Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite

anzusehen als die Leute erlauben, eine Folge von der Ueberzeugung der
ganzen hiesigen irdischen Bettelei, die nicht werth ist daß man sich hier
um etwas anders bekümmert als um die Tugend. Ich weis nicht warum[119]
mir heute das Herz so vol ist. Leben Sie wol.

Ihr ewiger Freund5
Richter
182. An Christian Otto.

Wie kanst du nun, Lieber, etwas anders zu mir sagen als: schicke
mirs? -- Ich müste noch viele Jahre durch noch ganz andere Gefällig-10
keiten dir erweisen, ehe ich die Reihe nur da anfangen könte, wo du sie
schon vor vielen Jahren angefangen. Du thust mir allemal einen
Gefallen, wenn du etwas von mir verlangst. Es hat auch mit der
Rükgabe keine Eile. Ich habe lieber das französische Dezimalmaas
genommen.15

Mir ist nach dem äussern Himmel das Steigen des Wetterglases
gewis. Lasse mirs doch sagen. Und giengest denn du morgen um
12 Uhr mit nach Arzberg?

183. An Christian Otto.
20

Nim die späte Retour nicht übel. Sage deiner Mlle Schwester,
beim Wolfram neben der Kappelmühle sei zu bekommen fein fein
Raffinad -- Bier: experientia teste. --

N. S. Gerade als die Biersoubrette mit einer Wasserstüze zu
Bouteillen wiederkommen solte: war nichts mehr da; ich lasse obiges25
als guten Willen stehen.

184. An Christian Otto.

Deine Iris sagte mir: ihr gienget zu H[erold] -- Meine, (Julie)
sagte mir: ihr gienget zu Rentsch. Ich gehe zu jedem; aber wenn die30
Iris Recht hatte, so lasse mirs wieder sagen -- im andern Falle
nicht.

anzuſehen als die Leute erlauben, eine Folge von der Ueberzeugung der
ganzen hieſigen irdiſchen Bettelei, die nicht werth iſt daß man ſich hier
um etwas anders bekümmert als um die Tugend. Ich weis nicht warum[119]
mir heute das Herz ſo vol iſt. Leben Sie wol.

Ihr ewiger Freund5
Richter
182. An Chriſtian Otto.

Wie kanſt du nun, Lieber, etwas anders zu mir ſagen als: ſchicke
mirs? — Ich müſte noch viele Jahre durch noch ganz andere Gefällig-10
keiten dir erweiſen, ehe ich die Reihe nur da anfangen könte, wo du ſie
ſchon vor vielen Jahren angefangen. Du thuſt mir allemal einen
Gefallen, wenn du etwas von mir verlangſt. Es hat auch mit der
Rükgabe keine Eile. Ich habe lieber das franzöſiſche Dezimalmaas
genommen.15

Mir iſt nach dem äuſſern Himmel das Steigen des Wetterglaſes
gewis. Laſſe mirs doch ſagen. Und giengeſt denn du morgen um
12 Uhr mit nach Arzberg?

183. An Chriſtian Otto.
20

Nim die ſpäte Retour nicht übel. Sage deiner Mlle Schweſter,
beim Wolfram neben der Kappelmühle ſei zu bekommen fein fein
Raffinad — Bier: experientia teste.

N. S. Gerade als die Bierſoubrette mit einer Waſſerſtüze zu
Bouteillen wiederkommen ſolte: war nichts mehr da; ich laſſe obiges25
als guten Willen ſtehen.

184. An Chriſtian Otto.

Deine Iris ſagte mir: ihr gienget zu H[erold] — Meine, (Julie)
ſagte mir: ihr gienget zu Rentſch. Ich gehe zu jedem; aber wenn die30
Iris Recht hatte, ſo laſſe mirs wieder ſagen — im andern Falle
nicht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0134" n="123"/>
anzu&#x017F;ehen als die Leute erlauben, eine Folge von der Ueberzeugung der<lb/>
ganzen hie&#x017F;igen irdi&#x017F;chen Bettelei, die nicht werth i&#x017F;t daß man &#x017F;ich hier<lb/>
um etwas anders bekümmert als um die Tugend. Ich weis nicht warum<note place="right"><ref target="1922_Bd2_119">[119]</ref></note><lb/>
mir heute das Herz &#x017F;o vol i&#x017F;t. Leben Sie wol.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr ewiger Freund<lb n="5"/>
Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>182. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 23. Okt. 1795. Freitag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Wie kan&#x017F;t du nun, Lieber, etwas anders zu mir &#x017F;agen als: &#x017F;chicke<lb/>
mirs? &#x2014; Ich mü&#x017F;te noch viele Jahre durch noch ganz andere Gefällig-<lb n="10"/>
keiten dir erwei&#x017F;en, ehe ich die Reihe nur da anfangen könte, wo du &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chon vor vielen Jahren angefangen. Du thu&#x017F;t mir allemal einen<lb/>
Gefallen, wenn du etwas von mir verlang&#x017F;t. Es hat auch mit der<lb/>
Rükgabe keine Eile. Ich habe lieber das franzö&#x017F;i&#x017F;che Dezimalmaas<lb/>
genommen.<lb n="15"/>
</p>
        <p>Mir i&#x017F;t nach dem äu&#x017F;&#x017F;ern Himmel das Steigen des Wettergla&#x017F;es<lb/>
gewis. La&#x017F;&#x017F;e mirs doch &#x017F;agen. Und gienge&#x017F;t denn du morgen um<lb/>
12 Uhr mit nach Arzberg?</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>183. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 27. Okt. 1795]</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p>Nim die &#x017F;päte Retour nicht übel. Sage deiner <hi rendition="#aq">Mlle</hi> Schwe&#x017F;ter,<lb/>
beim <hi rendition="#aq">Wolfram</hi> neben der Kappelmühle &#x017F;ei zu bekommen fein fein<lb/>
Raffinad &#x2014; Bier: <hi rendition="#aq">experientia teste.</hi> &#x2014;</p><lb/>
        <postscript>
          <p>N. S. Gerade als die Bier&#x017F;oubrette mit einer Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;tüze zu<lb/>
Bouteillen wiederkommen &#x017F;olte: war nichts mehr da; ich la&#x017F;&#x017F;e obiges<lb n="25"/>
als guten Willen &#x017F;tehen.</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>184. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, Okt. 1795?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Deine Iris &#x017F;agte mir: ihr gienget zu <hi rendition="#aq">H[erold]</hi> &#x2014; Meine, <hi rendition="#aq">(Julie)</hi><lb/>
&#x017F;agte mir: ihr gienget zu Rent&#x017F;ch. Ich gehe zu jedem; aber wenn die<lb n="30"/>
Iris Recht hatte, &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;e mirs wieder &#x017F;agen &#x2014; im andern Falle<lb/>
nicht.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0134] anzuſehen als die Leute erlauben, eine Folge von der Ueberzeugung der ganzen hieſigen irdiſchen Bettelei, die nicht werth iſt daß man ſich hier um etwas anders bekümmert als um die Tugend. Ich weis nicht warum mir heute das Herz ſo vol iſt. Leben Sie wol. [119] Ihr ewiger Freund 5 Richter 182. An Chriſtian Otto. [Hof, 23. Okt. 1795. Freitag] Wie kanſt du nun, Lieber, etwas anders zu mir ſagen als: ſchicke mirs? — Ich müſte noch viele Jahre durch noch ganz andere Gefällig- 10 keiten dir erweiſen, ehe ich die Reihe nur da anfangen könte, wo du ſie ſchon vor vielen Jahren angefangen. Du thuſt mir allemal einen Gefallen, wenn du etwas von mir verlangſt. Es hat auch mit der Rükgabe keine Eile. Ich habe lieber das franzöſiſche Dezimalmaas genommen. 15 Mir iſt nach dem äuſſern Himmel das Steigen des Wetterglaſes gewis. Laſſe mirs doch ſagen. Und giengeſt denn du morgen um 12 Uhr mit nach Arzberg? 183. An Chriſtian Otto. [Hof, 27. Okt. 1795] 20 Nim die ſpäte Retour nicht übel. Sage deiner Mlle Schweſter, beim Wolfram neben der Kappelmühle ſei zu bekommen fein fein Raffinad — Bier: experientia teste. — N. S. Gerade als die Bierſoubrette mit einer Waſſerſtüze zu Bouteillen wiederkommen ſolte: war nichts mehr da; ich laſſe obiges 25 als guten Willen ſtehen. 184. An Chriſtian Otto. [Hof, Okt. 1795?] Deine Iris ſagte mir: ihr gienget zu H[erold] — Meine, (Julie) ſagte mir: ihr gienget zu Rentſch. Ich gehe zu jedem; aber wenn die 30 Iris Recht hatte, ſo laſſe mirs wieder ſagen — im andern Falle nicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/134
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/134>, abgerufen am 21.11.2024.