Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.P. S. Meine Mutter räth mir an, die Höflichkeit doch nicht so ganz 88. An Buchhändler Mylius in Berlin.15 [Kopie][Hof, 18. Dez. 1784]Vielleicht darf ich nicht einmal von der Erlaubnis Gebrauch machen, 89. An Oerthel in Leipzig.20 Mein lieber Örthel! Anstat einer langen Klage über dein Stilschweigen wil ich vielmehr "Lieber Richter! "Endlich fang' ich wieder an zu reden und ich trete aus meiner P. S. Meine Mutter räth mir an, die Höflichkeit doch nicht ſo ganz 88. An Buchhändler Mylius in Berlin.15 [Kopie][Hof, 18. Dez. 1784]Vielleicht darf ich nicht einmal von der Erlaubnis Gebrauch machen, 89. An Oerthel in Leipzig.20 Mein lieber Örthel! Anſtat einer langen Klage über dein Stilſchweigen wil ich vielmehr „Lieber Richter! „Endlich fang’ ich wieder an zu reden und ich trete aus meiner <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0164" n="140"/> <postscript> <p>P. S. Meine Mutter räth mir an, die Höflichkeit doch nicht ſo ganz<lb/> aus den Augen zu ſezen: ſondern ein ſchönes Poſtſkript auszufertigen<lb/> und in demſelben Ew. Hochehrw. glükliche Feiertage zu wünſchen; ich<lb/> ſtelle aber meiner Mutter vor, daß ich Ihnen lieber glükliche Wochen-<lb/> tage wünſchen wil, deren es doch mehrere giebt. Dafür erſuche ich<lb n="5"/> Ew. Hochehrw., daß Sie auch höflich ſind und mir Verſchiedenes<lb/> wünſchen, unter andern dies, daß ich oft von Rehau Briefe bekommen<lb/> möge; iedoch kein Wunſch trift ein. Ihrer lieben Gemahlin, die ich<lb/> iezt mit einem h ſchreibe und an welche ich Sie mich zu empfehlen bitte,<lb/> wünſch’ ich zum neuen Jahre, daß ein gewiſſer Herr Richter aus Hoſ<lb n="10"/> ſelten nach Rehau komme: denn der verurſacht ſtets Beſchwerlichkeiten,<lb/> er mag kommen oder ſchreiben und wil immer was haben, bald Eſſen,<lb/> bald Bücher, bald gar — Briefe. Einige Leute ſchlieſſen ihre Poſt-<lb/> ſkripte mit Adieu.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>88. An <hi rendition="#g">Buchhändler Mylius in Berlin.</hi><lb n="15"/> </head> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, 18. Dez. 1784<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Vielleicht darf ich nicht einmal von der Erlaubnis Gebrauch machen,<lb/> die er mir gegeben, mit dem günſtigen Urtheile, das er über ſie gefället,<lb/> meine Freiheit zu entſchuldigen, Ihnen ſie zum Verlage anzutragen.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>89. An <hi rendition="#g">Oerthel in Leipzig.</hi><lb n="20"/> </head> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Mein lieber Örthel!</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Anſtat einer langen Klage über dein Stilſchweigen wil ich vielmehr<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd#_149">[149]</ref></note>ein Mittel dagegen herſezen. Ich habe nämlich an mich ſelbſt ge-<lb/> ſchrieben, wie etwan Sonnenfels ſeine Werke ſeinem eignen Herzen<lb/> zueignete. Dieſen Brief, den du an mich abläſſeſt, ſchlieſſ’ ich hier bei;<lb n="25"/> es koſtet dich mithin, wenn du mir antworten wilſt, nichts als die<lb/> Mühe des Abſchreibens. Dein Brief lautet ungefähr ſo:</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">„Lieber Richter!</hi> </p><lb/> <p>„Endlich fang’ ich wieder an zu reden und ich trete aus meiner<lb/> „einſamen Zelle vor das <hi rendition="#g">Sprachgitter,</hi> um zu ſehen wer da iſt und<lb n="30"/> „um mit dir zu ſprechen. Aber der Herman iſt daran ſchuld, daß ich<lb/> „mein Gelübde des — Redens ſo breche: alle Zeit zum Schreiben<lb/> „nimt er mir weg und ich laſſe ſie ihm auch gern.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [140/0164]
P. S. Meine Mutter räth mir an, die Höflichkeit doch nicht ſo ganz
aus den Augen zu ſezen: ſondern ein ſchönes Poſtſkript auszufertigen
und in demſelben Ew. Hochehrw. glükliche Feiertage zu wünſchen; ich
ſtelle aber meiner Mutter vor, daß ich Ihnen lieber glükliche Wochen-
tage wünſchen wil, deren es doch mehrere giebt. Dafür erſuche ich 5
Ew. Hochehrw., daß Sie auch höflich ſind und mir Verſchiedenes
wünſchen, unter andern dies, daß ich oft von Rehau Briefe bekommen
möge; iedoch kein Wunſch trift ein. Ihrer lieben Gemahlin, die ich
iezt mit einem h ſchreibe und an welche ich Sie mich zu empfehlen bitte,
wünſch’ ich zum neuen Jahre, daß ein gewiſſer Herr Richter aus Hoſ 10
ſelten nach Rehau komme: denn der verurſacht ſtets Beſchwerlichkeiten,
er mag kommen oder ſchreiben und wil immer was haben, bald Eſſen,
bald Bücher, bald gar — Briefe. Einige Leute ſchlieſſen ihre Poſt-
ſkripte mit Adieu.
88. An Buchhändler Mylius in Berlin. 15
[Hof, 18. Dez. 1784]
Vielleicht darf ich nicht einmal von der Erlaubnis Gebrauch machen,
die er mir gegeben, mit dem günſtigen Urtheile, das er über ſie gefället,
meine Freiheit zu entſchuldigen, Ihnen ſie zum Verlage anzutragen.
89. An Oerthel in Leipzig. 20
Mein lieber Örthel!
Anſtat einer langen Klage über dein Stilſchweigen wil ich vielmehr
ein Mittel dagegen herſezen. Ich habe nämlich an mich ſelbſt ge-
ſchrieben, wie etwan Sonnenfels ſeine Werke ſeinem eignen Herzen
zueignete. Dieſen Brief, den du an mich abläſſeſt, ſchlieſſ’ ich hier bei; 25
es koſtet dich mithin, wenn du mir antworten wilſt, nichts als die
Mühe des Abſchreibens. Dein Brief lautet ungefähr ſo:
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„Lieber Richter!
„Endlich fang’ ich wieder an zu reden und ich trete aus meiner
„einſamen Zelle vor das Sprachgitter, um zu ſehen wer da iſt und 30
„um mit dir zu ſprechen. Aber der Herman iſt daran ſchuld, daß ich
„mein Gelübde des — Redens ſo breche: alle Zeit zum Schreiben
„nimt er mir weg und ich laſſe ſie ihm auch gern.
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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