Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.Sie mir stat der kurzen Freude der Überraschung -- die ich doch in der 370. An Buchhändler Lübeck in Bayreuth.5 [Kopie][Hof, 5. Aug. 1796]Regenerazion des Fixlein -- in den Webstuhl des Titans ein- 371. An Christian Otto. [Hof, 6. Aug. 1796]10Hier send' ich dir deinen Aktenstok, der sogar dir eine Freude machen 372. An Friedrich von Oertel in Leipzig. [Kopie][Hof, 6. Aug. 1796]Indem ich träg meine Taschenuhr über den Tisch her zerre zum Sie mir ſtat der kurzen Freude der Überraſchung — die ich doch in der 370. An Buchhändler Lübeck in Bayreuth.5 [Kopie][Hof, 5. Aug. 1796]Regenerazion des Fixlein — in den Webſtuhl des Titans ein- 371. An Chriſtian Otto. [Hof, 6. Aug. 1796]10Hier ſend’ ich dir deinen Aktenſtok, der ſogar dir eine Freude machen 372. An Friedrich von Oertel in Leipzig. [Kopie][Hof, 6. Aug. 1796]Indem ich träg meine Taſchenuhr über den Tiſch her zerre zum <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0243" n="229"/> Sie mir ſtat der kurzen Freude der Überraſchung — die ich doch in der<lb/> Nachricht habe — die längere der Erwartung. Das Schikſal nehme<lb/> deine Träume und pflanze [ſie] um dich wie ein blühendes Eden und<lb/> kein Engel vertreibe ſeine Schweſter aus dem Paradies.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>370. An <hi rendition="#g">Buchhändler Lübeck in Bayreuth.</hi><lb n="5"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 5. Aug. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Regenerazion des Fixlein — in den Webſtuhl des Titans ein-<lb/> gekerkert.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>371. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 6. Aug. 1796]</hi> </dateline> <lb n="10"/> <p>Hier ſend’ ich dir deinen Aktenſtok, der ſogar dir eine Freude machen<lb/> wird. Jedes meiner Bücher hat dich allemal eines gekoſtet. Es ver-<lb/> lohnet es aber wegen mehrerer Verhältniſſe nicht, daß du die 2<hi rendition="#sup">te</hi> Auf-<lb/> lage deiner Kritik bei ganzen Stellen machſt, anſtat nur bei einzelnen<lb/> Worten.<lb n="15"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>372. An <hi rendition="#g">Friedrich von Oertel in Leipzig.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 6. Aug. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Indem ich träg meine Taſchenuhr über den Tiſch her zerre zum<lb/> Dat[um]: bemerk’ ich, wie wenig alle Erleichterungen des Luxus das<lb/> Daſein erleichtern. Anfangs war man froh, daß man das neue<lb n="20"/> Monath und den neuen Mond errieth — dan daß mans in Rom vom<note place="right"><ref target="1922_Bd2_228">[228]</ref></note><lb/> Ausrufer hörte — dan daß man es im Kalender ſah — endlich daß es<lb/> auf der Uhr ſteht. Jedes Jahrhundert vermehrt nur die Gegenſtände<lb/> der Begierde und vermindert eben dadurch die Mittel, dieſ[elbe] zu<lb/> befriedigen, und die Kraft, ſie zu beſiegen. — Wie legt ſich das<lb n="25"/> Schikſal bald mit Jahrszeiten bald mit Heeren zwiſchen uns beide.<lb/> Ich wil in Sachen des Vergnügens kein Verſprechen geben, weil man<lb/> ſonſt die Freiheit eines augenbliklichen Entſchluſſes verſcherzt. Er<lb/> ſolte ſeine Entſchlüſſe wie alle, die leicht ſchnelle faſſen, auf der Stelle<lb/> realiſieren müſſen, um entweder die <hi rendition="#g">Langſamkeit</hi> derſelben oder ihr<lb n="30"/> <hi rendition="#g">Halten</hi> zu lernen. Die jezigen Staaten zwingen den Menſchen, zu<lb/> ſündigen, wie die alten zwangen, gut zu handeln. Mit dem Mauth-,<lb/> Zenſur-, ſymb[oliſchen] Bücherweſen getrau’ [ich] mir der Hölle ſo-<lb/> viel dicke Betrüger und Lügner zu liefern als ſie verlangt. Jezt giebts<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [229/0243]
Sie mir ſtat der kurzen Freude der Überraſchung — die ich doch in der
Nachricht habe — die längere der Erwartung. Das Schikſal nehme
deine Träume und pflanze [ſie] um dich wie ein blühendes Eden und
kein Engel vertreibe ſeine Schweſter aus dem Paradies.
370. An Buchhändler Lübeck in Bayreuth. 5
[Hof, 5. Aug. 1796]
Regenerazion des Fixlein — in den Webſtuhl des Titans ein-
gekerkert.
371. An Chriſtian Otto.
[Hof, 6. Aug. 1796] 10
Hier ſend’ ich dir deinen Aktenſtok, der ſogar dir eine Freude machen
wird. Jedes meiner Bücher hat dich allemal eines gekoſtet. Es ver-
lohnet es aber wegen mehrerer Verhältniſſe nicht, daß du die 2te Auf-
lage deiner Kritik bei ganzen Stellen machſt, anſtat nur bei einzelnen
Worten. 15
372. An Friedrich von Oertel in Leipzig.
[Hof, 6. Aug. 1796]
Indem ich träg meine Taſchenuhr über den Tiſch her zerre zum
Dat[um]: bemerk’ ich, wie wenig alle Erleichterungen des Luxus das
Daſein erleichtern. Anfangs war man froh, daß man das neue 20
Monath und den neuen Mond errieth — dan daß mans in Rom vom
Ausrufer hörte — dan daß man es im Kalender ſah — endlich daß es
auf der Uhr ſteht. Jedes Jahrhundert vermehrt nur die Gegenſtände
der Begierde und vermindert eben dadurch die Mittel, dieſ[elbe] zu
befriedigen, und die Kraft, ſie zu beſiegen. — Wie legt ſich das 25
Schikſal bald mit Jahrszeiten bald mit Heeren zwiſchen uns beide.
Ich wil in Sachen des Vergnügens kein Verſprechen geben, weil man
ſonſt die Freiheit eines augenbliklichen Entſchluſſes verſcherzt. Er
ſolte ſeine Entſchlüſſe wie alle, die leicht ſchnelle faſſen, auf der Stelle
realiſieren müſſen, um entweder die Langſamkeit derſelben oder ihr 30
Halten zu lernen. Die jezigen Staaten zwingen den Menſchen, zu
ſündigen, wie die alten zwangen, gut zu handeln. Mit dem Mauth-,
Zenſur-, ſymb[oliſchen] Bücherweſen getrau’ [ich] mir der Hölle ſo-
viel dicke Betrüger und Lügner zu liefern als ſie verlangt. Jezt giebts
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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