Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.(*)317. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Kopie, z. T. Konzept][Hof, 19. Mai 1796][Ein Stilschweigen auf solche Briefe wie die Ihrigen, gnädige Frau, Die Gründe [Ihres Stilschweigens über unsere briefstellerische Ihr schönes Herz besizt ein 2tes schön[es] -- ein 3tes -- 4tes -- 5tes 318. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth. Hof d. 23 Mai 96.Hier, beste Freundin, haben Sie die Nelkenabsenker meiner armen35 (*)317. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Kopie, z. T. Konzept][Hof, 19. Mai 1796][Ein Stilſchweigen auf ſolche Briefe wie die Ihrigen, gnädige Frau, Die Gründe [Ihres Stilſchweigens über unſere briefſtelleriſche Ihr ſchönes Herz beſizt ein 2tes ſchön[es] — ein 3tes — 4tes — 5tes 318. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth. Hof d. 23 Mai 96.Hier, beſte Freundin, haben Sie die Nelkenabſenker meiner armen35 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0210" n="197"/> <div type="letter" n="1"> <head>(*)317. An <hi rendition="#g">Charlotte von Kalb in Weimar.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie, z. T. Konzept]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 19. Mai 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>[Ein Stilſchweigen auf ſolche Briefe wie die Ihrigen, gnädige Frau,<lb/> bedarf eine gröſſere Entſchuldigung als Ihre Güte fodert; jene iſt, ich<note place="right"><ref target="1922_Bd2_195">[195]</ref></note><lb/> kont’ Ihnen nicht eher gewis ſchreiben als heute, daß ich im Zwiſchen-<lb n="5"/> raum vom 2 bis 9 Junius den Salomons Tempel ſtehen ſehe, den<lb/> mir bisher ſo viele Davids Träume vorgemalt. Bände man mir die<lb/> Flügel, daß ich auf meiner Auſterbank ſizen bleiben müſte: ſo würd’<lb/> ich es Ihnen anzeigen. Ich kenne aber nur Eine Perſon, die meine<lb/> Ankunft auf dieſer glüklichen Inſel kaum erwarten kan und die am<lb n="10"/> meiſten dabei gewint, und das iſt meine eigne. Sie hingegen und der<lb/> Kreis um Sie werden den Unterſchied zwiſchen dem Menſchen und<lb/> dem Autor, ſo klein lezter iſt, dennoch gros finden. —] Ein ſolcher<lb/> Menſch hat ſtat der glatten Birke eine rauhe Borke. — Ich komme nicht<lb/> als ein beſcheidner Man ſondern als ein demüthiger [nach Weimar.<lb n="15"/> Satire wohnt in meiner Feder, nicht auf meiner Zunge, nie in meinem<lb/> Herzen. Zu der] Seele, [zu der ich komme und eile und] deren Glorie<lb/> mit ſo vielen Stralen auf ihren 3 Blättern [an mich] liegt, [werde<lb/> ich mit der freundlichſten gehen, und dieſes mein weiches, ſtilles und<lb/> folgendes Herz mus mir bei demjenigen Herzen, dem meines nachahmt,<lb n="20"/> Nachſicht ſchaffen! Ach ich bin ſo wenig und komme vor Herder!]</p><lb/> <p>Die Gründe [Ihres Stilſchweigens über unſere briefſtelleriſche<lb/> Verbindung] kan ich leichter vorausſezen als errathen — [ich würde<lb/> aber gewinnen, wenn Sie meine Beichte vor mehrere brächten.<lb/> Beſſere Stimmen als die meinige werden ſchon für] den ſchön ver-<lb n="25"/> körperten reizenden Geiſt Ihrer Briefe [gedankt haben], die ich eher<lb/> in den Briefen über die Humanität aufſuchte als in den Briefen des<lb/> Feleiſens. Ihr [voriger] Brief, der um die Hälfte beſſer war [als der<lb/> lezte] d. h. länger, [hatte vielleicht überal Recht. Ich war in Bayreuth,<lb/> um dem Frühling bis an die Treppe entgegen zu gehen.]<lb n="30"/> </p> <p>Ihr ſchönes Herz beſizt ein 2<hi rendition="#sup">tes</hi> ſchön[es] — ein 3<hi rendition="#sup">tes</hi> — 4<hi rendition="#sup">tes</hi> — 5<hi rendition="#sup">tes</hi><lb/> — — ꝛc. ꝛc. — und ohnehin das gutm[einen]de Ihres ꝛc.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>318. An <hi rendition="#g">Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.</hi></head><lb/> <byline>Eiligſt.</byline> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof</hi> d. 23 Mai 96.</hi> </dateline><lb/> <p>Hier, beſte Freundin, haben Sie die Nelkenabſenker meiner armen<lb n="35"/> Phantaſie: ich wolte durch die Menge den Werth erſezen. Ich bin zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [197/0210]
(*)317. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Hof, 19. Mai 1796]
[Ein Stilſchweigen auf ſolche Briefe wie die Ihrigen, gnädige Frau,
bedarf eine gröſſere Entſchuldigung als Ihre Güte fodert; jene iſt, ich
kont’ Ihnen nicht eher gewis ſchreiben als heute, daß ich im Zwiſchen- 5
raum vom 2 bis 9 Junius den Salomons Tempel ſtehen ſehe, den
mir bisher ſo viele Davids Träume vorgemalt. Bände man mir die
Flügel, daß ich auf meiner Auſterbank ſizen bleiben müſte: ſo würd’
ich es Ihnen anzeigen. Ich kenne aber nur Eine Perſon, die meine
Ankunft auf dieſer glüklichen Inſel kaum erwarten kan und die am 10
meiſten dabei gewint, und das iſt meine eigne. Sie hingegen und der
Kreis um Sie werden den Unterſchied zwiſchen dem Menſchen und
dem Autor, ſo klein lezter iſt, dennoch gros finden. —] Ein ſolcher
Menſch hat ſtat der glatten Birke eine rauhe Borke. — Ich komme nicht
als ein beſcheidner Man ſondern als ein demüthiger [nach Weimar. 15
Satire wohnt in meiner Feder, nicht auf meiner Zunge, nie in meinem
Herzen. Zu der] Seele, [zu der ich komme und eile und] deren Glorie
mit ſo vielen Stralen auf ihren 3 Blättern [an mich] liegt, [werde
ich mit der freundlichſten gehen, und dieſes mein weiches, ſtilles und
folgendes Herz mus mir bei demjenigen Herzen, dem meines nachahmt, 20
Nachſicht ſchaffen! Ach ich bin ſo wenig und komme vor Herder!]
[195]
Die Gründe [Ihres Stilſchweigens über unſere briefſtelleriſche
Verbindung] kan ich leichter vorausſezen als errathen — [ich würde
aber gewinnen, wenn Sie meine Beichte vor mehrere brächten.
Beſſere Stimmen als die meinige werden ſchon für] den ſchön ver- 25
körperten reizenden Geiſt Ihrer Briefe [gedankt haben], die ich eher
in den Briefen über die Humanität aufſuchte als in den Briefen des
Feleiſens. Ihr [voriger] Brief, der um die Hälfte beſſer war [als der
lezte] d. h. länger, [hatte vielleicht überal Recht. Ich war in Bayreuth,
um dem Frühling bis an die Treppe entgegen zu gehen.] 30
Ihr ſchönes Herz beſizt ein 2tes ſchön[es] — ein 3tes — 4tes — 5tes
— — ꝛc. ꝛc. — und ohnehin das gutm[einen]de Ihres ꝛc.
318. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.
Eiligſt.Hof d. 23 Mai 96.
Hier, beſte Freundin, haben Sie die Nelkenabſenker meiner armen 35
Phantaſie: ich wolte durch die Menge den Werth erſezen. Ich bin zu
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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