Der zweite Band von Jean Pauls Briefen umfaßt eine im Ver- gleich mit dem ersten nur kurze, aber äußerst wichtige Zeitspanne, die vier letzten Jahre seines Aufenthalts in der engeren Heimat, in denen sich der arme, unbekannte Kandidat und Hauslehrer Richter zum höchsten Erstaunen der Hofer Spießbürger unversehens in den weitberühmten Dichter Jean Paul verwandelt. In rascher Folge entstehen und erscheinen Werke, die ihm die Gunst zahlreicher Leser und mehr noch Leserinnen gewinnen: Hesperus, Fixlein, Biographische Belustigungen, Siebenkäs, Jubelsenior, Kampanerthal; und schon reift der "Kardinalroman" Titan heran. Wiederholte Aufenthalte in Bayreuth und der triumphale erste Besuch in Weimar verschaffen ihm neue Freunde und Korrespondenten. Sein Briefwechsel breitet sich allmählich über ganz Deutschland aus.
Sehr intensiv bleibt trotz der örtlichen Nachbarschaft die Korre- spondenz mit dem treuen Otto, der sich in diesen Jahren ebenfalls zum Schriftsteller entwickelt. Neben längeren Briefen mit wechsel- seitigen ausführlichen Beurteilungen der Manuskripte gehen fast täglich Billette von Haus zu Haus. Otto, der sich jetzt erst der vollen Bedeutung des Freundes bewußt wird, hat auch die erhaltenen Billette sorglich aufbewahrt und sie, da Jean Paul den Vorsatz, sie zu datieren (s. Nr. 231), nicht lange einhielt, in diesen Jahren (im Gegensatz zu der späteren Bayreuther Zeit) fast immer mit dem Präsentat, zuweilen auch mit erklärenden Anmerkungen versehen, wobei ihm freilich gelegentlich Versehen untergelaufen sind. Als neue Freunde und rege Korrespondenten treten zu den früheren Emanuel, Schäfer und Ellrodt in Bayreuth, Ahlefeldt in Berlin
Vorwort
Der zweite Band von Jean Pauls Briefen umfaßt eine im Ver- gleich mit dem erſten nur kurze, aber äußerſt wichtige Zeitſpanne, die vier letzten Jahre ſeines Aufenthalts in der engeren Heimat, in denen ſich der arme, unbekannte Kandidat und Hauslehrer Richter zum höchſten Erſtaunen der Hofer Spießbürger unverſehens in den weitberühmten Dichter Jean Paul verwandelt. In raſcher Folge entſtehen und erſcheinen Werke, die ihm die Gunſt zahlreicher Leſer und mehr noch Leſerinnen gewinnen: Heſperus, Fixlein, Biographiſche Beluſtigungen, Siebenkäs, Jubelſenior, Kampanerthal; und ſchon reift der „Kardinalroman“ Titan heran. Wiederholte Aufenthalte in Bayreuth und der triumphale erſte Beſuch in Weimar verſchaffen ihm neue Freunde und Korreſpondenten. Sein Briefwechſel breitet ſich allmählich über ganz Deutſchland aus.
Sehr intenſiv bleibt trotz der örtlichen Nachbarſchaft die Korre- ſpondenz mit dem treuen Otto, der ſich in dieſen Jahren ebenfalls zum Schriftſteller entwickelt. Neben längeren Briefen mit wechſel- ſeitigen ausführlichen Beurteilungen der Manuſkripte gehen faſt täglich Billette von Haus zu Haus. Otto, der ſich jetzt erſt der vollen Bedeutung des Freundes bewußt wird, hat auch die erhaltenen Billette ſorglich aufbewahrt und ſie, da Jean Paul den Vorſatz, ſie zu datieren (ſ. Nr. 231), nicht lange einhielt, in dieſen Jahren (im Gegenſatz zu der ſpäteren Bayreuther Zeit) faſt immer mit dem Präſentat, zuweilen auch mit erklärenden Anmerkungen verſehen, wobei ihm freilich gelegentlich Verſehen untergelaufen ſind. Als neue Freunde und rege Korreſpondenten treten zu den früheren Emanuel, Schäfer und Ellrodt in Bayreuth, Ahlefeldt in Berlin
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[V/0004]
Vorwort
Der zweite Band von Jean Pauls Briefen umfaßt eine im Ver-
gleich mit dem erſten nur kurze, aber äußerſt wichtige Zeitſpanne,
die vier letzten Jahre ſeines Aufenthalts in der engeren Heimat,
in denen ſich der arme, unbekannte Kandidat und Hauslehrer Richter
zum höchſten Erſtaunen der Hofer Spießbürger unverſehens in
den weitberühmten Dichter Jean Paul verwandelt. In raſcher Folge
entſtehen und erſcheinen Werke, die ihm die Gunſt zahlreicher Leſer
und mehr noch Leſerinnen gewinnen: Heſperus, Fixlein, Biographiſche
Beluſtigungen, Siebenkäs, Jubelſenior, Kampanerthal; und ſchon
reift der „Kardinalroman“ Titan heran. Wiederholte Aufenthalte
in Bayreuth und der triumphale erſte Beſuch in Weimar verſchaffen
ihm neue Freunde und Korreſpondenten. Sein Briefwechſel breitet
ſich allmählich über ganz Deutſchland aus.
Sehr intenſiv bleibt trotz der örtlichen Nachbarſchaft die Korre-
ſpondenz mit dem treuen Otto, der ſich in dieſen Jahren ebenfalls
zum Schriftſteller entwickelt. Neben längeren Briefen mit wechſel-
ſeitigen ausführlichen Beurteilungen der Manuſkripte gehen faſt
täglich Billette von Haus zu Haus. Otto, der ſich jetzt erſt der vollen
Bedeutung des Freundes bewußt wird, hat auch die erhaltenen
Billette ſorglich aufbewahrt und ſie, da Jean Paul den Vorſatz, ſie
zu datieren (ſ. Nr. 231), nicht lange einhielt, in dieſen Jahren (im
Gegenſatz zu der ſpäteren Bayreuther Zeit) faſt immer mit dem
Präſentat, zuweilen auch mit erklärenden Anmerkungen verſehen,
wobei ihm freilich gelegentlich Verſehen untergelaufen ſind. Als
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/4>, abgerufen am 21.11.2024.
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