meinen Willen auf die refugies und Renner tapferer Regimenter passe -- gütigst geben, was ich brauche: nämlich 50 rtl. Aber ernstlich: ich werde es für die gröste [Gefälligkeit] erkennen, die die übrigen vermehrt, wenn Sie eine Bitte, deren Ausschlag mir entweder einen langen Blumengarten oder eine Sarawüste zuwiegt, zu meinem5 Vortheil ausschlagen lassen. Um aber meinem Wort treu zu bleiben, bitt' ich Sie, mir die [andere] Hälfte um so viele Monate später zu- zuschicken als Sie mir die erste früher geben -- d. h. an meinem Namenstage 29 Jun. Ich bin leider zu 2 error[ibus] calcu[li], die einander widersprechen [verdamt]: der erste Rechnungsverstos ist, daß10 ein Buch, wenn ich beim Anfang denke, es sol 12 Bogen stark werden, beim 24ten noch nicht aus ist -- der zweite ist, daß wenn ich 100 fl. aus dem Scharmüzel schütte und zu meinen Leuten sage: "davon werd' ich "nach einem Vierteljahr noch etwas übrig haben" daß dan sag' ich wol noch etwas übrig ist, aber blos Wochen aus dem Vierteljahr. Dasmal[42]15 ists noch ärger, da meine Rechenmaschine, wie Sie auch wissen können, vor 1/2 Jahr die Quadratzahl stat der Quadratwurzel heraus- brachte -- Da bei dieser Summe wie bei der Tugend nichts nöthig als der Wille. Geben Sie den Bündel der Post, keinem Fuhrman: ich erkaufe gern die Zeit mit dem wenigen Ueberschus des Porto über die20 Fracht. Der Himmel lasse den Blumensamen, den ich hier aufs Papier gesäet, aufgehen zu einem kleinen Flor für Ihren etc.
61. An Christian Otto.
[Hof] d. 8 Febr. 95.
Hier schick' ich dir die Zank-Akten sämtlich; ich thue nicht die Bitte,25 sondern die Foderung daß du sie liesest. Wenn einmal meine Worte einen Augenblik bei dir nöthig waren: so ists einerlei, ob es ge- schriebne Buchstaben sind oder nicht. Das Lesen der leztern -- um so mehr, da diese gleichgültigen Blätter keine Autorin kompromittieren können und da sie nur schreiben, was ich sage -- sei das Siegel auf30 unsere doppelte Vergessenheit: du hast zu vergessen, daß ich etwas 1/4 sage, was du gar nicht sagen würdest, wiewol du bedenken soltest, daß jeder Grad meiner Verschwiegenheit bei meiner herauspolternden Kühnheit, bei meiner Gleichgültigkeit gegen unzählige bürgerliche Kleinigkeiten und bei meiner angewöhnten Verschwendung meiner35 eignen Geheimnisse ein grösseres Verdienst als bei dir ist, weil dich
4 Jean Paul Briefe. II.
meinen Willen auf die refugiés und Renner tapferer Regimenter paſſe — gütigſt geben, was ich brauche: nämlich 50 rtl. Aber ernſtlich: ich werde es für die gröſte [Gefälligkeit] erkennen, die die übrigen vermehrt, wenn Sie eine Bitte, deren Ausſchlag mir entweder einen langen Blumengarten oder eine Sarawüſte zuwiegt, zu meinem5 Vortheil ausſchlagen laſſen. Um aber meinem Wort treu zu bleiben, bitt’ ich Sie, mir die [andere] Hälfte um ſo viele Monate ſpäter zu- zuſchicken als Sie mir die erſte früher geben — d. h. an meinem Namenstage 29 Jun. Ich bin leider zu 2 error[ibus] calcu[li], die einander widerſprechen [verdamt]: der erſte Rechnungsverſtos iſt, daß10 ein Buch, wenn ich beim Anfang denke, es ſol 12 Bogen ſtark werden, beim 24ten noch nicht aus iſt — der zweite iſt, daß wenn ich 100 fl. aus dem Scharmüzel ſchütte und zu meinen Leuten ſage: „davon werd’ ich „nach einem Vierteljahr noch etwas übrig haben“ daß dan ſag’ ich wol noch etwas übrig iſt, aber blos Wochen aus dem Vierteljahr. Dasmal[42]15 iſts noch ärger, da meine Rechenmaſchine, wie Sie auch wiſſen können, vor ½ Jahr die Quadratzahl ſtat der Quadratwurzel heraus- brachte — Da bei dieſer Summe wie bei der Tugend nichts nöthig als der Wille. Geben Sie den Bündel der Poſt, keinem Fuhrman: ich erkaufe gern die Zeit mit dem wenigen Ueberſchus des Porto über die20 Fracht. Der Himmel laſſe den Blumenſamen, den ich hier aufs Papier geſäet, aufgehen zu einem kleinen Flor für Ihren ꝛc.
61. An Chriſtian Otto.
[Hof] d. 8 Febr. 95.
Hier ſchick’ ich dir die Zank-Akten ſämtlich; ich thue nicht die Bitte,25 ſondern die Foderung daß du ſie lieſeſt. Wenn einmal meine Worte einen Augenblik bei dir nöthig waren: ſo iſts einerlei, ob es ge- ſchriebne Buchſtaben ſind oder nicht. Das Leſen der leztern — um ſo mehr, da dieſe gleichgültigen Blätter keine Autorin kompromittieren können und da ſie nur ſchreiben, was ich ſage — ſei das Siegel auf30 unſere doppelte Vergeſſenheit: du haſt zu vergeſſen, daß ich etwas ¼ ſage, was du gar nicht ſagen würdeſt, wiewol du bedenken ſolteſt, daß jeder Grad meiner Verſchwiegenheit bei meiner herauspolternden Kühnheit, bei meiner Gleichgültigkeit gegen unzählige bürgerliche Kleinigkeiten und bei meiner angewöhnten Verſchwendung meiner35 eignen Geheimniſſe ein gröſſeres Verdienſt als bei dir iſt, weil dich
4 Jean Paul Briefe. II.
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[49/0058]
meinen Willen auf die refugiés und Renner tapferer Regimenter
paſſe — gütigſt geben, was ich brauche: nämlich 50 rtl. Aber ernſtlich:
ich werde es für die gröſte [Gefälligkeit] erkennen, die die übrigen
vermehrt, wenn Sie eine Bitte, deren Ausſchlag mir entweder einen
langen Blumengarten oder eine Sarawüſte zuwiegt, zu meinem 5
Vortheil ausſchlagen laſſen. Um aber meinem Wort treu zu bleiben,
bitt’ ich Sie, mir die [andere] Hälfte um ſo viele Monate ſpäter zu-
zuſchicken als Sie mir die erſte früher geben — d. h. an meinem
Namenstage 29 Jun. Ich bin leider zu 2 error[ibus] calcu[li], die
einander widerſprechen [verdamt]: der erſte Rechnungsverſtos iſt, daß 10
ein Buch, wenn ich beim Anfang denke, es ſol 12 Bogen ſtark werden,
beim 24ten noch nicht aus iſt — der zweite iſt, daß wenn ich 100 fl. aus
dem Scharmüzel ſchütte und zu meinen Leuten ſage: „davon werd’ ich
„nach einem Vierteljahr noch etwas übrig haben“ daß dan ſag’ ich wol
noch etwas übrig iſt, aber blos Wochen aus dem Vierteljahr. Dasmal 15
iſts noch ärger, da meine Rechenmaſchine, wie Sie auch wiſſen
können, vor ½ Jahr die Quadratzahl ſtat der Quadratwurzel heraus-
brachte — Da bei dieſer Summe wie bei der Tugend nichts nöthig als
der Wille. Geben Sie den Bündel der Poſt, keinem Fuhrman: ich
erkaufe gern die Zeit mit dem wenigen Ueberſchus des Porto über die 20
Fracht. Der Himmel laſſe den Blumenſamen, den ich hier aufs Papier
geſäet, aufgehen zu einem kleinen Flor für Ihren ꝛc.
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61. An Chriſtian Otto.
[Hof] d. 8 Febr. 95.
Hier ſchick’ ich dir die Zank-Akten ſämtlich; ich thue nicht die Bitte, 25
ſondern die Foderung daß du ſie lieſeſt. Wenn einmal meine Worte
einen Augenblik bei dir nöthig waren: ſo iſts einerlei, ob es ge-
ſchriebne Buchſtaben ſind oder nicht. Das Leſen der leztern — um ſo
mehr, da dieſe gleichgültigen Blätter keine Autorin kompromittieren
können und da ſie nur ſchreiben, was ich ſage — ſei das Siegel auf 30
unſere doppelte Vergeſſenheit: du haſt zu vergeſſen, daß ich etwas ¼
ſage, was du gar nicht ſagen würdeſt, wiewol du bedenken ſolteſt, daß
jeder Grad meiner Verſchwiegenheit bei meiner herauspolternden
Kühnheit, bei meiner Gleichgültigkeit gegen unzählige bürgerliche
Kleinigkeiten und bei meiner angewöhnten Verſchwendung meiner 35
eignen Geheimniſſe ein gröſſeres Verdienſt als bei dir iſt, weil dich
4 Jean Paul Briefe. II.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/58>, abgerufen am 21.11.2024.
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