Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.ein unterstreichbares Wort lieber gleich aus. -- Brocke manche[2] Sage mir deine Rüge ohne Schonen. -- Klotilde ruht wie ein Und so lebe recht fröhlich, du immer Lieber und Guter.15 Richter 9. An Wernlein in Neustadt a. d. Aisch. [Kopie][Hof, 26. Juni 1794]Wie man Hühner einspert, damit sie besser legen: so solte man Ich weis nicht sollen unsre Episteln poetische -- oder Zeitungen --35 ein unterſtreichbares Wort lieber gleich aus. — Brocke manche[2] Sage mir deine Rüge ohne Schonen. — Klotilde ruht wie ein Und ſo lebe recht fröhlich, du immer Lieber und Guter.15 Richter 9. An Wernlein in Neuſtadt a. d. Aiſch. [Kopie][Hof, 26. Juni 1794]Wie man Hühner einſpert, damit ſie beſſer legen: ſo ſolte man Ich weis nicht ſollen unſre Epiſteln poetiſche — oder Zeitungen —35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="11"/> ein unterſtreichbares Wort lieber gleich aus. — Brocke manche<note place="right"><ref target="1922_Bd2_2">[2]</ref></note><lb/> Szenen nicht in den Kaffee ein, ſondern lies ſie abgetrent. — Lies<lb/> unbeſchreiblich ſchnel. —</p><lb/> <p>Sage mir deine Rüge ohne Schonen. — Klotilde ruht wie ein<lb/> Engel mit aufgeſchlagnen Flügeln vor mir, ſogar mit einem indi-<lb n="5"/> viduellen ungeſehenen Geſicht und in der Fremde drauſſen wird ſie mir<lb/> ſchon begegnen und ich werde mit ihr aus der Sache ſprechen. —<lb/> Weiter weis ich nichts zu ſagen als meinen vorauslaufenden Dank für<lb/> die Aufmerkſamkeit, mit der du über meine <hi rendition="#aq">opera</hi> richteſt und durch<lb/> welche du mir ſchon ſo viele mir jezt unausſtehliche Makulaturſeiten<lb n="10"/> erſparet haſt — Nim dieſe Traumwelt deines Freundes hin als eine<lb/> Stärkung unter ſeinen und deinen vergeblichen Wünſchen und wir<lb/> ſehen uns alle beide, bei jeder Lektüre freudig neben einanderſtehen im<lb/> Spiegel des Edeln im Menſchen.</p><lb/> <p>Und ſo lebe recht fröhlich, du immer Lieber und Guter.<lb n="15"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>9. An <hi rendition="#g">Wernlein in Neuſtadt a. d. Aiſch.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 26. Juni 1794]</hi> </dateline><lb/> <p>Wie man Hühner einſpert, damit ſie beſſer legen: ſo ſolte man<lb/> Autores hinausjagen, damit ſie es nicht thäten ſondern den Eierſtok<lb n="20"/> reifen lieſſen. Es giebt, wenn man lange über Einer Sache brütet und<lb/> ſizt, eine närriſche Erſchöpfung, die keine körperliche iſt, weil ſie<lb/> mehrere Wochen dauert, und keine des Gedächtniſſes und der Kentniſſe,<lb/> weil man über dieſelbe Sache nach wenigen Wochen ohne neues<lb/> Studium wieder beſſer hekt, ſondern eine aus Ueberſättigung. Ich<lb n="25"/> denke, mein lieb[es] Du! noch immer an die ſchönen Blütenabende<lb/> deines Kometenſchuſſes durch Hof und an den lezten Morgen, der dich<lb/> in den 2 Brenpunkt deiner ellyptiſchen Bahn fortführte — und an<lb/> unſer ſtummes ſinnendes Sizen neben einander im Leichenwagen des<lb/> Abſchieds — und an die eingeſchlafne Natur um uns als hätte ſie die<lb n="30"/> ganze Nacht gewacht — und an den Zirkus von Bergen um uns —<lb/> Berge ſehen wie ſtille in der Zukunft ſtehende Jahre aus und wenn<lb/> man gerührt iſt — ein weinendes Auge ruht am liebſten an Sternen<lb/> und Gebürgen aus.</p><lb/> <p>Ich weis nicht ſollen unſre Epiſteln poetiſche — oder Zeitungen —<lb n="35"/> oder Diſputazionen — oder Satiren ſein oder — welches das Beſte<note place="right"><ref target="1922_Bd2_3">[3]</ref></note><lb/> iſt — alles das hinter einander. Ich wolte der Nachſommer würde<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0020]
ein unterſtreichbares Wort lieber gleich aus. — Brocke manche
Szenen nicht in den Kaffee ein, ſondern lies ſie abgetrent. — Lies
unbeſchreiblich ſchnel. —
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Sage mir deine Rüge ohne Schonen. — Klotilde ruht wie ein
Engel mit aufgeſchlagnen Flügeln vor mir, ſogar mit einem indi- 5
viduellen ungeſehenen Geſicht und in der Fremde drauſſen wird ſie mir
ſchon begegnen und ich werde mit ihr aus der Sache ſprechen. —
Weiter weis ich nichts zu ſagen als meinen vorauslaufenden Dank für
die Aufmerkſamkeit, mit der du über meine opera richteſt und durch
welche du mir ſchon ſo viele mir jezt unausſtehliche Makulaturſeiten 10
erſparet haſt — Nim dieſe Traumwelt deines Freundes hin als eine
Stärkung unter ſeinen und deinen vergeblichen Wünſchen und wir
ſehen uns alle beide, bei jeder Lektüre freudig neben einanderſtehen im
Spiegel des Edeln im Menſchen.
Und ſo lebe recht fröhlich, du immer Lieber und Guter. 15
Richter
9. An Wernlein in Neuſtadt a. d. Aiſch.
[Hof, 26. Juni 1794]
Wie man Hühner einſpert, damit ſie beſſer legen: ſo ſolte man
Autores hinausjagen, damit ſie es nicht thäten ſondern den Eierſtok 20
reifen lieſſen. Es giebt, wenn man lange über Einer Sache brütet und
ſizt, eine närriſche Erſchöpfung, die keine körperliche iſt, weil ſie
mehrere Wochen dauert, und keine des Gedächtniſſes und der Kentniſſe,
weil man über dieſelbe Sache nach wenigen Wochen ohne neues
Studium wieder beſſer hekt, ſondern eine aus Ueberſättigung. Ich 25
denke, mein lieb[es] Du! noch immer an die ſchönen Blütenabende
deines Kometenſchuſſes durch Hof und an den lezten Morgen, der dich
in den 2 Brenpunkt deiner ellyptiſchen Bahn fortführte — und an
unſer ſtummes ſinnendes Sizen neben einander im Leichenwagen des
Abſchieds — und an die eingeſchlafne Natur um uns als hätte ſie die 30
ganze Nacht gewacht — und an den Zirkus von Bergen um uns —
Berge ſehen wie ſtille in der Zukunft ſtehende Jahre aus und wenn
man gerührt iſt — ein weinendes Auge ruht am liebſten an Sternen
und Gebürgen aus.
Ich weis nicht ſollen unſre Epiſteln poetiſche — oder Zeitungen — 35
oder Diſputazionen — oder Satiren ſein oder — welches das Beſte
iſt — alles das hinter einander. Ich wolte der Nachſommer würde
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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