Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.155. An Dr. Ellrodt in Bayreuth. [Kopie][Hof, 20. Aug. 1795]1. Wil mir der Kinderton nicht recht aus der Stimrize -- ein 156. An Christian Otto. [Hof, 22. Aug. 1795. Sonnabend]15Ich schicke dir von meinem neuen Buche die 2 ersten Kapitel, die sich 157. An Christian Otto. [Hof, 26. Aug. 1795. Mittwoch]Da jezt jeder Maulwurfshaufen ein Berg Thabor ist, wo man gen Ich danke dir für dein launiges Urthel, von dem ich mit meinen 155. An Dr. Ellrodt in Bayreuth. [Kopie][Hof, 20. Aug. 1795]1. Wil mir der Kinderton nicht recht aus der Stimrize — ein 156. An Chriſtian Otto. [Hof, 22. Aug. 1795. Sonnabend]15Ich ſchicke dir von meinem neuen Buche die 2 erſten Kapitel, die ſich 157. An Chriſtian Otto. [Hof, 26. Aug. 1795. Mittwoch]Da jezt jeder Maulwurfshaufen ein Berg Thabor iſt, wo man gen Ich danke dir für dein launiges Urthel, von dem ich mit meinen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0118" n="107"/> <div type="letter" n="1"> <head>155. An <hi rendition="#g">Dr. Ellrodt in Bayreuth.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 20. Aug. 1795]</hi> </dateline><lb/> <p>1. Wil mir der Kinderton nicht recht aus der Stimrize — ein<lb/> äſthetiſcher Tenoriſt kan nicht ſogleich ein hiſtoriſcher Diſkantiſt<lb/> werden — 2) werf’ ich armer Maulwurf einen ganzen Hügel von<note place="right"><ref target="1922_Bd2_102">[102]</ref></note><lb n="5"/> Arbeit auf und ich habe kaum Zeit zu nieſen, noch weniger ſo viel<lb/> hiſtoriſche Quellen mehr als einmal zu durchwaten — Alle meine Aeſte<lb/> wachſen gegen das Fenſter meines Treibhauſes zu und wollen durch-<lb/> brechen und ſich im Wehen Ihres Edens baden. — Vielleicht wirft<lb/> mir eine freigebige Minute einen Aufſaz. Jeden Abend wehe die Ruhe<lb n="10"/> die friedliche Dreieinigkeit in der untern Stube an wie mich neulich, da<lb/> die Dämmerung darin — der gewöhnliche Beſtandtheil unſrer Freude<lb/> — ſo gros war als mein Genus.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>156. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 22. Aug. 1795. Sonnabend]</hi> </dateline> <lb n="15"/> <p>Ich ſchicke dir von meinem neuen Buche die 2 erſten Kapitel, die ſich<lb/> den <hi rendition="#g">Mitwoch</hi> auf die Poſt ſezen. Lies alſo mit Extrapoſt. Obgleich<lb/> die Geſchichte nicht zertrent geleſen werden mus: ſo thuts doch bei<lb/> dieſen 2 Kapiteln nichts, weil ſie in ihnen noch nicht angeht. — Nach<lb/> der Analogie von Spießens Münz- und Röſels Inſekten-Beluſtigungen<lb n="20"/> nenn ich das Werk: <hi rendition="#aq">J. P.</hi> biographiſche Beluſtigungen unter der<lb/> Gehirnſchaale einer Rieſin <hi rendition="#aq">(variat:</hi> die er im Kopfe eines Koloſſes<lb/> ſchrieb). Eine Geiſtergeſchichte. Am Titel, der ſich im erſten Kapitel<lb/> rechtfertigt, wähl’ ich noch. Ziehe nicht blos äſthetiſche ſondern auch<lb/> Unwiſſenheits Sünden vor dein Stadtvogteiamt.<lb n="25"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>157. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 26. Aug. 1795. Mittwoch]</hi> </dateline><lb/> <p>Da jezt jeder Maulwurfshaufen ein Berg Thabor iſt, wo man gen<lb/> Himmel fahren kan: ſo bin ich nicht länger zu halten und ſtelle mich<lb/> auch auf einen — auf den Venzka[iſchen]. Ein ſchöner <hi rendition="#aq">gradus ad<lb n="30"/> Parnassum</hi> dazu wäre der Weg nach Zedwiz, wenn du (oder ihr)<lb/> heute Nachmittags dahin gienget und drunten nicht viel ſpäter auf-<lb/> brächet als ich, obwol nach entgegengeſezter Richtung.</p><lb/> <p>Ich danke dir für dein launiges Urthel, von dem ich mit meinen<lb/> Exekuzionstruppen ſo viel volſtrecket habe als an 1. Morgen möglich<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0118]
155. An Dr. Ellrodt in Bayreuth.
[Hof, 20. Aug. 1795]
1. Wil mir der Kinderton nicht recht aus der Stimrize — ein
äſthetiſcher Tenoriſt kan nicht ſogleich ein hiſtoriſcher Diſkantiſt
werden — 2) werf’ ich armer Maulwurf einen ganzen Hügel von 5
Arbeit auf und ich habe kaum Zeit zu nieſen, noch weniger ſo viel
hiſtoriſche Quellen mehr als einmal zu durchwaten — Alle meine Aeſte
wachſen gegen das Fenſter meines Treibhauſes zu und wollen durch-
brechen und ſich im Wehen Ihres Edens baden. — Vielleicht wirft
mir eine freigebige Minute einen Aufſaz. Jeden Abend wehe die Ruhe 10
die friedliche Dreieinigkeit in der untern Stube an wie mich neulich, da
die Dämmerung darin — der gewöhnliche Beſtandtheil unſrer Freude
— ſo gros war als mein Genus.
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156. An Chriſtian Otto.
[Hof, 22. Aug. 1795. Sonnabend] 15
Ich ſchicke dir von meinem neuen Buche die 2 erſten Kapitel, die ſich
den Mitwoch auf die Poſt ſezen. Lies alſo mit Extrapoſt. Obgleich
die Geſchichte nicht zertrent geleſen werden mus: ſo thuts doch bei
dieſen 2 Kapiteln nichts, weil ſie in ihnen noch nicht angeht. — Nach
der Analogie von Spießens Münz- und Röſels Inſekten-Beluſtigungen 20
nenn ich das Werk: J. P. biographiſche Beluſtigungen unter der
Gehirnſchaale einer Rieſin (variat: die er im Kopfe eines Koloſſes
ſchrieb). Eine Geiſtergeſchichte. Am Titel, der ſich im erſten Kapitel
rechtfertigt, wähl’ ich noch. Ziehe nicht blos äſthetiſche ſondern auch
Unwiſſenheits Sünden vor dein Stadtvogteiamt. 25
157. An Chriſtian Otto.
[Hof, 26. Aug. 1795. Mittwoch]
Da jezt jeder Maulwurfshaufen ein Berg Thabor iſt, wo man gen
Himmel fahren kan: ſo bin ich nicht länger zu halten und ſtelle mich
auch auf einen — auf den Venzka[iſchen]. Ein ſchöner gradus ad 30
Parnassum dazu wäre der Weg nach Zedwiz, wenn du (oder ihr)
heute Nachmittags dahin gienget und drunten nicht viel ſpäter auf-
brächet als ich, obwol nach entgegengeſezter Richtung.
Ich danke dir für dein launiges Urthel, von dem ich mit meinen
Exekuzionstruppen ſo viel volſtrecket habe als an 1. Morgen möglich 35
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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