Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Ein Paar unbedeutende SprachNoten hätt ich noch, z. B. du sagst Fahre so fort und schreibe etwas Kleines zwischen dem Grössern 364. An Christian Otto.10 [Kopie][Schwarzenbach, 4. März 1791]Freilich -- aber wer kan dafür? So lange ich vor der ästhetischen 365. An Christian Otto. [Schwarzenbach] den 12 März. 1791 [Sonnabend].Ich wil dich mit keinem langen Vorbericht vol Salutarklauseln -- Deinen reichen Aufsaz mus ich noch behalten, um ihn in einem[346] Ein Paar unbedeutende SprachNoten hätt ich noch, z. B. du ſagſt Fahre ſo fort und ſchreibe etwas Kleines zwiſchen dem Gröſſern 364. An Chriſtian Otto.10 [Kopie][Schwarzenbach, 4. März 1791]Freilich — aber wer kan dafür? So lange ich vor der äſthetiſchen 365. An Chriſtian Otto. [Schwarzenbach] den 12 März. 1791 [Sonnabend].Ich wil dich mit keinem langen Vorbericht vol Salutarklauſeln — Deinen reichen Aufſaz mus ich noch behalten, um ihn in einem[346] <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0353" n="327"/> <p>Ein Paar unbedeutende SprachNoten hätt ich noch, z. B. du ſagſt<lb/> immer, (wenigſtens ungewöhnlich,) <hi rendition="#g">die</hi> Phalanx, Klimax — Wahl-<lb/> fahrter, da man ſagt Kreuz-, Grönlands <hi rendition="#g">fahrer</hi> — Auf der 6<hi rendition="#sup">ten</hi> Seite<lb/> hätte ich faſt gröſſere ineinandergewundne Perioden gewünſcht, wenn<lb/> es nicht vielleicht hier ſelbſt zum Karakter des Ruhigen mit gehörte, daß<lb n="5"/> der Flus der Rede blos viele kleine Welgen aufwirft ſtat aufgethürm-<lb/> ter weniger.</p><lb/> <p>Fahre ſo fort und ſchreibe etwas Kleines zwiſchen dem Gröſſern<lb/> und lies ſo ſchnel wie ich.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>364. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><lb n="10"/> </head> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach, 4. März 1791<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Freilich — aber wer kan dafür? So lange ich vor der äſthetiſchen<lb/> Rota mit meiner Muſe ſtehe, bin ich ſchlechterdings unvermögend zum<lb/> Weiterzeugen. Hätt’ ich den gerichtlichen Beiſchlaf vor Parlaments-<lb/> ſchreibern, <hi rendition="#aq">Huissiers</hi> ꝛc. volziehen ſollen; hätt’ ich .... ich wil nichts<lb n="15"/> ſagen, ſo wie ich nichts gethan hätte.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>365. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach<metamark>]</metamark> den 12 März. 1791 <metamark>[</metamark>Sonnabend<metamark>]</metamark>.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich wil dich mit keinem langen Vorbericht vol Salutarklauſeln<lb/> quälen. Ich habe blos ſo viel Seiten geſchrieben bis ich den Schul-<lb n="20"/> meiſter tod hatte — iezt kan ich das Uebrige bequemer wenn ich wil<lb/> nachholen. Ich wil mich an etwas Schwierigers oder wenigſtens mit<lb/> mehr Anſtrengung machen — man verdirbt ſich, wenn man 2, 3 mal<lb/> zur Luſt nachläſſig wegſchreibet und man wils immerfort nachher; ſo<lb/> wie einen Geſelſchaften, die einem Anſtrengung erſparen und ſchenken,<lb n="25"/> am Ende zu ihr untauglich machen.</p><lb/> <p>— Deinen reichen Aufſaz mus ich noch behalten, um ihn in einem<note place="right"><ref target="1922_Bd#_346">[346]</ref></note><lb/> pſychologiſchen Sin zu behalten. Das <hi rendition="#aq">dominium</hi> des Vermögens und<lb/> die Gottesdienſtes Gemeinſchaft bei ieder Familie ſolteſt du zu einem<lb/> Stekbrief brauchen, mit dem du ieden iuriſtiſchen Titel zuſammenhielteſt,<lb n="30"/> weil ſicher noch auf eine Menge Geſeze dadurch ein anderes Licht oder<lb/> anderer Schatten fället. Wenn ich dirs zurükgebe: wil ich von dir eine<lb/> Menge Informate holen und es mit dir wie den römiſchen Juriſten<lb/> auf dem Foro, machen, die ſich von iedem fragen und von niemand<lb/> bezahlen lieſſen.<lb n="35"/> </p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [327/0353]
Ein Paar unbedeutende SprachNoten hätt ich noch, z. B. du ſagſt
immer, (wenigſtens ungewöhnlich,) die Phalanx, Klimax — Wahl-
fahrter, da man ſagt Kreuz-, Grönlands fahrer — Auf der 6ten Seite
hätte ich faſt gröſſere ineinandergewundne Perioden gewünſcht, wenn
es nicht vielleicht hier ſelbſt zum Karakter des Ruhigen mit gehörte, daß 5
der Flus der Rede blos viele kleine Welgen aufwirft ſtat aufgethürm-
ter weniger.
Fahre ſo fort und ſchreibe etwas Kleines zwiſchen dem Gröſſern
und lies ſo ſchnel wie ich.
364. An Chriſtian Otto. 10
[Schwarzenbach, 4. März 1791]
Freilich — aber wer kan dafür? So lange ich vor der äſthetiſchen
Rota mit meiner Muſe ſtehe, bin ich ſchlechterdings unvermögend zum
Weiterzeugen. Hätt’ ich den gerichtlichen Beiſchlaf vor Parlaments-
ſchreibern, Huissiers ꝛc. volziehen ſollen; hätt’ ich .... ich wil nichts 15
ſagen, ſo wie ich nichts gethan hätte.
365. An Chriſtian Otto.
[Schwarzenbach] den 12 März. 1791 [Sonnabend].
Ich wil dich mit keinem langen Vorbericht vol Salutarklauſeln
quälen. Ich habe blos ſo viel Seiten geſchrieben bis ich den Schul- 20
meiſter tod hatte — iezt kan ich das Uebrige bequemer wenn ich wil
nachholen. Ich wil mich an etwas Schwierigers oder wenigſtens mit
mehr Anſtrengung machen — man verdirbt ſich, wenn man 2, 3 mal
zur Luſt nachläſſig wegſchreibet und man wils immerfort nachher; ſo
wie einen Geſelſchaften, die einem Anſtrengung erſparen und ſchenken, 25
am Ende zu ihr untauglich machen.
— Deinen reichen Aufſaz mus ich noch behalten, um ihn in einem
pſychologiſchen Sin zu behalten. Das dominium des Vermögens und
die Gottesdienſtes Gemeinſchaft bei ieder Familie ſolteſt du zu einem
Stekbrief brauchen, mit dem du ieden iuriſtiſchen Titel zuſammenhielteſt, 30
weil ſicher noch auf eine Menge Geſeze dadurch ein anderes Licht oder
anderer Schatten fället. Wenn ich dirs zurükgebe: wil ich von dir eine
Menge Informate holen und es mit dir wie den römiſchen Juriſten
auf dem Foro, machen, die ſich von iedem fragen und von niemand
bezahlen lieſſen. 35
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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