Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.197. An Hofrat Schütz in Jena. [Nicht abgeschickt?]Hof im Voigtland d. 18 9bre 1795.Wolgeborner Herr, Hochzuverehrender Herr Hofrath, Vielleicht fangen in dieser Minute 100 Autores mit mir ähnliche5 -- Verzeihen Sie vortreflicher Man, an den ich in einer bessern20 Ew. Wolgeboren gehors. Diener35 J. P. Fr. Richter. 197. An Hofrat Schütz in Jena. [Nicht abgeſchickt?]Hof im Voigtland d. 18 9bre 1795.Wolgeborner Herr, Hochzuverehrender Herr Hofrath, Vielleicht fangen in dieſer Minute 100 Autores mit mir ähnliche5 — Verzeihen Sie vortreflicher Man, an den ich in einer beſſern20 Ew. Wolgeboren gehorſ. Diener35 J. P. Fr. Richter. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0143" n="132"/> <div type="letter" n="1"> <head>197. An <hi rendition="#g">Hofrat Schütz in Jena.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Nicht abgeſchickt?]</note> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof im Voigtland d. 18 9<hi rendition="#sup">bre</hi></hi> 1795.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Wolgeborner Herr,<lb/> Hochzuverehrender Herr Hofrath,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Vielleicht fangen in dieſer Minute 100 Autores mit mir ähnliche<lb n="5"/> Briefe an; aber ſo viele Beiſpiele können einander nicht entſchuldigen,<lb/> ſondern müſſen eher einander verklagen. Gegenwärtiges Buch theilt<lb/> nicht mit dem <hi rendition="#aq">Hesperus</hi> die Bitte eines beſchleunigten Urtheils; denn<lb/> es hat mit ihm keine einzige Entſchuldigung einer ſolchen Bitte<lb/> gemein. Es kan nicht wie der <hi rendition="#aq">Hesperus</hi> ſagen, daß es in drei Theilen<lb n="10"/> in die Welt — und nicht in den Meskatalog gekommen — oder daß<lb/> es wenig für Kurrent-, Kanzlei- und Reichsgerichtliche Wezlaer<lb/> Leſer paſſe (denn dieſe könten es eben ſo leicht machen als leſen) oder<lb/> daß hier durch ein ſchnelles Urtheil ein ſpätes über einen Vorfahrer<lb/> zu erſtatten ſei (denn über den <hi rendition="#aq">Hesperus</hi> iſt noch keines da, alſo auch<lb n="15"/> kein ſpätes). Die Bitte des Verfaſſers kan mithin in nichts beſtehen als<lb/> in einer Wiederhohlung einer veralteten. Es wird immer Zeit genug<lb/> ſein, die Bitte um das <hi rendition="#aq">citissime</hi> und <hi rendition="#aq">instantissime</hi> in Rükſicht dieſes<lb/> 2<hi rendition="#sup">ten</hi> Werkgens vorzutragen, wenn er das dritte ſchikt.</p><lb/> <p>— Verzeihen Sie vortreflicher Man, an den ich in einer beſſern<lb n="20"/> Angelegenheit zu ſchreiben wünſchte als in der meinigen, verzeihen<lb/> Sie meiner Tachygraphie die Hofnung ihrer Erwiederung. Der Weg<lb/> von der Hofnung zum Rechte iſt ſehr weit. — Es iſt wider mein<lb/> Gefühl, daß ich blos bei einer ſolchen eigennüzigen Gelegenheit und<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd2_129">[129]</ref></note>nicht in dem ſchönern Verhältniſſe und Bündniſſe, das Ihre Schriften<lb n="25"/> zwiſchen Ihnen und dem Leſer ſchlieſſen, die warme Achtung offenbare,<lb/> womit der höhere <hi rendition="#g">äſthetiſche</hi> Purismus Ihrer Werke einen<lb/> Menſchen, der die Erweiterung unſers Innern für <hi rendition="#g">alle</hi> Syſteme und<lb/> Schönheiten und Karaktere für die hieſige Beſtimmung hält, immer<lb/> erfüllet hat und erfüllen wird. Deſto jämmerlicher klingt es, wenn ich<lb n="30"/> dieſes reine Gefühl des Herzens, wegen des Endes des Briefes, in die<lb/> epiſtolariſche Verſicherung verkleiden mus, daß ich die Ehre habe, mit<lb/> volkommenſter Hochachtung zu beharren</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ew. Wolgeboren<lb/> gehorſ. Diener<lb n="35"/> J. P. Fr. Richter.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [132/0143]
197. An Hofrat Schütz in Jena.
Hof im Voigtland d. 18 9bre 1795.
Wolgeborner Herr,
Hochzuverehrender Herr Hofrath,
Vielleicht fangen in dieſer Minute 100 Autores mit mir ähnliche 5
Briefe an; aber ſo viele Beiſpiele können einander nicht entſchuldigen,
ſondern müſſen eher einander verklagen. Gegenwärtiges Buch theilt
nicht mit dem Hesperus die Bitte eines beſchleunigten Urtheils; denn
es hat mit ihm keine einzige Entſchuldigung einer ſolchen Bitte
gemein. Es kan nicht wie der Hesperus ſagen, daß es in drei Theilen 10
in die Welt — und nicht in den Meskatalog gekommen — oder daß
es wenig für Kurrent-, Kanzlei- und Reichsgerichtliche Wezlaer
Leſer paſſe (denn dieſe könten es eben ſo leicht machen als leſen) oder
daß hier durch ein ſchnelles Urtheil ein ſpätes über einen Vorfahrer
zu erſtatten ſei (denn über den Hesperus iſt noch keines da, alſo auch 15
kein ſpätes). Die Bitte des Verfaſſers kan mithin in nichts beſtehen als
in einer Wiederhohlung einer veralteten. Es wird immer Zeit genug
ſein, die Bitte um das citissime und instantissime in Rükſicht dieſes
2ten Werkgens vorzutragen, wenn er das dritte ſchikt.
— Verzeihen Sie vortreflicher Man, an den ich in einer beſſern 20
Angelegenheit zu ſchreiben wünſchte als in der meinigen, verzeihen
Sie meiner Tachygraphie die Hofnung ihrer Erwiederung. Der Weg
von der Hofnung zum Rechte iſt ſehr weit. — Es iſt wider mein
Gefühl, daß ich blos bei einer ſolchen eigennüzigen Gelegenheit und
nicht in dem ſchönern Verhältniſſe und Bündniſſe, das Ihre Schriften 25
zwiſchen Ihnen und dem Leſer ſchlieſſen, die warme Achtung offenbare,
womit der höhere äſthetiſche Purismus Ihrer Werke einen
Menſchen, der die Erweiterung unſers Innern für alle Syſteme und
Schönheiten und Karaktere für die hieſige Beſtimmung hält, immer
erfüllet hat und erfüllen wird. Deſto jämmerlicher klingt es, wenn ich 30
dieſes reine Gefühl des Herzens, wegen des Endes des Briefes, in die
epiſtolariſche Verſicherung verkleiden mus, daß ich die Ehre habe, mit
volkommenſter Hochachtung zu beharren
[129]
Ew. Wolgeboren
gehorſ. Diener 35
J. P. Fr. Richter.
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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