Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.dem Schweigen eines Menschen, dessen Denkungsart Sie aus seiner [295]Ich wünschte, ich hörte und sähe Sie über mich zanken: wenigstens Jean Paul Nachschrift.25 d. 3. Febr. 1797.Indem ich nach Ihrem Briefe einen an unsern Ahlefeld beschlos, *) Die Überbringerin lies ich nicht nach Bayreuth, um der Armen das Geld und35
die Ermüdung und ihrem Kinde den Katarrh zu ersparen. dem Schweigen eines Menſchen, deſſen Denkungsart Sie aus ſeiner [295]Ich wünſchte, ich hörte und ſähe Sie über mich zanken: wenigſtens Jean Paul Nachſchrift.25 d. 3. Febr. 1797.Indem ich nach Ihrem Briefe einen an unſern Ahlefeld beſchlos, *) Die Überbringerin lies ich nicht nach Bayreuth, um der Armen das Geld und35
die Ermüdung und ihrem Kinde den Katarrh zu erſparen. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0309" n="294"/> dem Schweigen eines Menſchen, deſſen Denkungsart Sie aus ſeiner<lb/> Feder und ſeiner Gegenwart kennen, Urſachen zuzuſchreiben, die mir<lb/> Ihr ſchönes wohlwollendes Herz nicht nehmen. Meinen Fehler ent-<lb/> ſchuldigt am beſten ſeine Wiederholung. Der Fr. von <hi rendition="#aq">Krüdner</hi> ſchrieb<lb/> ich nach — <hi rendition="#aq">Bayreuth,</hi> weiter nicht, ſie aber einmal aus Konſtanz,<lb n="5"/> einmal aus <hi rendition="#aq">Lausanne</hi> an mich — unſerem guten Ahlefeld hab’ ich<lb/> ſeit ſeiner Abreiſe aus Bayreuth nicht geſchrieben. Der lieben <hi rendition="#aq">Kalb</hi> in<lb/><hi rendition="#aq">Weimar</hi> ſeit Monaten nicht. Bei Gelegenheit! welche ſchöne Drei-<lb/> faltigkeit von 3 Perſonen in 1 Gotheit der Freundſchaft hab’ ich,<lb/> die immer mit <hi rendition="#aq">K</hi> anfängt, <hi rendition="#aq">Kropf, Kalb, Krüdner.</hi> — Eigentlich ſind<lb n="10"/> Sie mir einen Brief ſchuldig: denn ich habe den lezten geſchrieben;<lb/> und ich habe noch keine Antwort darauf bekommen als — die frohen<lb/> Minuten und ½ Tage bei Ihnen und die Schönheiten, die ich in<lb/> Ihrem Spiegel ſah, wenn ich bei dem Friſieren hinter Ihnen ſtand und<lb/> das ſehende Geſicht mit dem geſehenen verglich. —<lb n="15"/> </p> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd2_295">[295]</ref></note>Ich wünſchte, ich hörte und ſähe Sie über mich zanken: wenigſtens<lb/> meine Augen gewönnen, und zulezt die Ohren. Ich kan nicht ſagen,<lb/> vergeben Sie: denn Sie gehören nicht unter die Perſonen, an denen<lb/> man ſich zu verſündigen wagt: ſondern ich ſage, errathen Sie; und<lb/> ſein Sie ſo nachſichtig gegen den unveränderlichen Freund Ihres<lb n="20"/> Herzens und Geiſtes als er vol Liebe gegen beide iſt. Leben Sie wohl<lb/> und immer ſo froh als man es neben den Blumen Ihrer Stikrahmen<lb/> und Ihrer Reize iſt.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">Jean Paul</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Nachſchrift.</hi> <lb n="25"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">d. 3. Febr. 1797.</hi> </dateline><lb/> <p>Indem ich nach Ihrem Briefe einen an unſern Ahlefeld beſchlos,<lb/> dem ich auch ein langes Verſtummen abzubitten habe: ſchikt mir der<lb/> Zufal die Gelegenheit zu einem Poſtſkript. Ich habe nun auſſer der<lb/> vorigen Bitte um Vergebung noch eine zweite um Hülfe zu thun. Es<lb n="30"/> betrift die arme Überbringerin<note place="foot" n="*)">Die Überbringerin lies ich nicht nach <hi rendition="#aq">Bayreuth,</hi> um der Armen das Geld und<lb n="35"/> die Ermüdung und ihrem Kinde den Katarrh zu erſparen.</note> dieſer Blätter. Ich habe mich als<lb/> Vorbitter für dieſe Verlaſſene an den H. Obriſt <hi rendition="#aq">Lieutenant</hi> gewandt,<lb/> und ich bitte Sie, was noch beſſer iſt, die Vorbitterin zu werden. Die<lb/> getäuſchte Juliane (ihr Name iſt romantiſcher und ſchöner als ihr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [294/0309]
dem Schweigen eines Menſchen, deſſen Denkungsart Sie aus ſeiner
Feder und ſeiner Gegenwart kennen, Urſachen zuzuſchreiben, die mir
Ihr ſchönes wohlwollendes Herz nicht nehmen. Meinen Fehler ent-
ſchuldigt am beſten ſeine Wiederholung. Der Fr. von Krüdner ſchrieb
ich nach — Bayreuth, weiter nicht, ſie aber einmal aus Konſtanz, 5
einmal aus Lausanne an mich — unſerem guten Ahlefeld hab’ ich
ſeit ſeiner Abreiſe aus Bayreuth nicht geſchrieben. Der lieben Kalb in
Weimar ſeit Monaten nicht. Bei Gelegenheit! welche ſchöne Drei-
faltigkeit von 3 Perſonen in 1 Gotheit der Freundſchaft hab’ ich,
die immer mit K anfängt, Kropf, Kalb, Krüdner. — Eigentlich ſind 10
Sie mir einen Brief ſchuldig: denn ich habe den lezten geſchrieben;
und ich habe noch keine Antwort darauf bekommen als — die frohen
Minuten und ½ Tage bei Ihnen und die Schönheiten, die ich in
Ihrem Spiegel ſah, wenn ich bei dem Friſieren hinter Ihnen ſtand und
das ſehende Geſicht mit dem geſehenen verglich. — 15
Ich wünſchte, ich hörte und ſähe Sie über mich zanken: wenigſtens
meine Augen gewönnen, und zulezt die Ohren. Ich kan nicht ſagen,
vergeben Sie: denn Sie gehören nicht unter die Perſonen, an denen
man ſich zu verſündigen wagt: ſondern ich ſage, errathen Sie; und
ſein Sie ſo nachſichtig gegen den unveränderlichen Freund Ihres 20
Herzens und Geiſtes als er vol Liebe gegen beide iſt. Leben Sie wohl
und immer ſo froh als man es neben den Blumen Ihrer Stikrahmen
und Ihrer Reize iſt.
[295]
Jean Paul
Nachſchrift. 25
d. 3. Febr. 1797.
Indem ich nach Ihrem Briefe einen an unſern Ahlefeld beſchlos,
dem ich auch ein langes Verſtummen abzubitten habe: ſchikt mir der
Zufal die Gelegenheit zu einem Poſtſkript. Ich habe nun auſſer der
vorigen Bitte um Vergebung noch eine zweite um Hülfe zu thun. Es 30
betrift die arme Überbringerin *) dieſer Blätter. Ich habe mich als
Vorbitter für dieſe Verlaſſene an den H. Obriſt Lieutenant gewandt,
und ich bitte Sie, was noch beſſer iſt, die Vorbitterin zu werden. Die
getäuſchte Juliane (ihr Name iſt romantiſcher und ſchöner als ihr
*) Die Überbringerin lies ich nicht nach Bayreuth, um der Armen das Geld und 35
die Ermüdung und ihrem Kinde den Katarrh zu erſparen.
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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