb n="20"/> ich kan darauf um deſto eher rechnen, weil es mir neulich wirklich<lb/> geträumt hat, daß ich in kurzem der reichſte Menſch auf Gotteserd-<lb/> boden werden ſolle. Geben Sie mir — ich habe Ihnen ſchon einmal<lb/> darum gebeten — doch Nachricht, wie, wo, bei wem und wie gros Ihr<lb/> neues Logis iſt. Wenn ich nun einmal wieder, wie gewöhnlich, gefahren<lb n="25"/> käme, wo ſolte ich denn in Ihrem Hauſe Plaz nehmen? Benachrichtigen<lb/> Sie mich alſo, ob ich mir verſprechen dürfe, ein bequemes Loch zu<lb/> finden, in das ich bei meiner Ankunft kriechen könte. — Vom Verkaufe<lb/> Ihres Hauſes haben Sie mir auch blutwenig geſchrieben und ich habe<lb/> überdies alles ſchon wieder vergeſſen; ſchreiben Sie daher alles noch<lb n="30"/> einmal. — Mein Buch in Helmbrechts iſt nur ein geſchriebenes aus<lb/> andern Büchern und ich frage alſo wenig darnach. Ich ſchenke es alſo<lb/> der Mademoiſelle von Herzen gerne und mus es wol, da ich mich (Sie<lb/> werden in Hof unfehlbar ſchon davon gehöret haben) entſchloſſen habe,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0147]
des Widerſpruchs ſeiner Beſtimmung mit ſeinem Schikſal iſt. — Den
Lohn meiner litterariſchen Übungen wird Ihr Geſchmak, Ihre Un-
eigennüzigkeit und Ihre Rükſicht auf den vorigen Perioden beſtimmen.
[131]
Sie haben die Güte, das Manuſkript oder eine günſtigere Antwort
unter folgender Addreſſe an mich zu ſchikken: An Hern von Örthel in 5
Flier’s Hauſe in der Petersſtraſſe. Ich bin mit gröſter Hochachtung
Leipzig, den 19. Jun.
1784
Ew. Hochedelgeboren
gehorſamſter Diener
J. P. F. Richter
75. An Frau Richter in Hof. 10
Liebe Mama!
Ich ſchreibe ſogleich, damit Sie mir nicht vorwerfen, ich habe mich
geändert. Allein ich bin noch immer der nämliche; aber wenn ich
nichts zu ſchreiben habe, was ſol ich Ihnen denn da einen Brief
ſchikken. Sie aber haben ſich geändert: denn Sie ſchreiben ungefähr 15
alle halbe Jahre einmal; doch mannichmal ſind Sie fleiſſiger und
ſchikken mir auch ſchon in einem Vierteliahre einen. Überdies bin ich
iezt in verdrüslichen Umſtänden: denn ich habe kein Geld; doch habe
ich dafür nicht wenige Schulden und gebe mir täglich Mühe, die alten
mit neuen zu vermehren. Doch hoff’ ich bald Geld zu bekommen; und 20
ich kan darauf um deſto eher rechnen, weil es mir neulich wirklich
geträumt hat, daß ich in kurzem der reichſte Menſch auf Gotteserd-
boden werden ſolle. Geben Sie mir — ich habe Ihnen ſchon einmal
darum gebeten — doch Nachricht, wie, wo, bei wem und wie gros Ihr
neues Logis iſt. Wenn ich nun einmal wieder, wie gewöhnlich, gefahren 25
käme, wo ſolte ich denn in Ihrem Hauſe Plaz nehmen? Benachrichtigen
Sie mich alſo, ob ich mir verſprechen dürfe, ein bequemes Loch zu
finden, in das ich bei meiner Ankunft kriechen könte. — Vom Verkaufe
Ihres Hauſes haben Sie mir auch blutwenig geſchrieben und ich habe
überdies alles ſchon wieder vergeſſen; ſchreiben Sie daher alles noch 30
einmal. — Mein Buch in Helmbrechts iſt nur ein geſchriebenes aus
andern Büchern und ich frage alſo wenig darnach. Ich ſchenke es alſo
der Mademoiſelle von Herzen gerne und mus es wol, da ich mich (Sie
werden in Hof unfehlbar ſchon davon gehöret haben) entſchloſſen habe,
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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