Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.Sie ziehen ihn jezt, wenn Sie ihn erreichen können, an Ihr sanftes Ich fürchte, ich habe Fr. Schukman nachgeahmt und habe ihr nicht Eh ich nach Weimar gehe, schreib' ich noch einmal: übrigens würd' Ihr wärmster Freund Richter. d. 19 Mai. 2tes Postskript (das 1te kömt hinterher) eben hab' ich Ihren lezten 1.) N. S. Alle Grüsse womit Dankbarkeit und Hochschäzung sich Sie ziehen ihn jezt, wenn Sie ihn erreichen können, an Ihr ſanftes Ich fürchte, ich habe Fr. Schukman nachgeahmt und habe ihr nicht Eh ich nach Weimar gehe, ſchreib’ ich noch einmal: übrigens würd’ Ihr wärmſter Freund Richter. d. 19 Mai. 2tes Poſtſkript (das 1te kömt hinterher) eben hab’ ich Ihren lezten 1.) N. S. Alle Grüſſe womit Dankbarkeit und Hochſchäzung ſich <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0209" n="196"/> Sie ziehen ihn jezt, wenn Sie ihn erreichen können, an Ihr ſanftes<lb/> Herz, und ich möchte ihn jezt auch an meines ſchlieſſen.</p><lb/> <p>Ich fürchte, ich habe Fr. Schukman nachgeahmt und habe ihr nicht<lb/> menſchenfreundlich genug widerſprochen und ihr die Achtung für<lb/> ihren Verſtand, die ſie troz allem eiteln Misbrauch deſſelben ver-<lb n="5"/> dient, hinter zu vielen Schleiern gezeigt. Solte ſie deswegen aus<lb/> einer ziemlich gerechten Rache in Zirkeln meine Gegenſpielerin und<lb/> Oppoſizionsparthei machen: ſo würd’ ich in dieſem Falle zu Ihnen<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd2_194">[194]</ref></note>fliehen als zu meiner Schuzheiligen, zu meiner Protektorin und Sie<lb/> um nichts bitten als um 3 Worte, die gütig, obwol nicht gerecht gegen<lb n="10"/> mich wären und an denen fremde Pfeile abpralten. —</p><lb/> <p>Eh ich nach <hi rendition="#aq">Weimar</hi> gehe, ſchreib’ ich noch einmal: übrigens würd’<lb/> ich Ihre Briefe, da man ſie mir nachſchikt, auch von <hi rendition="#aq">Weimar</hi> aus<lb/> beantworten. Jezt iſt mir jede Zeile theuerer, denn ich ſehe die ſchöne<lb/> Hand vor mir, und das ſchöne Auge, das ſich dabei beſchäftigte, und<lb n="15"/> ich mag keine halbe entbehren. Unſere 3 Seelen-Abende werden noch<lb/> oft meine Bruſt mit Sehnſucht ausdehnen — ich werde immer fort<lb/> Ihre ſanfte, rührende, holde Geſtalt von [!] mir ſchweben ſehen — ich<lb/> werde mit einem Seufzer daran denken, wie viel Sie verdienen, wie<lb/> viel Sie verſchmerzen und wie wenig Ihnen das Leben giebt — Mögen<lb n="20"/> Sie mir meine Fehler verzeihen, die beinahe die einzigen Erwiederungen<lb/> Ihrer ſchönen Gaben waren! — Möge jede Regenwolke Ihres Lebens<lb/> ſich in einen Regenbogen verwandeln! — Möge meine verehrte<lb/> Freundin immer ſo glüklich ſein wie die, die ſie umgeben! Und darunter<lb/> gehört, obwol nur 3 Tage,<lb n="25"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr wärmſter Freund<lb/> Richter.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p> <date>d. 19 Mai.</date> </p><lb/> <p>2<hi rendition="#sup">tes</hi> Poſtſkript (das 1<hi rendition="#sup">te</hi> kömt hinterher) eben hab’ ich Ihren lezten<lb/> Brief und Ihre 2 Bayreuther Billetgen wieder durchgeleſen d. h.<lb n="30"/> durchgenoſſen und habe nun auſſer der Freude darüber, nichts als die<lb/> Angſt, daß ich die Annäherung der Sonne, die ich als Autor erobere,<lb/> als Menſch verwirke. O theuerſte Freundin, jezt behaupten Sie dieſen<lb/> Namen fort, oder es wäre beſſer geweſen, daß Sie ihn nie angenommen<lb/> hätten. Es iſt eben ſo ſchwer Sie zu <hi rendition="#g">entbehren</hi> als Sie zu <hi rendition="#g">finden.</hi><lb n="35"/> </p> <p>1.) N. S. Alle Grüſſe womit Dankbarkeit und Hochſchäzung ſich<lb/> ausdrücken können, giebt hier mein Herz Ihrem theuern Gemahl.</p> </postscript> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [196/0209]
Sie ziehen ihn jezt, wenn Sie ihn erreichen können, an Ihr ſanftes
Herz, und ich möchte ihn jezt auch an meines ſchlieſſen.
Ich fürchte, ich habe Fr. Schukman nachgeahmt und habe ihr nicht
menſchenfreundlich genug widerſprochen und ihr die Achtung für
ihren Verſtand, die ſie troz allem eiteln Misbrauch deſſelben ver- 5
dient, hinter zu vielen Schleiern gezeigt. Solte ſie deswegen aus
einer ziemlich gerechten Rache in Zirkeln meine Gegenſpielerin und
Oppoſizionsparthei machen: ſo würd’ ich in dieſem Falle zu Ihnen
fliehen als zu meiner Schuzheiligen, zu meiner Protektorin und Sie
um nichts bitten als um 3 Worte, die gütig, obwol nicht gerecht gegen 10
mich wären und an denen fremde Pfeile abpralten. —
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Eh ich nach Weimar gehe, ſchreib’ ich noch einmal: übrigens würd’
ich Ihre Briefe, da man ſie mir nachſchikt, auch von Weimar aus
beantworten. Jezt iſt mir jede Zeile theuerer, denn ich ſehe die ſchöne
Hand vor mir, und das ſchöne Auge, das ſich dabei beſchäftigte, und 15
ich mag keine halbe entbehren. Unſere 3 Seelen-Abende werden noch
oft meine Bruſt mit Sehnſucht ausdehnen — ich werde immer fort
Ihre ſanfte, rührende, holde Geſtalt von [!] mir ſchweben ſehen — ich
werde mit einem Seufzer daran denken, wie viel Sie verdienen, wie
viel Sie verſchmerzen und wie wenig Ihnen das Leben giebt — Mögen 20
Sie mir meine Fehler verzeihen, die beinahe die einzigen Erwiederungen
Ihrer ſchönen Gaben waren! — Möge jede Regenwolke Ihres Lebens
ſich in einen Regenbogen verwandeln! — Möge meine verehrte
Freundin immer ſo glüklich ſein wie die, die ſie umgeben! Und darunter
gehört, obwol nur 3 Tage, 25
Ihr wärmſter Freund
Richter.
d. 19 Mai.
2tes Poſtſkript (das 1te kömt hinterher) eben hab’ ich Ihren lezten
Brief und Ihre 2 Bayreuther Billetgen wieder durchgeleſen d. h. 30
durchgenoſſen und habe nun auſſer der Freude darüber, nichts als die
Angſt, daß ich die Annäherung der Sonne, die ich als Autor erobere,
als Menſch verwirke. O theuerſte Freundin, jezt behaupten Sie dieſen
Namen fort, oder es wäre beſſer geweſen, daß Sie ihn nie angenommen
hätten. Es iſt eben ſo ſchwer Sie zu entbehren als Sie zu finden. 35
1.) N. S. Alle Grüſſe womit Dankbarkeit und Hochſchäzung ſich
ausdrücken können, giebt hier mein Herz Ihrem theuern Gemahl.
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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