Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.325. An Christian Otto.[199] [Hof, 2. Juni 1796. Donnerstag]Dieses Volumen hoff ich, wenn ich [wieder] durch die Höfer Stuben- R. N. S. Oder gehen wir noch gescheuter morgen nachmittags, damit15 326. An Christian Otto. Hof d. 2 Juny 1796.Ich gebe dirs heute nach doppeltem Lesen zurük, weil ich dich mitten 325. An Chriſtian Otto.[199] [Hof, 2. Juni 1796. Donnerstag]Dieſes Volumen hoff ich, wenn ich [wieder] durch die Höfer Stuben- R. N. S. Oder gehen wir noch geſcheuter morgen nachmittags, damit15 326. An Chriſtian Otto. Hof d. 2 Juny 1796.Ich gebe dirs heute nach doppeltem Leſen zurük, weil ich dich mitten <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0214" n="201"/> <div type="letter" n="1"> <head>325. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd2_199">[199]</ref></note></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 2. Juni 1796. Donnerstag]</hi> </dateline><lb/> <p>Dieſes Volumen hoff ich, wenn ich [wieder] durch die Höfer Stuben-<lb/> thüre trete, [auf] dem Tiſche zu erblicken, wo ſie es hinlegen ſollen.<lb/> Hinten hab’ ich [einen] alten Aufſaz beigelegt, aus deſſen [Senf]korn<lb n="5"/> dieſer Berg entſtand. Du haſt noch eine Samlung ſolcher Senfkörner<lb/> (die Betlers Rede iſt darin). — Morgen wird ſich das Wetter ent-<lb/> ſcheiden, und Sonabends entſchieden ſein; alſo an dieſem könten wir<lb/> etwan gehen. Ich habe ſchon einen Menſchen. Der Weg geht über<lb/> Schleiz, Neuſtadt, Kahle, Jena und iſt kürzer als ich dachte, 2½ Tag.<lb n="10"/> — Ich werde nichts von deinen verheiſſenen Bogen anſichtig; und<lb/> ich könte ſie heute und morgen recht bequem, ohne geſtörten Genus<lb/> langſam hineinſchlürfen: ſchicke mir nur was.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>N. S. Oder gehen wir noch geſcheuter morgen nachmittags, damit<lb n="15"/> wir 1 Nacht beiſammen blieben.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>326. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof</hi> d. 2 Juny 1796.</hi> </dateline><lb/> <p>Ich gebe dirs heute nach doppeltem Leſen zurük, weil ich dich mitten<lb/> aus dem Schreiben ris. Du muſt mir überhaupt einmal dieſe Blätter<lb n="20"/> entweder mit ihrem Baum oder doch mit ihrem Zweige wiedergeben,<lb/> wenn ich etwas anders als es blos loben ſol. Es hört gerade beim<lb/> 1 Akte und wie ein Roman mit dem ſcheinbaren Tode des Helden auf.<lb/> Da du den rohen Stof der Geſchichte fallen läſſeſt und nach dieſer<lb/> Dephlegmazion nur den Geiſt extrahiereſt: ſo wird die hiſtoriſche<lb n="25"/> Sukzeſſion 〈Kauſalkette〉 in deiner Hand eine pſychologiſche, und du<lb/> hältſt alſo den Freund der leztern (mich) und auch den Freund der<lb/> erſtern gefangen, der deine abſtrakten Gemälde für Reſultate indivi-<lb/> dueller Züge leichter erkent als ein Unwiſſender wie ich, wiewol du<lb/> oft feine Anmerkungen machſt, die ſich nur aufs Errathen der<lb n="30"/> Menſchennatur gründen können, auf keine fremden Gaben. Am<lb/> meiſten gefiel mir die Vergleichung zwiſchen Luther und Loyola, und<lb/> des erſtern Tod. (Wenn ichs wieder bekomme, wil ich überhaupt erſt<lb/> anzeichnen) Jene Vergleichung und das jeſuitiſche Aktenſtük und deine<lb/> Unpartheilichkeit ſezen den Leſer in die Lage, die du anfangs für ſo<note place="right"><ref target="1922_Bd2_200">[200]</ref></note><lb n="35"/> ſchwer zu erhalten ausgiebſt. Die Geſchichte keiner Sekte kan von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0214]
325. An Chriſtian Otto.
[Hof, 2. Juni 1796. Donnerstag]
Dieſes Volumen hoff ich, wenn ich [wieder] durch die Höfer Stuben-
thüre trete, [auf] dem Tiſche zu erblicken, wo ſie es hinlegen ſollen.
Hinten hab’ ich [einen] alten Aufſaz beigelegt, aus deſſen [Senf]korn 5
dieſer Berg entſtand. Du haſt noch eine Samlung ſolcher Senfkörner
(die Betlers Rede iſt darin). — Morgen wird ſich das Wetter ent-
ſcheiden, und Sonabends entſchieden ſein; alſo an dieſem könten wir
etwan gehen. Ich habe ſchon einen Menſchen. Der Weg geht über
Schleiz, Neuſtadt, Kahle, Jena und iſt kürzer als ich dachte, 2½ Tag. 10
— Ich werde nichts von deinen verheiſſenen Bogen anſichtig; und
ich könte ſie heute und morgen recht bequem, ohne geſtörten Genus
langſam hineinſchlürfen: ſchicke mir nur was.
R.
N. S. Oder gehen wir noch geſcheuter morgen nachmittags, damit 15
wir 1 Nacht beiſammen blieben.
326. An Chriſtian Otto.
Hof d. 2 Juny 1796.
Ich gebe dirs heute nach doppeltem Leſen zurük, weil ich dich mitten
aus dem Schreiben ris. Du muſt mir überhaupt einmal dieſe Blätter 20
entweder mit ihrem Baum oder doch mit ihrem Zweige wiedergeben,
wenn ich etwas anders als es blos loben ſol. Es hört gerade beim
1 Akte und wie ein Roman mit dem ſcheinbaren Tode des Helden auf.
Da du den rohen Stof der Geſchichte fallen läſſeſt und nach dieſer
Dephlegmazion nur den Geiſt extrahiereſt: ſo wird die hiſtoriſche 25
Sukzeſſion 〈Kauſalkette〉 in deiner Hand eine pſychologiſche, und du
hältſt alſo den Freund der leztern (mich) und auch den Freund der
erſtern gefangen, der deine abſtrakten Gemälde für Reſultate indivi-
dueller Züge leichter erkent als ein Unwiſſender wie ich, wiewol du
oft feine Anmerkungen machſt, die ſich nur aufs Errathen der 30
Menſchennatur gründen können, auf keine fremden Gaben. Am
meiſten gefiel mir die Vergleichung zwiſchen Luther und Loyola, und
des erſtern Tod. (Wenn ichs wieder bekomme, wil ich überhaupt erſt
anzeichnen) Jene Vergleichung und das jeſuitiſche Aktenſtük und deine
Unpartheilichkeit ſezen den Leſer in die Lage, die du anfangs für ſo 35
ſchwer zu erhalten ausgiebſt. Die Geſchichte keiner Sekte kan von
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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