Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.meine erste Pflicht gegen Sie -- und diese wird nie in dem auslöschen, Ew. Hocherwürden gehorsamster Diener Leipzig den 27 Mai 1781 [Sonntag]. J. P. F. Richter5 9. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach. [Konzept][Leipzig, 30. Juni 1781]Mit vielem Vergnügen empfieng' ich Ihren Brief, mit noch mererem Haben Sie etwan einmal Bücher hier nötig, die Sie entweder in *) Der Hochmut wächst mit dem Alter und der Dumheit.
meine erſte Pflicht gegen Sie — und dieſe wird nie in dem auslöſchen, Ew. Hocherwürden gehorſamſter Diener Leipzig den 27 Mai 1781 [Sonntag]. J. P. F. Richter5 9. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach. [Konzept][Leipzig, 30. Juni 1781]Mit vielem Vergnügen empfieng’ ich Ihren Brief, mit noch mererem Haben Sie etwan einmal Bücher hier nötig, die Sie entweder in *) Der Hochmut wächſt mit dem Alter und der Dumheit.
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0033" n="11"/> meine erſte Pflicht gegen Sie — und dieſe wird nie in dem auslöſchen,<lb/> der die Ere hat ſich zu nennen</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Ew. Hocherwürden<lb/> gehorſamſter Diener</hi><lb/> <date> <hi rendition="#left">Leipzig den 27 Mai 1781 <metamark>[</metamark>Sonntag<metamark>]</metamark>.</hi> </date> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> <lb n="5"/> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>9. An <hi rendition="#g">Aktuar Vogel in Schwarzenbach.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Konzept<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Leipzig, 30. Juni 1781<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Mit vielem Vergnügen empfieng’ ich Ihren Brief, mit noch mererem<lb/> durchlas ich ihn. Ich ſtatt’ Ihnen dafür den wärmſten Dank ab; und<lb/> füge noch die Bitte hinzu, ...........<lb n="10"/> </p> <p>Haben Sie etwan einmal Bücher hier nötig, die Sie entweder in<lb/> Hof gar nicht, oder we<metamark>[</metamark>nigſtens nicht<metamark>]</metamark> um den genauen Preis bekommen<lb/> können — ſo laſſen Sie mir’s Vergnügen, Ihnen meine Dankbarkeit<lb/> gegen Sie durch dieſe unbedeutende Dienſte an den Tag legen zu<lb/> können. — Nichts bedauer’ ich mer, als daß die Sache mit dem<lb n="15"/> Kammerrat Örtel nicht <hi rendition="#g">iezt</hi> ſchon ſo gegangen iſt, wie ich’s gewünſcht<lb/> habe. Soviel kan ich Sie verſichern, daß Sie Ihren Endzwek völlig<lb/> noch erreichen werden — obgleich Sie ihn <hi rendition="#g">iezt</hi> noch nicht erreicht<lb/> haben. Vielleicht hat der alte Örtel die ganze Sache vergeſſen — oder<lb/> er wil noch etlichemal erwarten, wie oft der Kling<metamark>[</metamark>s<metamark>]</metamark>or als Dumkopf<lb n="20"/> und Nar handeln kan. Und wie ſchwer iſt’s alte Leute zur Ver-<lb/> änderung zu bewegen — iede Neuerung iſt ihnen verhaſt, ſie legen un-<lb/> gern ein altes Kleid ab — iede ihrer Ideen wurzelt doppelt feſt in<lb/> ihrem dürren <metamark>[?]</metamark> Gehirne. Ich wil die Sache durch den iungen Örtel<note place="right"><ref target="1922_Bd#_12">[12]</ref></note><lb/> betreiben ſo viel ich kan. — Ich vermutet’ es voraus, daß der Klingsor<lb n="25"/> Ihre Erwartung wird übertroffen haben — verſteht ſich, durch elendes<lb/> Zeug. Aber obgleich Sie <metamark>[</metamark>ihm<metamark>]</metamark> auf alle Weiſe werden ſeine Schwäche<lb/> fülen laſſen, und ihm die Lerheit ſeines Gehirns auf ieder Seite ſeiner<lb/> Arbeiten demonſtriren — ſo wird er demungeachtet ſich noch für den<lb/> hochberümten S. Kling<metamark>[</metamark>s<metamark>]</metamark>or <metamark>[</metamark>halten<metamark>]</metamark>, dazu ihn ein hoher Rat geprägt<lb n="30"/> hat. Weil er alt iſt, und Sie nicht, ſo wird er die Weisheit nach der<lb/> Farbe der Hare ſchäzzen — und ſich es nicht einfallen laſſen, daß es<lb/> auch graue E —<note place="foot" n="*)">Der Hochmut wächſt mit dem Alter und der Dumheit.</note> giebt. Ich bedauer’ es nur, daß Sie Ihre Kräfte an<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0033]
meine erſte Pflicht gegen Sie — und dieſe wird nie in dem auslöſchen,
der die Ere hat ſich zu nennen
Ew. Hocherwürden
gehorſamſter Diener
Leipzig den 27 Mai 1781 [Sonntag]. J. P. F. Richter 5
9. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach.
[Leipzig, 30. Juni 1781]
Mit vielem Vergnügen empfieng’ ich Ihren Brief, mit noch mererem
durchlas ich ihn. Ich ſtatt’ Ihnen dafür den wärmſten Dank ab; und
füge noch die Bitte hinzu, ........... 10
Haben Sie etwan einmal Bücher hier nötig, die Sie entweder in
Hof gar nicht, oder we[nigſtens nicht] um den genauen Preis bekommen
können — ſo laſſen Sie mir’s Vergnügen, Ihnen meine Dankbarkeit
gegen Sie durch dieſe unbedeutende Dienſte an den Tag legen zu
können. — Nichts bedauer’ ich mer, als daß die Sache mit dem 15
Kammerrat Örtel nicht iezt ſchon ſo gegangen iſt, wie ich’s gewünſcht
habe. Soviel kan ich Sie verſichern, daß Sie Ihren Endzwek völlig
noch erreichen werden — obgleich Sie ihn iezt noch nicht erreicht
haben. Vielleicht hat der alte Örtel die ganze Sache vergeſſen — oder
er wil noch etlichemal erwarten, wie oft der Kling[s]or als Dumkopf 20
und Nar handeln kan. Und wie ſchwer iſt’s alte Leute zur Ver-
änderung zu bewegen — iede Neuerung iſt ihnen verhaſt, ſie legen un-
gern ein altes Kleid ab — iede ihrer Ideen wurzelt doppelt feſt in
ihrem dürren [?] Gehirne. Ich wil die Sache durch den iungen Örtel
betreiben ſo viel ich kan. — Ich vermutet’ es voraus, daß der Klingsor 25
Ihre Erwartung wird übertroffen haben — verſteht ſich, durch elendes
Zeug. Aber obgleich Sie [ihm] auf alle Weiſe werden ſeine Schwäche
fülen laſſen, und ihm die Lerheit ſeines Gehirns auf ieder Seite ſeiner
Arbeiten demonſtriren — ſo wird er demungeachtet ſich noch für den
hochberümten S. Kling[s]or [halten], dazu ihn ein hoher Rat geprägt 30
hat. Weil er alt iſt, und Sie nicht, ſo wird er die Weisheit nach der
Farbe der Hare ſchäzzen — und ſich es nicht einfallen laſſen, daß es
auch graue E — *) giebt. Ich bedauer’ es nur, daß Sie Ihre Kräfte an
[12]
*) Der Hochmut wächſt mit dem Alter und der Dumheit.
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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