Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.haupt ist mit kein Tadel bitterer und ärgerlicher, als der, mit dem du 5. Es ist kein Misverständnis. Ich wuste wol, daß der Mensch, der Deine übrigen Anmerkungen sind eben so richtig als schön gesagt Man erbittet sich die Retour seines Eigenthums; und später irgend Richter 97. An Christian Otto.20 [Hof, April 1795?]Nim die andere Seite nicht übel! -- Lasse mir den Medikus über die 98. An Matzdorff in Berlin.25 [Schluß Kopie]Hof. d. 14 April 95.Geliebter Freund, Jeder Ihrer Briefe ist ein festeres Ordensband des Herzens, das haupt iſt mit kein Tadel bitterer und ärgerlicher, als der, mit dem du 5. Es iſt kein Misverſtändnis. Ich wuſte wol, daß der Menſch, der Deine übrigen Anmerkungen ſind eben ſo richtig als ſchön geſagt Man erbittet ſich die Retour ſeines Eigenthums; und ſpäter irgend Richter 97. An Chriſtian Otto.20 [Hof, April 1795?]Nim die andere Seite nicht übel! — Laſſe mir den Medikus über die 98. An Matzdorff in Berlin.25 [Schluß Kopie]Hof. d. 14 April 95.Geliebter Freund, Jeder Ihrer Briefe iſt ein feſteres Ordensband des Herzens, das <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0083" n="74"/> haupt iſt mit kein Tadel bitterer und ärgerlicher, als der, mit dem du<lb/> immer — dich belegt.</p><lb/> <p>5. Es iſt kein Misverſtändnis. Ich wuſte wol, daß der Menſch, der<lb/> unter eignen Leiden allemal die ganze Menſchheit für leidend halten<lb/> mus und dem hinter ſeinem Trauerflor die ganze Ebene verfinſtert<lb n="5"/> und dämmernd erſcheint, ſchon den halben Flor zerriſſen hat, wenn er<lb/> nur andere für glüklicher nehmen darf. Aber das was ich dir ent-<lb/> gegenſezte, ſolte blos dein Bedürfnis, um jener Urſache willen zu hau-<lb/> ſieren, widerlegen: auch kan ich von keinem Menſchen — ſchon wegen<lb/> des ſchamrothen Gefühls, da wir alle eine Gleichheit des Schikſals<lb n="10"/> verdienen — die Behauptung ausſtehen: er ſei minder glüklich als ich.</p><lb/> <p>Deine übrigen Anmerkungen ſind eben ſo richtig als ſchön geſagt<lb/> — die über mich können wir mündlich bereden.</p><lb/> <p>Man erbittet ſich die Retour ſeines Eigenthums; und ſpäter irgend<lb/> einmal auch die der eignen Aufſäze über Magie, Fälbel und Liebe ſamt<lb n="15"/> deinen Anmerkungen dazu, deren Foderung ich jezt, da ich lange nichts<lb/> fertig bringe ſo bald nicht wiederholen werde. Lebe wol und vergieb<lb/> der Eiligkeit das Halbe, Mangelhafte und Unbeſtimte meines Geſages.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>97. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><lb n="20"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, April 1795?]</hi> </dateline><lb/> <p>Nim die andere Seite nicht übel! — Laſſe mir den Medikus über die<lb/> Gärten zukommen und ſchicke mir eine kleine Antwort, wohin du<lb/> abends gedenkſt, fals du es ſchon weiſt.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>98. An <hi rendition="#g">Matzdorff in Berlin.</hi><lb n="25"/> </head> <note type="editorial">[Schluß Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Hof. d. 14 April</hi> 95.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Geliebter Freund,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Jeder Ihrer Briefe iſt ein feſteres Ordensband des Herzens, das<lb/> meines näher an Ihres bindet, und es würde mich unausſprechlich<lb/> kränken, wenn ich Sie einmal <hi rendition="#g">ſehr</hi> — leider ein <hi rendition="#g">wenig</hi> wol — ver-<lb n="30"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd2_68">[68]</ref></note>kant hätte. Sie können ſich kaum die mishellige Empfindung eines<lb/> Autors denken, wenn er die Lieblinge ſeiner Seele den tölpiſchen mer-<lb/> kantiliſchen Betaſtungen Ihrer meiſten Mes-Kollegen überlaſſen mus;<lb/> dafür aber können Sie ſich vielleicht beſſer die meinige vorſtellen, die Sie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0083]
haupt iſt mit kein Tadel bitterer und ärgerlicher, als der, mit dem du
immer — dich belegt.
5. Es iſt kein Misverſtändnis. Ich wuſte wol, daß der Menſch, der
unter eignen Leiden allemal die ganze Menſchheit für leidend halten
mus und dem hinter ſeinem Trauerflor die ganze Ebene verfinſtert 5
und dämmernd erſcheint, ſchon den halben Flor zerriſſen hat, wenn er
nur andere für glüklicher nehmen darf. Aber das was ich dir ent-
gegenſezte, ſolte blos dein Bedürfnis, um jener Urſache willen zu hau-
ſieren, widerlegen: auch kan ich von keinem Menſchen — ſchon wegen
des ſchamrothen Gefühls, da wir alle eine Gleichheit des Schikſals 10
verdienen — die Behauptung ausſtehen: er ſei minder glüklich als ich.
Deine übrigen Anmerkungen ſind eben ſo richtig als ſchön geſagt
— die über mich können wir mündlich bereden.
Man erbittet ſich die Retour ſeines Eigenthums; und ſpäter irgend
einmal auch die der eignen Aufſäze über Magie, Fälbel und Liebe ſamt 15
deinen Anmerkungen dazu, deren Foderung ich jezt, da ich lange nichts
fertig bringe ſo bald nicht wiederholen werde. Lebe wol und vergieb
der Eiligkeit das Halbe, Mangelhafte und Unbeſtimte meines Geſages.
Richter
97. An Chriſtian Otto. 20
[Hof, April 1795?]
Nim die andere Seite nicht übel! — Laſſe mir den Medikus über die
Gärten zukommen und ſchicke mir eine kleine Antwort, wohin du
abends gedenkſt, fals du es ſchon weiſt.
98. An Matzdorff in Berlin. 25
Hof. d. 14 April 95.
Geliebter Freund,
Jeder Ihrer Briefe iſt ein feſteres Ordensband des Herzens, das
meines näher an Ihres bindet, und es würde mich unausſprechlich
kränken, wenn ich Sie einmal ſehr — leider ein wenig wol — ver- 30
kant hätte. Sie können ſich kaum die mishellige Empfindung eines
Autors denken, wenn er die Lieblinge ſeiner Seele den tölpiſchen mer-
kantiliſchen Betaſtungen Ihrer meiſten Mes-Kollegen überlaſſen mus;
dafür aber können Sie ſich vielleicht beſſer die meinige vorſtellen, die Sie
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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