Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.loren haben und er kein Laub und keine Blüten mehr für uns bewegt, Sie wissen die Anwendung, Unvergesliche, und die Gleichzeitigkeit5 Der H. Präsident ist, so viel man mir geschrieben, auf einer Reise Ich wünsch' Ihnen jezt nichts als was der Engel Michael verlor im Jean Paul Fr. Richter Vergeben Sie den Einschlus: Fr. v. Kalb ist zwar in Kalbsrieth, 635. An Emanuel. [Hof, 8. (?) Juni 1797]Guter aber Stummer, Mein Bruder bringt Ihnen hier das Kampaner Thal; noch den 1) O um einen Brief von Ihnen, Geliebter. Über die Ursachen Ihres Schweigens hab ich nur furchtsame Vermuthungen! 2) Möge doch H. Ellrodt so gütig sein, mir die 1797ger Stücke der35 Horen, worin die Fortsezung der Agnes von Lilien ist, geborgt ver- loren haben und er kein Laub und keine Blüten mehr für uns bewegt, Sie wiſſen die Anwendung, Unvergesliche, und die Gleichzeitigkeit5 Der H. Präſident iſt, ſo viel man mir geſchrieben, auf einer Reiſe Ich wünſch’ Ihnen jezt nichts als was der Engel Michael verlor im Jean Paul Fr. Richter Vergeben Sie den Einſchlus: Fr. v. Kalb iſt zwar in Kalbsrieth, 635. An Emanuel. [Hof, 8. (?) Juni 1797]Guter aber Stummer, Mein Bruder bringt Ihnen hier das Kampaner Thal; noch den 1) O um einen Brief von Ihnen, Geliebter. Über die Urſachen Ihres Schweigens hab ich nur furchtſame Vermuthungen! 2) Möge doch H. Ellrodt ſo gütig ſein, mir die 1797ger Stücke der35 Horen, worin die Fortſezung der Agnes von Lilien iſt, geborgt ver- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0356" n="340"/> loren haben und er kein Laub und keine Blüten mehr für uns bewegt,<lb/> ſo ſchwebt er uns gröſſer und blühender vor, anſtat daß mir immer<lb/> der beſte engliſche Garten und ſeine Inſeln im Herbſte nach der Ent-<lb/> laubung dreimal kleiner vorkamen.</p><lb/> <p>Sie wiſſen die Anwendung, Unvergesliche, und die Gleichzeitigkeit<lb n="5"/> meines vorigen Himmels und dieſes jezigen Briefes macht die An-<lb/> wendung Ihnen leichter und mir beklommener. — Ach es iſt leichter<lb/> für gewiſſe Menſchen vergeſſen zu werden, als zu vergeſſen! Der<lb/> Himmel kan Ihnen für meine Stunden bei Ihnen keine höhere Be-<lb/> lohnung geben als — eben ſolche Stunden.<lb n="10"/> </p> <p>Der H. Präſident iſt, ſo viel man mir geſchrieben, auf einer Reiſe<lb/> unweit Leipzig: wenig hätte gefehlt, ſo hätt’ ich ſie nachgemacht.<lb/> Ich wünſche dieſem groſſen Genius wenigſtens eine eingebildete<lb/> Krankheit, damit er nur wieder durch <hi rendition="#aq">Hof</hi> nach Karlsbad gienge und<lb/> der Seele wieder begegnete, die ihn ſo unausſprechlich liebt.<lb n="15"/> </p> <p>Ich wünſch’ Ihnen jezt nichts als was der Engel Michael verlor im<lb/> Kampfe gegen den Teufel — nämlich eine Feder, damit Sie nicht ſo<lb/> wohl <hi rendition="#g">mich</hi> an Sie erinnern — dazu reicht mein Herz und Dank ſchon<lb/> hin — als <hi rendition="#g">Sich</hi> an mich. — Glüklich, glüklich lebe und bleibe Ihre<lb/> ſchöne Seele!<lb n="20"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Jean Paul</hi><lb/> Fr. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Vergeben Sie den Einſchlus: Fr. v. <hi rendition="#aq">Kalb</hi> iſt zwar in <hi rendition="#aq">Kalbsrieth,</hi><lb/> aber die Poſten hier kennen nicht einmal <hi rendition="#aq">Arteren</hi> darneben; und ich<lb/> bitte Sie, das Paquet in ihr Haus in <hi rendition="#aq">Weimar</hi> zu ſenden.<lb n="25"/> </p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>635. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <byline>Eiligſt</byline> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 8. (?) Juni 1797]</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Guter aber Stummer,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Mein Bruder bringt Ihnen hier das Kampaner Thal; noch den<lb/> Jubelſenior wil ich meinen Leſe-Drillingen ſchicken und dan wil ich<lb n="30"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd2_342">[342]</ref></note>künftig es bleiben laſſen, weil ſie es ſo haben wollen. Nun meine<lb/><hi rendition="#c">Petizionen!</hi></p><lb/> <list> <item>1) O um einen Brief von Ihnen, Geliebter. Über die Urſachen<lb/> Ihres Schweigens hab ich nur furchtſame Vermuthungen!</item><lb/> <item>2) Möge doch H. <hi rendition="#aq">Ellrodt</hi> ſo gütig ſein, mir die 1797<hi rendition="#sup">ger</hi> Stücke der<lb n="35"/> <hi rendition="#aq">Horen,</hi> worin die Fortſezung der <hi rendition="#aq">Agnes von Lilien</hi> iſt, geborgt ver-<lb/></item> </list> </div> </body> </text> </TEI> [340/0356]
loren haben und er kein Laub und keine Blüten mehr für uns bewegt,
ſo ſchwebt er uns gröſſer und blühender vor, anſtat daß mir immer
der beſte engliſche Garten und ſeine Inſeln im Herbſte nach der Ent-
laubung dreimal kleiner vorkamen.
Sie wiſſen die Anwendung, Unvergesliche, und die Gleichzeitigkeit 5
meines vorigen Himmels und dieſes jezigen Briefes macht die An-
wendung Ihnen leichter und mir beklommener. — Ach es iſt leichter
für gewiſſe Menſchen vergeſſen zu werden, als zu vergeſſen! Der
Himmel kan Ihnen für meine Stunden bei Ihnen keine höhere Be-
lohnung geben als — eben ſolche Stunden. 10
Der H. Präſident iſt, ſo viel man mir geſchrieben, auf einer Reiſe
unweit Leipzig: wenig hätte gefehlt, ſo hätt’ ich ſie nachgemacht.
Ich wünſche dieſem groſſen Genius wenigſtens eine eingebildete
Krankheit, damit er nur wieder durch Hof nach Karlsbad gienge und
der Seele wieder begegnete, die ihn ſo unausſprechlich liebt. 15
Ich wünſch’ Ihnen jezt nichts als was der Engel Michael verlor im
Kampfe gegen den Teufel — nämlich eine Feder, damit Sie nicht ſo
wohl mich an Sie erinnern — dazu reicht mein Herz und Dank ſchon
hin — als Sich an mich. — Glüklich, glüklich lebe und bleibe Ihre
ſchöne Seele! 20
Jean Paul
Fr. Richter
Vergeben Sie den Einſchlus: Fr. v. Kalb iſt zwar in Kalbsrieth,
aber die Poſten hier kennen nicht einmal Arteren darneben; und ich
bitte Sie, das Paquet in ihr Haus in Weimar zu ſenden. 25
635. An Emanuel.
Eiligſt[Hof, 8. (?) Juni 1797]
Guter aber Stummer,
Mein Bruder bringt Ihnen hier das Kampaner Thal; noch den
Jubelſenior wil ich meinen Leſe-Drillingen ſchicken und dan wil ich 30
künftig es bleiben laſſen, weil ſie es ſo haben wollen. Nun meine
Petizionen!
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1) O um einen Brief von Ihnen, Geliebter. Über die Urſachen
Ihres Schweigens hab ich nur furchtſame Vermuthungen!
2) Möge doch H. Ellrodt ſo gütig ſein, mir die 1797ger Stücke der 35
Horen, worin die Fortſezung der Agnes von Lilien iſt, geborgt ver-
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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