Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.hatte hier keine Freude, in der mir nicht dein Bild vorstand -- weiter Ich wil meinen künftigen Athem durch folgendes Gastwirths- [215]Die Lust wirret die Tage in einen Flok, in dem alle Fäden sind,25 Alles was schönere und mehrere Saiten und Nachklänge in deiner Ich wil des Teufels sein, wenn du nicht hättest schreiben sollen. In 1 §. -- Dieses ist doch von Jena (incl.) aus gerechnet der 4te Brief35 hatte hier keine Freude, in der mir nicht dein Bild vorſtand — weiter Ich wil meinen künftigen Athem durch folgendes Gaſtwirths- [215]Die Luſt wirret die Tage in einen Flok, in dem alle Fäden ſind,25 Alles was ſchönere und mehrere Saiten und Nachklänge in deiner Ich wil des Teufels ſein, wenn du nicht hätteſt ſchreiben ſollen. In 1 §. — Dieſes iſt doch von Jena (incl.) aus gerechnet der 4te Brief35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0230" n="216"/> hatte hier keine Freude, in der mir nicht dein Bild vorſtand — weiter<lb/> aber auch keines. — Ich ſchreibe dieſes Blat, um ein 2<hi rendition="#sup">tes</hi> zu widerrufen<lb/> und dich bis nach Schleiz zu zaubern, wenn du magſt und kanſt. Erſt<lb/> am Ende dieſes Briefs, das ich nach einigen Tagen (vielleicht in<lb/> Jena) mache, werd’ ich dir das <hi rendition="#g">Wenn</hi> zuſchreiben. — Ach ich ſehne<lb n="5"/> mich, dir alles zu ſagen und dan zu ſchweigen: Renate und Amöne<lb/> bekommen die Hälfte.</p><lb/> <p>Ich wil meinen künftigen Athem durch folgendes Gaſtwirths-<lb/> Protokol erſparen: Sonabends Mittags as ich im Gaſthof, abends<lb/> bei der Oſtheim, zwiſchen Herder, Einſiedel, Knebel, <hi rendition="#aq">Mde</hi> Herder, —<lb n="10"/> Sontags Mitt[ags] <hi rendition="#aq">solo</hi> bei der Oſtheim, abends bei Herder —<lb/> Montags <hi rendition="#aq">solo</hi> bei Oſtheim, abends auch — Dienſtags bat mich<lb/> Knebel, ich war aber ſchon bei Oertel, abends bei der ewigtheueren [?]<lb/> Oſtheim — Mitwochs as ich bei der Geheimde Räthin v. Koppenfels<lb/> in Rohrbach, abends bei Oertel — Donnerſtag, Tieffurth, bei der<lb n="15"/> Herzogin, <hi rendition="#g">Oſtheim,</hi> Oſtheim, Oſtheim — Freitag bei Göthe,<lb/> abends bei Oertel — Sonabend bei deſſen Mutter und Tochter —<lb/> Sontag bei Bötticher, abends bei Herder — Montag bei Oertel,<lb/> Knebel — Dienſtag Oertel, abends bei der Frau und 〈miteſſend〉<lb/> Fräulein v. Seebach, abends as ich bei Herder — ach, ein<lb n="20"/> ſchöner Abend, der nicht wiederkömt und wo ich in die Augen des<lb/><hi rendition="#g">hier</hi> erkaltenden Herders Thränen trieb — Mitwoch as ich bei<lb/> dem Geheimden Rath v. Koppenfels — Donnerſtag (heute) bei<lb/><hi rendition="#aq">Goethe</hi>....</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd2_215">[215]</ref></note>Die Luſt wirret die Tage in einen Flok, in dem alle Fäden ſind,<lb n="25"/> ausgenommen den der Ariadne.</p><lb/> <p>Alles was ſchönere und mehrere Saiten und Nachklänge in deiner<lb/> und meiner Seele findet, ſag ich dir mündlich: weil gerade das<lb/><hi rendition="#g">ſchlechteſte</hi> ſich am <hi rendition="#g">kürzeſten</hi> ſagen läſſet, alſo <hi rendition="#g">mündlich</hi> das<lb/> andere.<lb n="30"/> </p> <p>Ich wil des Teufels ſein, wenn du nicht hätteſt ſchreiben ſollen. In<lb/> meiner nächſten Abreiſe werde ich keine Briefe <hi rendition="#g">ſchreiben</hi> ſondern<lb/> nur <hi rendition="#g">beantworten:</hi> ſolt ich dir ſchon geſchrieben haben, daß du<lb/> nicht Recht gethan?</p><lb/> <p>1 §. — Dieſes iſt doch von Jena <hi rendition="#aq">(incl.)</hi> aus gerechnet der 4<hi rendition="#sup">te</hi> Brief<lb n="35"/> an dich? — § 2. Blos bei meinem <hi rendition="#g">Duzb</hi>ruder Oertel kont ich ſo frei,<lb/> froh und unbefangen leben als ich lebe.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [216/0230]
hatte hier keine Freude, in der mir nicht dein Bild vorſtand — weiter
aber auch keines. — Ich ſchreibe dieſes Blat, um ein 2tes zu widerrufen
und dich bis nach Schleiz zu zaubern, wenn du magſt und kanſt. Erſt
am Ende dieſes Briefs, das ich nach einigen Tagen (vielleicht in
Jena) mache, werd’ ich dir das Wenn zuſchreiben. — Ach ich ſehne 5
mich, dir alles zu ſagen und dan zu ſchweigen: Renate und Amöne
bekommen die Hälfte.
Ich wil meinen künftigen Athem durch folgendes Gaſtwirths-
Protokol erſparen: Sonabends Mittags as ich im Gaſthof, abends
bei der Oſtheim, zwiſchen Herder, Einſiedel, Knebel, Mde Herder, — 10
Sontags Mitt[ags] solo bei der Oſtheim, abends bei Herder —
Montags solo bei Oſtheim, abends auch — Dienſtags bat mich
Knebel, ich war aber ſchon bei Oertel, abends bei der ewigtheueren [?]
Oſtheim — Mitwochs as ich bei der Geheimde Räthin v. Koppenfels
in Rohrbach, abends bei Oertel — Donnerſtag, Tieffurth, bei der 15
Herzogin, Oſtheim, Oſtheim, Oſtheim — Freitag bei Göthe,
abends bei Oertel — Sonabend bei deſſen Mutter und Tochter —
Sontag bei Bötticher, abends bei Herder — Montag bei Oertel,
Knebel — Dienſtag Oertel, abends bei der Frau und 〈miteſſend〉
Fräulein v. Seebach, abends as ich bei Herder — ach, ein 20
ſchöner Abend, der nicht wiederkömt und wo ich in die Augen des
hier erkaltenden Herders Thränen trieb — Mitwoch as ich bei
dem Geheimden Rath v. Koppenfels — Donnerſtag (heute) bei
Goethe....
Die Luſt wirret die Tage in einen Flok, in dem alle Fäden ſind, 25
ausgenommen den der Ariadne.
[215]
Alles was ſchönere und mehrere Saiten und Nachklänge in deiner
und meiner Seele findet, ſag ich dir mündlich: weil gerade das
ſchlechteſte ſich am kürzeſten ſagen läſſet, alſo mündlich das
andere. 30
Ich wil des Teufels ſein, wenn du nicht hätteſt ſchreiben ſollen. In
meiner nächſten Abreiſe werde ich keine Briefe ſchreiben ſondern
nur beantworten: ſolt ich dir ſchon geſchrieben haben, daß du
nicht Recht gethan?
1 §. — Dieſes iſt doch von Jena (incl.) aus gerechnet der 4te Brief 35
an dich? — § 2. Blos bei meinem Duzbruder Oertel kont ich ſo frei,
froh und unbefangen leben als ich lebe.
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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