Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.nicht, wie sehr der angeschmiedete Prometheus sich sehnt nach der Unendlich warm wie die Sonne hat Ihr Frühlingsstük in meine 516. An Ahlefeldt in Berlin. Hof d. 30 Jenn. 97.Mein nie Vergessener, Eben leg ich den 1ten Brief an unsere Kropf nach einem 1/4jährigen Jean Paul30 517. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth. Hof. d. 30 Jenn. 97."Gnädige Frau", d. h. ungnädige -- kurz es ist der Gegensaz der "theuern Freundin". nicht, wie ſehr der angeſchmiedete Prometheus ſich ſehnt nach der Unendlich warm wie die Sonne hat Ihr Frühlingsſtük in meine 516. An Ahlefeldt in Berlin. Hof d. 30 Jenn. 97.Mein nie Vergeſſener, Eben leg ich den 1ten Brief an unſere Kropf nach einem ¼jährigen Jean Paul30 517. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth. Hof. d. 30 Jenn. 97.„Gnädige Frau“, d. h. ungnädige — kurz es iſt der Gegenſaz der „theuern Freundin“. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0308" n="293"/> nicht, wie ſehr der angeſchmiedete Prometheus ſich ſehnt nach der<lb/> unerſezlichen Charlotte. — O wären Sie doch zweimal in der Welt!</p><lb/> <p>Unendlich warm wie die Sonne hat Ihr Frühlingsſtük in meine<lb/> Bruſt geſchienen, ich brauchte Bogen darüber zu reden und habe nur<lb/> Minuten. — <hi rendition="#aq">Addio, cara, cara!</hi>]<lb n="5"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>516. An <hi rendition="#g">Ahlefeldt in Berlin.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof</hi> d. 30 Jenn. 97.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Mein nie Vergeſſener,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Eben leg ich den 1<hi rendition="#sup"><hi rendition="#i">t</hi>en</hi> Brief an unſere <hi rendition="#aq">Kropf</hi> nach einem ¼jährigen<lb/> Schweigen weg und fange dieſen an. O Guter, wie konteſt du meine<lb n="10"/> epiſtolariſche Zungen-Apoplexie einer andern Urſache zuſchreiben als<lb/> meiner litterariſchen Superfötazion und auch einem <hi rendition="#g">unnachlas-<lb/> lichen</hi> Briefwechſel? — Der lieben <hi rendition="#aq">Kropf,</hi> der lieben <hi rendition="#aq">Krüdner,</hi> der<lb/> lieben <hi rendition="#aq">Kalb</hi>, 3 geiſtigen Grazien mit Einem Inizial-<hi rendition="#aq">K</hi> antwortet’ ich<lb/> wenig oder nicht oder nichts. Nim meine Bücher für Briefe. Ich kan<lb n="15"/> mich gegen dich niemals ändern, auch wenn du dich gegen mich<note place="right"><ref target="1922_Bd2_294">[294]</ref></note><lb/> änderteſt: in den Flügeln deiner Seele ſind nicht nur unſchuldig-<lb/><hi rendition="#g">weiſſe,</hi> ſondern auch zugleich <hi rendition="#g">lange</hi> und <hi rendition="#g">ſchimmernde</hi> Schwung-<lb/> federn. Wir alle in Hof haben dich fortgeliebt. Du, mein reiner, treuer,<lb/> edler, kräftiger Ahlefeld, kömſt nie aus meinem — Gedächtnis nicht<lb n="20"/> blos ſondern auch aus meinem — Herzen: ich werde d. h. ich mus dich<lb/> immer lieben, ſo lang auch mein Schweigen dauerte oder wieder dauern<lb/> wird. Die Oſtermeſſe ſei mein Briefträger für dich! — <hi rendition="#g">Lebe</hi> wohl!<lb/> Aber wie kanſt du es, Guter, wenn Andere nicht eben ſo wohl <hi rendition="#g">denken!</hi><lb/> Und doch mus irgend ein Irthum deines <hi rendition="#g">exoteriſchen</hi> Lebens oder<lb n="25"/> Scheins dir den Widerſpruch mit deinem <hi rendition="#g">eſoteriſchen</hi> Gehalt zu-<lb/> ziehen: du verdienſt ſo viel und bekömſt ſo wenig, entweder dein Schein<lb/> iſt zu exzentriſch oder dein Berlin zu — laſterhaft! Lebe wohl, wohl,<lb/> wohl, Guter, Unvergeslicher! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">Jean Paul</hi> </hi> <lb n="30"/> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <div type="letter" n="2"> <head>517. An <hi rendition="#g">Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof.</hi> d. 30 Jenn. 97.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">„Gnädige Frau“,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>d. h. ungnädige — kurz es iſt der Gegenſaz der „theuern Freundin“.<lb/> Aber theuere Freundin, Sie ſind gewis doch noch die meinige und wiſſen<lb n="35"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [293/0308]
nicht, wie ſehr der angeſchmiedete Prometheus ſich ſehnt nach der
unerſezlichen Charlotte. — O wären Sie doch zweimal in der Welt!
Unendlich warm wie die Sonne hat Ihr Frühlingsſtük in meine
Bruſt geſchienen, ich brauchte Bogen darüber zu reden und habe nur
Minuten. — Addio, cara, cara!] 5
516. An Ahlefeldt in Berlin.
Hof d. 30 Jenn. 97.
Mein nie Vergeſſener,
Eben leg ich den 1ten Brief an unſere Kropf nach einem ¼jährigen
Schweigen weg und fange dieſen an. O Guter, wie konteſt du meine 10
epiſtolariſche Zungen-Apoplexie einer andern Urſache zuſchreiben als
meiner litterariſchen Superfötazion und auch einem unnachlas-
lichen Briefwechſel? — Der lieben Kropf, der lieben Krüdner, der
lieben Kalb, 3 geiſtigen Grazien mit Einem Inizial-K antwortet’ ich
wenig oder nicht oder nichts. Nim meine Bücher für Briefe. Ich kan 15
mich gegen dich niemals ändern, auch wenn du dich gegen mich
änderteſt: in den Flügeln deiner Seele ſind nicht nur unſchuldig-
weiſſe, ſondern auch zugleich lange und ſchimmernde Schwung-
federn. Wir alle in Hof haben dich fortgeliebt. Du, mein reiner, treuer,
edler, kräftiger Ahlefeld, kömſt nie aus meinem — Gedächtnis nicht 20
blos ſondern auch aus meinem — Herzen: ich werde d. h. ich mus dich
immer lieben, ſo lang auch mein Schweigen dauerte oder wieder dauern
wird. Die Oſtermeſſe ſei mein Briefträger für dich! — Lebe wohl!
Aber wie kanſt du es, Guter, wenn Andere nicht eben ſo wohl denken!
Und doch mus irgend ein Irthum deines exoteriſchen Lebens oder 25
Scheins dir den Widerſpruch mit deinem eſoteriſchen Gehalt zu-
ziehen: du verdienſt ſo viel und bekömſt ſo wenig, entweder dein Schein
iſt zu exzentriſch oder dein Berlin zu — laſterhaft! Lebe wohl, wohl,
wohl, Guter, Unvergeslicher! —
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Jean Paul 30
517. An Wilhelmine von Kropff in Bayreuth.
Hof. d. 30 Jenn. 97.
„Gnädige Frau“,
d. h. ungnädige — kurz es iſt der Gegenſaz der „theuern Freundin“.
Aber theuere Freundin, Sie ſind gewis doch noch die meinige und wiſſen 35
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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