Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.erwartet, wo der Freund den Freund, der Gatte die Gattin, das Kind Ihr5 [Spaltenumbruch] Leipzig den 3 Novemb. 1781.[Spaltenumbruch] geh. Sohn J. P. F. Richter 16. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach. [Kopie][Leipzig, 3. Nov. 1781]Verzeihen Sie, daß ich schreibe, ohne durch eine Antwort auf10 erwartet, wo der Freund den Freund, der Gatte die Gattin, das Kind Ihr5 [Spaltenumbruch] Leipzig den 3 Novemb. 1781.[Spaltenumbruch] geh. Sohn J. P. F. Richter 16. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach. [Kopie][Leipzig, 3. Nov. 1781]Verzeihen Sie, daß ich ſchreibe, ohne durch eine Antwort auf10 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="24"/> erwartet, wo der Freund den Freund, der Gatte die Gattin, das Kind<lb/> den Vater wiederfindet, den es ſo lange verloren hatte, und wo eine<lb/> ewige Glükſeligkeit unaufhörlich das Herz des Frommen durchſtrömt<lb/> und ihn für alle ſeine Leiden belohnt. Leben Sie wol; ich bin</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Ihr<lb n="5"/> </hi> <cb/> <date> <hi rendition="#left">Leipzig den 3 Novemb.<lb/> 1781.</hi> </date> <cb/> <hi rendition="#right">geh. Sohn<lb/> J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>16. An <hi rendition="#g">Aktuar Vogel in Schwarzenbach.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Leipzig, 3. Nov. 1781<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Verzeihen Sie, daß ich ſchreibe, ohne durch eine Antwort auf<lb n="10"/> meinen lezten Brief die Erlaubnis dazu zu haben. Sie fügten bei<lb/> meiner Abreiſe zu den vielen Woltaten noch die gröſte hinzu, daß Sie<lb/> mir erlaubten, an Sie zu ſchreiben. Ich bediene mich ihrer; ich ſchäzze<lb/> ſie um ſoviel höher, da ſie mir Gelegenheit zur Erfüllung einiger<lb/> Pflichten giebt. Gewis! man liebt das am meiſten, deſſen Wert uns<lb n="15"/> durch den Verluſt fülbar wird — man ſchäzt am meiſten die Woltaten,<lb/> wenn man nicht mer für ſie danken kan und wünſcht am eifrigſten die<lb/> Pflichten zu erfüllen, die man nicht mer erfüllen kan. Darf ich es ſagen,<lb/> darf ich es mit Hofnung auf Ihren Beifal ſagen, daß ich füle, wie viel<lb/> ich Ihnen ſchuldig bin, ie weniger ich Gelegenheit habe, es Ihnen zu<lb n="20"/> zeigen, und daß <metamark>[</metamark>mein<metamark>]</metamark> Wunſch wächſt dankbar zu ſein, iemer gewiſſe<lb/> Umſtände den Schein des Gegenteils verurſachen. Ich befürchte einen<lb/> Teil der Liebe verloren zu haben, der Sie mich würdigten, da die<lb/> Sache mit dem <metamark>[</metamark>H. Kammerrat<metamark>]</metamark> eine ſolche Wendung <metamark>[</metamark>genommen<metamark>]</metamark>,<lb/> die mich dem Verdacht ausſezt, Sie mit einem leren Verſprechen ge-<lb n="25"/> täuſcht zu haben. Allein die Sache iſt anders, als ſie ſcheint. Der <metamark>[</metamark>H.<lb/> Kammerrat<metamark>]</metamark> war dieſe Michaelismeſſe hier; ich ſprach mit ihm davon;<lb/> ich ſagte alles, was ich ſagen muſte und konte; ich bekam die Antwort<lb/> „man mus den Klingsor nach und nach weg bringen“, „man mus<lb/> „warten, bis er einen Feler macht.“ Sie wiſſen, wie ungern ſich die<lb n="30"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd#_26">[26]</ref></note>Alten zu ieder Veränderung bequemen, wie ſie alles das für’s beſte<lb/> halten, was ſie am längſten gehabt haben, und wie ihr gewönlicher<lb/> Argwon und ihre unnötige Furcht ſie zu iedem raſchen Entſchlus<lb/> unfähig <metamark>[</metamark>machen<metamark>]</metamark> — Sezzen Sie hinzu, daß der Klingsor iezt gerade<lb/> eine Zeit nicht Klingsor iſt, d. h. daß er nicht dum handelt, und daß die<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0047]
erwartet, wo der Freund den Freund, der Gatte die Gattin, das Kind
den Vater wiederfindet, den es ſo lange verloren hatte, und wo eine
ewige Glükſeligkeit unaufhörlich das Herz des Frommen durchſtrömt
und ihn für alle ſeine Leiden belohnt. Leben Sie wol; ich bin
Ihr 5
Leipzig den 3 Novemb.
1781.
geh. Sohn
J. P. F. Richter
16. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach.
[Leipzig, 3. Nov. 1781]
Verzeihen Sie, daß ich ſchreibe, ohne durch eine Antwort auf 10
meinen lezten Brief die Erlaubnis dazu zu haben. Sie fügten bei
meiner Abreiſe zu den vielen Woltaten noch die gröſte hinzu, daß Sie
mir erlaubten, an Sie zu ſchreiben. Ich bediene mich ihrer; ich ſchäzze
ſie um ſoviel höher, da ſie mir Gelegenheit zur Erfüllung einiger
Pflichten giebt. Gewis! man liebt das am meiſten, deſſen Wert uns 15
durch den Verluſt fülbar wird — man ſchäzt am meiſten die Woltaten,
wenn man nicht mer für ſie danken kan und wünſcht am eifrigſten die
Pflichten zu erfüllen, die man nicht mer erfüllen kan. Darf ich es ſagen,
darf ich es mit Hofnung auf Ihren Beifal ſagen, daß ich füle, wie viel
ich Ihnen ſchuldig bin, ie weniger ich Gelegenheit habe, es Ihnen zu 20
zeigen, und daß [mein] Wunſch wächſt dankbar zu ſein, iemer gewiſſe
Umſtände den Schein des Gegenteils verurſachen. Ich befürchte einen
Teil der Liebe verloren zu haben, der Sie mich würdigten, da die
Sache mit dem [H. Kammerrat] eine ſolche Wendung [genommen],
die mich dem Verdacht ausſezt, Sie mit einem leren Verſprechen ge- 25
täuſcht zu haben. Allein die Sache iſt anders, als ſie ſcheint. Der [H.
Kammerrat] war dieſe Michaelismeſſe hier; ich ſprach mit ihm davon;
ich ſagte alles, was ich ſagen muſte und konte; ich bekam die Antwort
„man mus den Klingsor nach und nach weg bringen“, „man mus
„warten, bis er einen Feler macht.“ Sie wiſſen, wie ungern ſich die 30
Alten zu ieder Veränderung bequemen, wie ſie alles das für’s beſte
halten, was ſie am längſten gehabt haben, und wie ihr gewönlicher
Argwon und ihre unnötige Furcht ſie zu iedem raſchen Entſchlus
unfähig [machen] — Sezzen Sie hinzu, daß der Klingsor iezt gerade
eine Zeit nicht Klingsor iſt, d. h. daß er nicht dum handelt, und daß die 35
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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