Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.148. An Pfarrer Vogel in Rehau. P. P. Unter die P. P. gehören auch die Titel, die Ihnen der Addres- Von den 2 Briefen, die ich hier an Sie schikke, wird nur der auf Sonst hab' ich Ihnen nichts Neues zu berichten, ausser etwan daß Leben und schlafen Sie wol. Ich bin seit meinem zwölften Jahre Ew. Hoch Ehrwürden gehors. Diener und Freund30 [Spaltenumbruch] Hof den 7 Febr. 86. [Spaltenumbruch] J. P. F. Richter 149. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach. [Kopie][Rehau, 26. (?) Febr. 1786]Um diesen Brief zusammenzubringen: must' ich mich sehr plagen 148. An Pfarrer Vogel in Rehau. P. P. Unter die P. P. gehören auch die Titel, die Ihnen der Addres- Von den 2 Briefen, die ich hier an Sie ſchikke, wird nur der auf Sonſt hab’ ich Ihnen nichts Neues zu berichten, auſſer etwan daß Leben und ſchlafen Sie wol. Ich bin ſeit meinem zwölften Jahre Ew. Hoch Ehrwürden gehorſ. Diener und Freund30 [Spaltenumbruch] Hof den 7 Febr. 86. [Spaltenumbruch] J. P. F. Richter 149. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach. [Kopie][Rehau, 26. (?) Febr. 1786]Um dieſen Brief zuſammenzubringen: muſt’ ich mich ſehr plagen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0222" n="197"/> <div type="letter" n="1"> <head>148. An <hi rendition="#g">Pfarrer Vogel in Rehau.</hi></head><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">P. P.</hi> </hi> </salute> </opener><lb/> <p>Unter die <hi rendition="#aq">P. P.</hi> gehören auch die Titel, die Ihnen der Addres-<lb/> kalender nicht ertheilt und die der Kopf und das Herz ſich zueignet. —<lb/> Bei andern Menſchen überſeze ich die <hi rendition="#aq">P. P.</hi> in <hi rendition="#aq">praetermissis prae-<lb n="5"/> termittendis.</hi></p><lb/> <p>Von den 2 Briefen, die ich hier an Sie ſchikke, wird nur der auf<lb/> blauem Papier gedrukt: den andern heben Sie blos auf.</p><lb/> <p>Sonſt hab’ ich Ihnen nichts Neues zu berichten, auſſer etwan daß<lb/> ſich die Nachricht von der wirklichen Zerſtöhrung Hofs am 11 Febr.<lb n="10"/> leider immer mehr zu bewähren ſcheint. Ich wil wünſchen, daß in<lb/> dieſem kurzen Raum zur Buſſe wir uns beide aufrichtig bekehren;<lb/> beſonders mus man wünſchen, daß die Frau Pfarrerin ſelig werde,<lb/> welche bisher zu viel Verſtand für eine Chriſtin hatte und daher durch<lb/> ihren guten Kopf den Himmel einzubüſſen waget, den ſie durch ihr<lb n="15"/> gutes Herz verdienen mag. Übrigens geſchähe mir der gröſte Ge-<lb/> fallen, wenn ich noch nicht ſo bald in den Himmel käme: denn ich hätte<lb/> gern vorher noch einmal den in Rehau genieſſen mögen, wo ich ſo<lb/> frei leben durfte und von keiner Höflichkeit zum Reden gezwungen<note place="right"><ref target="1922_Bd#_208">[208]</ref></note><lb/> wurde, wenn ich ſchweigen wolte. Gieng aber das Erdbeben gar nicht<lb n="20"/> vor ſich und wären wir ſo glüklich, daß wir nicht erſchlagen und ver-<lb/> ſchüttet würden: ſo ſpräche ich Ihnen vielleicht in der nächſten Woche<lb/> wieder zu und friſirte am Kopfe Ihrer geiſtigen Kinder weiter: denn<lb/> zuweilen läſſet ſich einer ſein Haar von einem andern ſchön aufdrehen<lb/> und mit falſchen Lokken zieren, nicht weil er ſelber nicht friſiren kan,<lb n="25"/> ſondern weil er es aus Bequemlichkeit nicht mag.</p><lb/> <p>Leben und ſchlafen Sie wol. Ich bin ſeit meinem zwölften Jahre<lb/> mit beſonderer Hochachtung</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Ew. Hoch Ehrwürden<lb/> gehorſ. Diener und Freund<lb n="30"/> </hi> <cb/> <date> <hi rendition="#left">Hof den 7 Febr. 86.</hi> </date> <cb/> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>149. An <hi rendition="#g">Aktuar Vogel in Schwarzenbach.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Rehau, 26. (?) Febr. 1786<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Um dieſen Brief zuſammenzubringen: muſt’ ich mich ſehr plagen<lb/> und ich muſte Papier, Dinte, Feder ꝛc. wirklich dazu borgen; der<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [197/0222]
148. An Pfarrer Vogel in Rehau.
P. P.
Unter die P. P. gehören auch die Titel, die Ihnen der Addres-
kalender nicht ertheilt und die der Kopf und das Herz ſich zueignet. —
Bei andern Menſchen überſeze ich die P. P. in praetermissis prae- 5
termittendis.
Von den 2 Briefen, die ich hier an Sie ſchikke, wird nur der auf
blauem Papier gedrukt: den andern heben Sie blos auf.
Sonſt hab’ ich Ihnen nichts Neues zu berichten, auſſer etwan daß
ſich die Nachricht von der wirklichen Zerſtöhrung Hofs am 11 Febr. 10
leider immer mehr zu bewähren ſcheint. Ich wil wünſchen, daß in
dieſem kurzen Raum zur Buſſe wir uns beide aufrichtig bekehren;
beſonders mus man wünſchen, daß die Frau Pfarrerin ſelig werde,
welche bisher zu viel Verſtand für eine Chriſtin hatte und daher durch
ihren guten Kopf den Himmel einzubüſſen waget, den ſie durch ihr 15
gutes Herz verdienen mag. Übrigens geſchähe mir der gröſte Ge-
fallen, wenn ich noch nicht ſo bald in den Himmel käme: denn ich hätte
gern vorher noch einmal den in Rehau genieſſen mögen, wo ich ſo
frei leben durfte und von keiner Höflichkeit zum Reden gezwungen
wurde, wenn ich ſchweigen wolte. Gieng aber das Erdbeben gar nicht 20
vor ſich und wären wir ſo glüklich, daß wir nicht erſchlagen und ver-
ſchüttet würden: ſo ſpräche ich Ihnen vielleicht in der nächſten Woche
wieder zu und friſirte am Kopfe Ihrer geiſtigen Kinder weiter: denn
zuweilen läſſet ſich einer ſein Haar von einem andern ſchön aufdrehen
und mit falſchen Lokken zieren, nicht weil er ſelber nicht friſiren kan, 25
ſondern weil er es aus Bequemlichkeit nicht mag.
[208]
Leben und ſchlafen Sie wol. Ich bin ſeit meinem zwölften Jahre
mit beſonderer Hochachtung
Ew. Hoch Ehrwürden
gehorſ. Diener und Freund 30
Hof den 7 Febr. 86.
J. P. F. Richter
149. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach.
[Rehau, 26. (?) Febr. 1786]
Um dieſen Brief zuſammenzubringen: muſt’ ich mich ſehr plagen
und ich muſte Papier, Dinte, Feder ꝛc. wirklich dazu borgen; der 35
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |