und Friedrich von Oertel in Leipzig, die beiden letzten bald als Duz- freunde, als Korrespondentinnen Charlotte von Kalb, Wilhelmine von Kropff, Julie von Krüdener, Emilie von Berlepsch, Henriette von Schuckmann, Sophie von Brüningk -- bezeichnenderweise lauter adlige Damen.
Jean Pauls Briefkopierbücher bieten in diesen Jahren meist einen stark verkürzten Text, oft nur unzusammenhängende Phrasen; auch sind die Kopien zuweilen später nachgetragen und dann oft un- datiert. Sie können also die Originale nur unzulänglich ersetzen. Besonders bedauerlich ist das bei den Briefen an Matzdorff, den Hauptverleger dieser Zeit, und an Charlotte von Kalb. Die letzteren stellen den Herausgeber noch eigens vor ein heikles Problem. Die Originalhandschriften hat Charlotte, nach Ernst Försters nicht anzuzweifelnder Angabe in der Vorrede zum zweiten Bande der "Denkwürdigkeiten", kurz vor ihrem Tode verbrennen lassen. Förster fügt hinzu: "Die Fragmente, die ich aus Jean Pauls Briefbüchern mitteile, zeigen uns die Größe des Verlustes." Was er nun aber abgedruckt hat, ist nur zum Teil den Briefbüchern entnommen; es muß ihm, hauptsächlich für die Jahre 1796 und 1797, noch eine andere, nicht mehr aufzufindende Quelle vorgelegen haben, die nicht nur einen vielfach abweichenden Wortlaut, sondern auch ganze in den Briefbüchern fehlende Briefe oder Briefteile darbot. Diese ergänzen- den Partien erweisen sich nun aber bei näherer Nachprüfung als höchst unzuverlässig; sie stehen nachweislich oft an falscher Stelle, die gleichen Sätze kehren zuweilen in etwas veränderter Fassung wieder usw. Vermutlich handelte es sich um Fragmente von Kon- zepten, vielleicht um bloße vorläufige Notizen, wie man sie oft in Jean Pauls Arbeitsheften verstreut findet, die Förster nach seinem auch sonst geübten Verfahren stark bearbeitet und ergänzt hat. Es steckt aber doch so viel echtes und wertvolles Briefgut darin, daß es schade wäre, alles zu unterdrücken oder in den Lesartenapparat zu vergraben. Es wurden daher in der vorliegenden Ausgabe zwar die erhaltenen Briefkopien zugrunde gelegt und die Försterschen Varianten dazu nur als Lesarten verzeichnet, die Ergänzungen der Försterschen Drucke aber, soweit sie nicht allzu verdächtig erschienen, in eckigen Klammern in den Text eingefügt, und zwar, wenn sie nachweislich an falscher Stelle stehen, dort, wohin sie vermutlich ge-
und Friedrich von Oertel in Leipzig, die beiden letzten bald als Duz- freunde, als Korreſpondentinnen Charlotte von Kalb, Wilhelmine von Kropff, Julie von Krüdener, Emilie von Berlepſch, Henriette von Schuckmann, Sophie von Brüningk — bezeichnenderweiſe lauter adlige Damen.
Jean Pauls Briefkopierbücher bieten in dieſen Jahren meiſt einen ſtark verkürzten Text, oft nur unzuſammenhängende Phraſen; auch ſind die Kopien zuweilen ſpäter nachgetragen und dann oft un- datiert. Sie können alſo die Originale nur unzulänglich erſetzen. Beſonders bedauerlich iſt das bei den Briefen an Matzdorff, den Hauptverleger dieſer Zeit, und an Charlotte von Kalb. Die letzteren ſtellen den Herausgeber noch eigens vor ein heikles Problem. Die Originalhandſchriften hat Charlotte, nach Ernſt Förſters nicht anzuzweifelnder Angabe in der Vorrede zum zweiten Bande der „Denkwürdigkeiten“, kurz vor ihrem Tode verbrennen laſſen. Förſter fügt hinzu: „Die Fragmente, die ich aus Jean Pauls Briefbüchern mitteile, zeigen uns die Größe des Verluſtes.“ Was er nun aber abgedruckt hat, iſt nur zum Teil den Briefbüchern entnommen; es muß ihm, hauptſächlich für die Jahre 1796 und 1797, noch eine andere, nicht mehr aufzufindende Quelle vorgelegen haben, die nicht nur einen vielfach abweichenden Wortlaut, ſondern auch ganze in den Briefbüchern fehlende Briefe oder Briefteile darbot. Dieſe ergänzen- den Partien erweiſen ſich nun aber bei näherer Nachprüfung als höchſt unzuverläſſig; ſie ſtehen nachweislich oft an falſcher Stelle, die gleichen Sätze kehren zuweilen in etwas veränderter Faſſung wieder uſw. Vermutlich handelte es ſich um Fragmente von Kon- zepten, vielleicht um bloße vorläufige Notizen, wie man ſie oft in Jean Pauls Arbeitsheften verſtreut findet, die Förſter nach ſeinem auch ſonſt geübten Verfahren ſtark bearbeitet und ergänzt hat. Es ſteckt aber doch ſo viel echtes und wertvolles Briefgut darin, daß es ſchade wäre, alles zu unterdrücken oder in den Lesartenapparat zu vergraben. Es wurden daher in der vorliegenden Ausgabe zwar die erhaltenen Briefkopien zugrunde gelegt und die Förſterſchen Varianten dazu nur als Lesarten verzeichnet, die Ergänzungen der Förſterſchen Drucke aber, ſoweit ſie nicht allzu verdächtig erſchienen, in eckigen Klammern in den Text eingefügt, und zwar, wenn ſie nachweislich an falſcher Stelle ſtehen, dort, wohin ſie vermutlich ge-
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[VI/0005]
und Friedrich von Oertel in Leipzig, die beiden letzten bald als Duz-
freunde, als Korreſpondentinnen Charlotte von Kalb, Wilhelmine
von Kropff, Julie von Krüdener, Emilie von Berlepſch, Henriette
von Schuckmann, Sophie von Brüningk — bezeichnenderweiſe
lauter adlige Damen.
Jean Pauls Briefkopierbücher bieten in dieſen Jahren meiſt
einen ſtark verkürzten Text, oft nur unzuſammenhängende Phraſen;
auch ſind die Kopien zuweilen ſpäter nachgetragen und dann oft un-
datiert. Sie können alſo die Originale nur unzulänglich erſetzen.
Beſonders bedauerlich iſt das bei den Briefen an Matzdorff, den
Hauptverleger dieſer Zeit, und an Charlotte von Kalb. Die letzteren
ſtellen den Herausgeber noch eigens vor ein heikles Problem. Die
Originalhandſchriften hat Charlotte, nach Ernſt Förſters nicht
anzuzweifelnder Angabe in der Vorrede zum zweiten Bande der
„Denkwürdigkeiten“, kurz vor ihrem Tode verbrennen laſſen. Förſter
fügt hinzu: „Die Fragmente, die ich aus Jean Pauls Briefbüchern
mitteile, zeigen uns die Größe des Verluſtes.“ Was er nun aber
abgedruckt hat, iſt nur zum Teil den Briefbüchern entnommen; es
muß ihm, hauptſächlich für die Jahre 1796 und 1797, noch eine
andere, nicht mehr aufzufindende Quelle vorgelegen haben, die nicht
nur einen vielfach abweichenden Wortlaut, ſondern auch ganze in den
Briefbüchern fehlende Briefe oder Briefteile darbot. Dieſe ergänzen-
den Partien erweiſen ſich nun aber bei näherer Nachprüfung als
höchſt unzuverläſſig; ſie ſtehen nachweislich oft an falſcher Stelle,
die gleichen Sätze kehren zuweilen in etwas veränderter Faſſung
wieder uſw. Vermutlich handelte es ſich um Fragmente von Kon-
zepten, vielleicht um bloße vorläufige Notizen, wie man ſie oft in
Jean Pauls Arbeitsheften verſtreut findet, die Förſter nach ſeinem
auch ſonſt geübten Verfahren ſtark bearbeitet und ergänzt hat. Es
ſteckt aber doch ſo viel echtes und wertvolles Briefgut darin, daß
es ſchade wäre, alles zu unterdrücken oder in den Lesartenapparat
zu vergraben. Es wurden daher in der vorliegenden Ausgabe zwar
die erhaltenen Briefkopien zugrunde gelegt und die Förſterſchen
Varianten dazu nur als Lesarten verzeichnet, die Ergänzungen der
Förſterſchen Drucke aber, ſoweit ſie nicht allzu verdächtig erſchienen,
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nachweislich an falſcher Stelle ſtehen, dort, wohin ſie vermutlich ge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/5>, abgerufen am 23.11.2024.
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