Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.291. An Emanuel.[176] Hof d. 21 Ap. 96.Mein Emanuel, "Que de bruit pour une omelette!" Das ist meine Antwort. Ich bin in einem andern Fal als andere Autoren: meine Arbeiten Die Montierungsstücke, unser tranßendenter Balg, sind sehr schön Ich bitte in Ottos Namen um Ihre Bitte und Frage bei H. Elrodt,[177]35 12*
291. An Emanuel.[176] Hof d. 21 Ap. 96.Mein Emanuel, „Que de bruit pour une omelette!“ Das iſt meine Antwort. Ich bin in einem andern Fal als andere Autoren: meine Arbeiten Die Montierungsſtücke, unſer tranſzendenter Balg, ſind ſehr ſchön Ich bitte in Ottos Namen um Ihre Bitte und Frage bei H. Elrodt,[177]35 12*
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0192" n="179"/> <div type="letter" n="1"> <head>291. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd2_176">[176]</ref></note></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof</hi> d. 21 Ap. 96.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Mein Emanuel,</hi> </salute> </opener><lb/> <p><hi rendition="#aq">„Que de bruit pour une omelette!“</hi> Das iſt meine Antwort.<lb/> Hätten Sie das Blätgen ſogar verloren: ſo würd’ ichs aus meinem<lb n="5"/> Gedächtnis und einigen Ruinen palingeneſieret haben, ohne darüber<lb/> mehr böſe zu ſein als ich es bin, wenn Sie — Kopfſchmerzen haben<lb/> oder ein Jahr älter werden. Wir können und ſollen — unſer wahn-<lb/> ſinniges Gefühl belle noch ſo laut dagegen — über nichts als über den<lb/><hi rendition="#g">Willen</hi> zürnen. Hätten Sie <hi rendition="#g">zufällig</hi> ſtat etwas wegzulaſſen, etwas<lb n="10"/> beigepakt, z. B. Exzerpten aus dem Talmud: ſo hätt’ ich Ihnen ge-<lb/> rade ſo viel zu danken als jezt zu vergeben gehabt — nichts nämlich.<lb/> Für das Abſchreiben hingegen kan ich Ihnen keine Verzeihung ſchreiben<lb/> ſondern — Dank. — Nur bitt’ ich Sie, es nicht aus den Händen zu<lb/> geben, ſondern es lieber vorzuleſen als wegzuleihen. —<lb n="15"/> </p> <p>Ich bin in einem andern Fal als andere Autoren: meine Arbeiten<lb/> gefallen mir wie Kinder den Müttern, am allerwenigſten, wenn ich<lb/> ſie gemacht habe, ſondern erſt ſpäter: denn dort ſeh’ ich noch das Ideal,<lb/> das meiner Seele glänzend ſas, noch vor mir und den Abſtand zwiſchen<lb/> ihm und meiner Kopie; hingegen lange Zeit darauf iſt das Ideal zer-<lb n="20"/> floſſen und ich kan dan das Stief-Bild davon eher ertragen. —</p><lb/> <p>Die Montierungsſtücke, unſer tranſzendenter Balg, ſind ſehr ſchön<lb/> und ſehr wolfeil. Aber die Rechnung des Schneider[s] und Nähters<lb/> kont’ ich nicht ausfindig machen. Meinen herzlichen Dank für Ihre<lb/> Mühe und alle andere warme Quellen aus Ihrem ſchönen Herzen,<lb n="25"/> worunter auch Ihr Brief über das „Wechſeln“ gehört. Ich bin mit<lb/> Ihnen einig, ohne mit mir uneinig zu ſein. Fränklin wil ich — nicht<lb/> hier, ſondern auf Ihrem blauen Kanapee — mediziniſch gegen Sie<lb/> vertheidigen. Ueberhaupt wil ich Ihre Briefe nach Bayreuth mit-<lb/> nehmen und gegen dieſe angeſchlagenen Theſes gegen mich an Ihrer<lb n="30"/> rechten Seite — denn Sie ſezen mich alzeit des Trinkens wegen näher<lb/> an den Tiſch — freundlich opponieren. Ich brauche leider zum kleinſten<lb/> Schus, den ich gegen fremde Lehrgebäude abfeuern wil, mehr Papier<lb/> als man bei einem ganzen Vogelſchieſſen verlädt. —</p><lb/> <p>Ich bitte in Ottos Namen um Ihre Bitte und Frage bei H. Elrodt,<note place="right"><ref target="1922_Bd2_177">[177]</ref></note><lb n="35"/> ob er ihm nicht die Akten des tridentiniſchen Konziliums verſchaffen kan.<lb/> Dieſe Bitte hab’ ich leider ſchon einmal vergeſſen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">12*</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [179/0192]
291. An Emanuel.
Hof d. 21 Ap. 96.
Mein Emanuel,
„Que de bruit pour une omelette!“ Das iſt meine Antwort.
Hätten Sie das Blätgen ſogar verloren: ſo würd’ ichs aus meinem 5
Gedächtnis und einigen Ruinen palingeneſieret haben, ohne darüber
mehr böſe zu ſein als ich es bin, wenn Sie — Kopfſchmerzen haben
oder ein Jahr älter werden. Wir können und ſollen — unſer wahn-
ſinniges Gefühl belle noch ſo laut dagegen — über nichts als über den
Willen zürnen. Hätten Sie zufällig ſtat etwas wegzulaſſen, etwas 10
beigepakt, z. B. Exzerpten aus dem Talmud: ſo hätt’ ich Ihnen ge-
rade ſo viel zu danken als jezt zu vergeben gehabt — nichts nämlich.
Für das Abſchreiben hingegen kan ich Ihnen keine Verzeihung ſchreiben
ſondern — Dank. — Nur bitt’ ich Sie, es nicht aus den Händen zu
geben, ſondern es lieber vorzuleſen als wegzuleihen. — 15
Ich bin in einem andern Fal als andere Autoren: meine Arbeiten
gefallen mir wie Kinder den Müttern, am allerwenigſten, wenn ich
ſie gemacht habe, ſondern erſt ſpäter: denn dort ſeh’ ich noch das Ideal,
das meiner Seele glänzend ſas, noch vor mir und den Abſtand zwiſchen
ihm und meiner Kopie; hingegen lange Zeit darauf iſt das Ideal zer- 20
floſſen und ich kan dan das Stief-Bild davon eher ertragen. —
Die Montierungsſtücke, unſer tranſzendenter Balg, ſind ſehr ſchön
und ſehr wolfeil. Aber die Rechnung des Schneider[s] und Nähters
kont’ ich nicht ausfindig machen. Meinen herzlichen Dank für Ihre
Mühe und alle andere warme Quellen aus Ihrem ſchönen Herzen, 25
worunter auch Ihr Brief über das „Wechſeln“ gehört. Ich bin mit
Ihnen einig, ohne mit mir uneinig zu ſein. Fränklin wil ich — nicht
hier, ſondern auf Ihrem blauen Kanapee — mediziniſch gegen Sie
vertheidigen. Ueberhaupt wil ich Ihre Briefe nach Bayreuth mit-
nehmen und gegen dieſe angeſchlagenen Theſes gegen mich an Ihrer 30
rechten Seite — denn Sie ſezen mich alzeit des Trinkens wegen näher
an den Tiſch — freundlich opponieren. Ich brauche leider zum kleinſten
Schus, den ich gegen fremde Lehrgebäude abfeuern wil, mehr Papier
als man bei einem ganzen Vogelſchieſſen verlädt. —
Ich bitte in Ottos Namen um Ihre Bitte und Frage bei H. Elrodt, 35
ob er ihm nicht die Akten des tridentiniſchen Konziliums verſchaffen kan.
Dieſe Bitte hab’ ich leider ſchon einmal vergeſſen.
[177]
12*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |