Möge dir der Traum das geben, was dir die Menschen versagen. Fliehe mit deiner Phantasie in die Kindheitsauen zurük und vergis über dem Mondschein der Vergangenheit und vor dem Sternen-5 himmel der Zukunft die schlagenden Esel in der Stadt ... warum wilst du das Zukünftige besser errathen als das Vergangne? -- Da sie [die Ottos] dein Fortgehen, mit dem du sie verwundest, mehr schmerzen mus als iede Unbequemlichkeit, in die sie deine Unterstüzung ver- wikkelt .. gleiche nicht einem Kaufman, der auf dem Höferiahrmarkte10 seine Bude zuschlösse und im Finstern mit seiner Ware feilstände ..
229. An Stadtsyndikus Ruß in Wunsiedel.
[Kopie][Töpen, 6. Aug. 1788]
Die Ordens- und Nazionalkleidung für eine Rathsbibliothek wird der Buchbinder dem Buch schon anlegen. Man lieset die grön-15 [260]ländischen Prozesse wie die andern gleich Referenten am besten von hinten. Ludwig lies ums Quartanfieber bitten und ich hoffe seine Bitte wurde erhört: ich möchte nicht die Maria sondern einen Doktor um ein wenig Hypochondrie ansprechen, damit [ich] eine Reise zur Zerstreuung thäte und 3 Vergnügen hätte. Erstlich .. Zweitens Ihre20 musikalische Geselschaft, die eine gelehrte ist wie die Minerva zugleich Flöte und Wissenschaften erfand. Das 3te, Sie zu sehen, rechn' ich nicht, da es mir durch Schreiben ersezt wird. Denn ich wil soviel schreiben, daß ich iede Messe Ihnen ein Buch und einen Brief schikken kan. Ich wil Sie nicht durch den Brief einschläfern, da ich deswegen25 das Buch mit schikke, das es besser kan. Ich bin ohne Guirlande etc.
230. An Buchhändler Beckmann in Gera.
[Nicht abgeschickt]Hof den 8 August 1788.
Hochedelgeborner, Hochgeehrter Herr,
30
Schon vor einigen Jahren gaben Sie mir Katalogen Ihrer Lese- geselschaft: iezt wünscht' ich nicht blos -- da ich nun einmal im Ernste nähern Antheil daran nehmen möchte -- die neuen [?], sondern auch zugleich ein kleines Pak Bücher m[Lücke] damit es nur einmal zu
228. An Hermann in Erlangen.
[Kopie][Töpen, 1. Aug. 1788]
Möge dir der Traum das geben, was dir die Menſchen verſagen. Fliehe mit deiner Phantaſie in die Kindheitsauen zurük und vergis über dem Mondſchein der Vergangenheit und vor dem Sternen-5 himmel der Zukunft die ſchlagenden Eſel in der Stadt … warum wilſt du das Zukünftige beſſer errathen als das Vergangne? — Da ſie [die Ottos] dein Fortgehen, mit dem du ſie verwundeſt, mehr ſchmerzen mus als iede Unbequemlichkeit, in die ſie deine Unterſtüzung ver- wikkelt .. gleiche nicht einem Kaufman, der auf dem Höferiahrmarkte10 ſeine Bude zuſchlöſſe und im Finſtern mit ſeiner Ware feilſtände ..
229. An Stadtſyndikus Ruß in Wunſiedel.
[Kopie][Töpen, 6. Aug. 1788]
Die Ordens- und Nazionalkleidung für eine Rathsbibliothek wird der Buchbinder dem Buch ſchon anlegen. Man lieſet die grön-15 [260]ländiſchen Prozeſſe wie die andern gleich Referenten am beſten von hinten. Ludwig lies ums Quartanfieber bitten und ich hoffe ſeine Bitte wurde erhört: ich möchte nicht die Maria ſondern einen Doktor um ein wenig Hypochondrie anſprechen, damit [ich] eine Reiſe zur Zerſtreuung thäte und 3 Vergnügen hätte. Erſtlich .. Zweitens Ihre20 muſikaliſche Geſelſchaft, die eine gelehrte iſt wie die Minerva zugleich Flöte und Wiſſenſchaften erfand. Das 3te, Sie zu ſehen, rechn’ ich nicht, da es mir durch Schreiben erſezt wird. Denn ich wil ſoviel ſchreiben, daß ich iede Meſſe Ihnen ein Buch und einen Brief ſchikken kan. Ich wil Sie nicht durch den Brief einſchläfern, da ich deswegen25 das Buch mit ſchikke, das es beſſer kan. Ich bin ohne Guirlande ꝛc.
230. An Buchhändler Beckmann in Gera.
[Nicht abgeſchickt]Hof den 8 Auguſt 1788.
Hochedelgeborner, Hochgeehrter Herr,
30
Schon vor einigen Jahren gaben Sie mir Katalogen Ihrer Leſe- geſelſchaft: iezt wünſcht’ ich nicht blos — da ich nun einmal im Ernſte nähern Antheil daran nehmen möchte — die neuen [?], ſondern auch zugleich ein kleines Pak Bücher m[Lücke] damit es nur einmal zu
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228. An Hermann in Erlangen.
[Töpen, 1. Aug. 1788]
Möge dir der Traum das geben, was dir die Menſchen verſagen.
Fliehe mit deiner Phantaſie in die Kindheitsauen zurük und vergis
über dem Mondſchein der Vergangenheit und vor dem Sternen- 5
himmel der Zukunft die ſchlagenden Eſel in der Stadt … warum wilſt
du das Zukünftige beſſer errathen als das Vergangne? — Da ſie
[die Ottos] dein Fortgehen, mit dem du ſie verwundeſt, mehr ſchmerzen
mus als iede Unbequemlichkeit, in die ſie deine Unterſtüzung ver-
wikkelt .. gleiche nicht einem Kaufman, der auf dem Höferiahrmarkte 10
ſeine Bude zuſchlöſſe und im Finſtern mit ſeiner Ware feilſtände ..
229. An Stadtſyndikus Ruß in Wunſiedel.
[Töpen, 6. Aug. 1788]
Die Ordens- und Nazionalkleidung für eine Rathsbibliothek wird
der Buchbinder dem Buch ſchon anlegen. Man lieſet die grön- 15
ländiſchen Prozeſſe wie die andern gleich Referenten am beſten von
hinten. Ludwig lies ums Quartanfieber bitten und ich hoffe ſeine
Bitte wurde erhört: ich möchte nicht die Maria ſondern einen Doktor
um ein wenig Hypochondrie anſprechen, damit [ich] eine Reiſe zur
Zerſtreuung thäte und 3 Vergnügen hätte. Erſtlich .. Zweitens Ihre 20
muſikaliſche Geſelſchaft, die eine gelehrte iſt wie die Minerva zugleich
Flöte und Wiſſenſchaften erfand. Das 3te, Sie zu ſehen, rechn’ ich
nicht, da es mir durch Schreiben erſezt wird. Denn ich wil ſoviel
ſchreiben, daß ich iede Meſſe Ihnen ein Buch und einen Brief ſchikken
kan. Ich wil Sie nicht durch den Brief einſchläfern, da ich deswegen 25
das Buch mit ſchikke, das es beſſer kan. Ich bin ohne Guirlande ꝛc.
[260]
230. An Buchhändler Beckmann in Gera.
Hof den 8 Auguſt 1788.
Hochedelgeborner,
Hochgeehrter Herr, 30
Schon vor einigen Jahren gaben Sie mir Katalogen Ihrer Leſe-
geſelſchaft: iezt wünſcht’ ich nicht blos — da ich nun einmal im Ernſte
nähern Antheil daran nehmen möchte — die neuen [?], ſondern auch
zugleich ein kleines Pak Bücher m[Lücke] damit es nur einmal zu
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/271>, abgerufen am 15.06.2024.
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