Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.395. An Christian Otto. [Hof, 1. Sept. 1796]Sei so gut und sende mir den Brief an die Herzogin bald wieder: [239]396. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Kopie][Hof, 1. Sept. 1796]Mich umfässet und betäubt eine hereingesunkne Lauwine von 397. An Julie von Krüdener in Leipzig.15 [Kopie][Hof, 3. Sept. 1796]Wie ein Perlenbach rint die Rede klar und ohne Wellen aus Ihrem 395. An Chriſtian Otto. [Hof, 1. Sept. 1796]Sei ſo gut und ſende mir den Brief an die Herzogin bald wieder: [239]396. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Kopie][Hof, 1. Sept. 1796]Mich umfäſſet und betäubt eine hereingeſunkne Lauwine von 397. An Julie von Krüdener in Leipzig.15 [Kopie][Hof, 3. Sept. 1796]Wie ein Perlenbach rint die Rede klar und ohne Wellen aus Ihrem <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0254" n="240"/> <div type="letter" n="1"> <head>395. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 1. Sept. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Sei ſo gut und ſende mir den Brief an die Herzogin bald wieder:<lb/> eine Stelle darin meinet ein Denkmal des ertrunknen Leopolds, das in<lb/> Tiefurth ſteht.<lb n="5"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd2_239">[239]</ref></note>396. An <hi rendition="#g">Charlotte von Kalb in Weimar.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 1. Sept. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Mich umfäſſet und betäubt eine hereingeſunkne Lauwine von<lb/> Briefen, durch die ich mich durchzugraben habe. Nur auf den Saiten<lb/> meines Klaviers zittern jene Abende nach — nur auf das brennende<lb n="10"/> Abendgewölke werfen die verhülten Berge gebirgige rothe Schatten<lb/> und wenn die Sonne hinter der Gluth einſinkt: ſo ſag’ ich: ach es<lb/> ſanken meine Abende auch ein hinter der Gluth! In deinem wogenden<lb/> Herzen ruhe Friede und in deinem groſſen Auge die Freude!</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>397. An <hi rendition="#g">Julie von Krüdener in Leipzig.</hi><lb n="15"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 3. Sept. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Wie ein Perlenbach rint die Rede klar und ohne Wellen aus Ihrem<lb/> ſanften Herzen und die Thränen, die die Vorſehung hineingeworfen,<lb/> ſchimmern darin in liegende Perlen verwandelt. Die glänzende<lb/> Stunde wird noch weit ihren Wiederſchein werfen, auf manche<lb n="20"/> Stunde. Ich wohne unter Eisbergen und Eisthälern, darum hab’<lb/> ich eine ſchöne Vergangenheit ſo lieb — wenn die warme Sonne<lb/> längſt über meine Gletſcher hinuntergezogen iſt, ſo glimt an dieſen der<lb/> durchſichtige Purpur der bedekten Göttin nach. Sie ſchreiben nicht wie<lb/> eine Deutſche ſondern wie ein Deutſcher, nämlich beſſer als jene. Sie<lb n="25"/> haben in den Strom meines kleinen Lebens eine glükliche Inſel ge-<lb/> worfen, laſſen Sie ſie nicht fortſchwimmen, halten Sie ſie an, wenig-<lb/> ſtens einen Abend. Geben Sie mir wie Milton der Welt, auſſer dem<lb/> verlornen Paradieſe noch das wiedererworbne. Anſtat daß ſich in<lb/> Leipzig die Menſchen und die Tagszeiten wie kaltes Gemäuer zwiſchen<lb n="30"/> unſre heiſſen Seelen ſchöben und die Sonne des Enthuſiaſmus in<lb/> kleinere kältere Sterne zerſplitt[erte]: ſo würde hier ein einziger un-<lb/> getrenter Tag die Einheit eines wachſenden wolkenloſen warmen<lb/> Freudenhimmels geben. Sie würden mich vor die Landſchaft Ihres<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [240/0254]
395. An Chriſtian Otto.
[Hof, 1. Sept. 1796]
Sei ſo gut und ſende mir den Brief an die Herzogin bald wieder:
eine Stelle darin meinet ein Denkmal des ertrunknen Leopolds, das in
Tiefurth ſteht. 5
396. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Hof, 1. Sept. 1796]
Mich umfäſſet und betäubt eine hereingeſunkne Lauwine von
Briefen, durch die ich mich durchzugraben habe. Nur auf den Saiten
meines Klaviers zittern jene Abende nach — nur auf das brennende 10
Abendgewölke werfen die verhülten Berge gebirgige rothe Schatten
und wenn die Sonne hinter der Gluth einſinkt: ſo ſag’ ich: ach es
ſanken meine Abende auch ein hinter der Gluth! In deinem wogenden
Herzen ruhe Friede und in deinem groſſen Auge die Freude!
397. An Julie von Krüdener in Leipzig. 15
[Hof, 3. Sept. 1796]
Wie ein Perlenbach rint die Rede klar und ohne Wellen aus Ihrem
ſanften Herzen und die Thränen, die die Vorſehung hineingeworfen,
ſchimmern darin in liegende Perlen verwandelt. Die glänzende
Stunde wird noch weit ihren Wiederſchein werfen, auf manche 20
Stunde. Ich wohne unter Eisbergen und Eisthälern, darum hab’
ich eine ſchöne Vergangenheit ſo lieb — wenn die warme Sonne
längſt über meine Gletſcher hinuntergezogen iſt, ſo glimt an dieſen der
durchſichtige Purpur der bedekten Göttin nach. Sie ſchreiben nicht wie
eine Deutſche ſondern wie ein Deutſcher, nämlich beſſer als jene. Sie 25
haben in den Strom meines kleinen Lebens eine glükliche Inſel ge-
worfen, laſſen Sie ſie nicht fortſchwimmen, halten Sie ſie an, wenig-
ſtens einen Abend. Geben Sie mir wie Milton der Welt, auſſer dem
verlornen Paradieſe noch das wiedererworbne. Anſtat daß ſich in
Leipzig die Menſchen und die Tagszeiten wie kaltes Gemäuer zwiſchen 30
unſre heiſſen Seelen ſchöben und die Sonne des Enthuſiaſmus in
kleinere kältere Sterne zerſplitt[erte]: ſo würde hier ein einziger un-
getrenter Tag die Einheit eines wachſenden wolkenloſen warmen
Freudenhimmels geben. Sie würden mich vor die Landſchaft Ihres
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |