Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.359. An Frau Herold in Hof.[341] [Kopie][Schwarzenbach, 2. Febr. 1791]So oft eine Wolke ein wenig blauen Himmel entblöste: wolt' ich 360. An Amöne Herold in Hof. [Kopie][Schwarzenbach, 2. Febr. 1791]10Ich bin begierig, was ich in diesem Zwillings- und Doppelsonaten- 361. An Christian Otto. Schwarzenbach den 2 Febr. 91 [Mittwoch].Lieber Otto 25Ich wil mir iezt gar nicht die Mühe geben, nur 3 zusammen- 21*
359. An Frau Herold in Hof.[341] [Kopie][Schwarzenbach, 2. Febr. 1791]So oft eine Wolke ein wenig blauen Himmel entblöſte: wolt’ ich 360. An Amöne Herold in Hof. [Kopie][Schwarzenbach, 2. Febr. 1791]10Ich bin begierig, was ich in dieſem Zwillings- und Doppelſonaten- 361. An Chriſtian Otto. Schwarzenbach den 2 Febr. 91 [Mittwoch].Lieber Otto 25Ich wil mir iezt gar nicht die Mühe geben, nur 3 zuſammen- 21*
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359. An Frau Herold in Hof.
[Schwarzenbach, 2. Febr. 1791]
So oft eine Wolke ein wenig blauen Himmel entblöſte: wolt’ ich
nach Hof. So aber hab’ ich weder Sie noch den Himmel geſehen und
ſize als ein elender Briefſteller an meinem ſchwarzenbacher Tiſche. Die 5
Wolken ſind wie Ihre Uhren — die an die Zeit erinnern, die man
durch Sie vergeſſen lernt. Da die Lina mehr Belehrung als Ver-
gnügen giebt und Sie nur das leztere, nicht die erſtere brauchen.
360. An Amöne Herold in Hof.
[Schwarzenbach, 2. Febr. 1791] 10
Ich bin begierig, was ich in dieſem Zwillings- und Doppelſonaten-
Briefe vorbringen werde. Da ich mündlich mit Ihnen hinter Ihrem
Tiſchgen ſprechen darf: ſo darf ichs auch wol ſchriftlich hinter meinem.
Darf ichs nicht: ſo müſſen Sie mit mir zanken; und dieſes wil [ich], weil
ich Ihnen dadurch ein Paar Worte und Minen mehr abgewinne. — Der 15
niederſtrömende Himmel wolte mich erſäufen; er konte aber niemand
beikommen als dem Frauenzimmer in meiner Taſche, der la Roche.
Und ſo iſts auf dieſem Erdkügelgen allemal: wenn ein Man und eine
Frau beiſammen ſind: ſo nimt der Schmerz und die Plage keinen Arm
als den weiblichen. Z. B. Wenn ich und Sie beiſammen ſind: ſo hat 20
niemand Vergnügen als ich und niemand Plage als Sie. So iſts beim
Machen und Leſen dieſes Briefs.
361. An Chriſtian Otto.
Schwarzenbach den 2 Febr. 91 [Mittwoch].
Lieber Otto 25
Ich wil mir iezt gar nicht die Mühe geben, nur 3 zuſammen-
hängende Perioden zu ſezen. — Alſo erſtlich nüzt deine Dinte meinen
Fötuſſen was das kalte Waſſer deinem Leibe; ſie iagt die Krankheits
Materie heraus indem ſie Beulen macht. — Ich habe bisher iede
ſatiriſche Perſonage wie eine Pfänderſtatue angeſehen, die man mit 30
allem Möglichen beſtekt und umhängt: du gewöhnteſt mich halb davon
ab; aber deſto kahler ſteht vielleicht alles da, beſonders mein armer
Fälbel, an den ich, ohne deine kritiſche Ordnung des Heils, ſicher alles
Närriſche gepicht und geheftet hätte, was von den weiteſten Sprüngen
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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