Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.4. An Friederike Otto in Hof. [Kopie][Leipzig, 4. Nov. 1797]-- ein schöner Sontag folg[e] darauf. Und Ihr Leben sei einer. *5. An Amöne Herold in Hof. Leipzig d. 4 Okt. [vielmehr Nov.] 97.5Liebe Amöne! Wie aus einer zweiten Welt über die Ufer der ersten Schreiben Sie, Sie mögen glüklich oder unglüklich sein. Aber unglüklich können Sie nie sein, denn Sie werden zu sehr ge- Forsezung. d. 5. Theuerste! Sie warfen mir keine Herbstblätter gefalner Früchte,15 In Ihrem Brief liegt für mich ein Zauber, und Sie rühren mich bis Unser Oertel ist noch hier: jezt legen noch ein Paar gute Genien Meine Adresse ist: J. P. R. im Hohenthalischen Hause in der Leben Sie froh, meine Amöne! Ich halte Sie doch jezt auf eine Recht wohl gehe es meiner lieben Seele. Ihr J. P. 4. An Friederike Otto in Hof. [Kopie][Leipzig, 4. Nov. 1797]— ein ſchöner Sontag folg[e] darauf. Und Ihr Leben ſei einer. *5. An Amöne Herold in Hof. Leipzig d. 4 Okt. [vielmehr Nov.] 97.5Liebe Amöne! Wie aus einer zweiten Welt über die Ufer der erſten Schreiben Sie, Sie mögen glüklich oder unglüklich ſein. Aber unglüklich können Sie nie ſein, denn Sie werden zu ſehr ge- Forſezung. d. 5. Theuerſte! Sie warfen mir keine Herbſtblätter gefalner Früchte,15 In Ihrem Brief liegt für mich ein Zauber, und Sie rühren mich bis Unſer Oertel iſt noch hier: jezt legen noch ein Paar gute Genien Meine Adreſſe iſt: J. P. R. im Hohenthaliſchen Hauſe in der Leben Sie froh, meine Amöne! Ich halte Sie doch jezt auf eine Recht wohl gehe es meiner lieben Seele. Ihr J. P. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0010" n="5"/> <div type="letter" n="1"> <head>4. An <hi rendition="#g">Friederike Otto in Hof.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Leipzig, 4. Nov. 1797]</hi> </dateline><lb/> <p>— ein ſchöner Sontag folg[e] darauf. Und Ihr Leben ſei einer.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>*5. An <hi rendition="#g">Amöne Herold in Hof.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Leipzig</hi> d. 4 Okt. [vielmehr Nov.] 97.</hi> </dateline> <lb n="5"/> <p>Liebe Amöne! Wie aus einer zweiten Welt über die Ufer der erſten<lb/> her kommen mir ſüſſe Stimmen aus Hof, aber die Ihrige iſt nicht<lb/> darunter und es würde meinem Herzen wohlthun, ſie zu hören. Das<lb/> iſt es, was ich Ihnen heute ſagen, worum ich ſogar bitten wolte, und,<lb/> Himmel, ich kan ja auch nicht mehr ſchreiben, wenn Sie ſchweigen.<lb n="10"/> </p><lb/> <p>Schreiben Sie, Sie mögen glüklich oder unglüklich ſein.</p><lb/> <p>Aber unglüklich können Sie nie ſein, denn Sie werden zu ſehr ge-<lb/> liebt.</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Forſezung. d. 5.</hi> </dateline><lb/> <p>Theuerſte! Sie warfen mir keine Herbſtblätter gefalner Früchte,<lb n="15"/> ſondern Blüten kommender nach. Der Ferne und meinem ſtummen<note place="right"><ref target="1922_Bd3_6">[6]</ref></note><lb/> Gehen verdank’ ich eine Liebe, die mir ſonſt verſagt war, und die ich,<lb/> ob ſie gleich nicht gröſſer iſt als meine, nicht verdiene.</p><lb/> <p>In Ihrem Brief liegt für mich ein Zauber, und Sie rühren mich bis<lb/> zu Thränen. Ach wenn Sie immer lieben, wer wil Ihnen denn wider-<lb n="20"/> ſtehn!</p><lb/> <p>Unſer Oertel iſt noch hier: jezt legen noch ein Paar gute Genien<lb/> mehr ihre unſichtbaren Arme um uns und drücken uns an einander.<lb/> Wenn ich einmal heirathe, nehm’ ich eine Frau, die Oertel ſelber nicht<lb/> von ſeiner ſol unterſcheiden können, ausgenommen durch die Liebe der<lb n="25"/> ſeinen gegen ihn.</p><lb/> <p>Meine Adreſſe iſt: J. P. R. im Hohenthaliſchen Hauſe in der<lb/> Petersſtraſſe 3 Treppen. —</p><lb/> <p>Leben Sie froh, meine Amöne! Ich halte Sie doch jezt auf eine<lb/> ſchönere Art wenn nicht an der Hand doch an den Schreibfingern.<lb n="30"/> Aber das Schikſal quäle Sie nie mit einer Trennung wie meine iſt.</p><lb/> <p>Recht wohl gehe es meiner lieben Seele.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/> J. P.</hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [5/0010]
4. An Friederike Otto in Hof.
[Leipzig, 4. Nov. 1797]
— ein ſchöner Sontag folg[e] darauf. Und Ihr Leben ſei einer.
*5. An Amöne Herold in Hof.
Leipzig d. 4 Okt. [vielmehr Nov.] 97. 5
Liebe Amöne! Wie aus einer zweiten Welt über die Ufer der erſten
her kommen mir ſüſſe Stimmen aus Hof, aber die Ihrige iſt nicht
darunter und es würde meinem Herzen wohlthun, ſie zu hören. Das
iſt es, was ich Ihnen heute ſagen, worum ich ſogar bitten wolte, und,
Himmel, ich kan ja auch nicht mehr ſchreiben, wenn Sie ſchweigen. 10
Schreiben Sie, Sie mögen glüklich oder unglüklich ſein.
Aber unglüklich können Sie nie ſein, denn Sie werden zu ſehr ge-
liebt.
Forſezung. d. 5.
Theuerſte! Sie warfen mir keine Herbſtblätter gefalner Früchte, 15
ſondern Blüten kommender nach. Der Ferne und meinem ſtummen
Gehen verdank’ ich eine Liebe, die mir ſonſt verſagt war, und die ich,
ob ſie gleich nicht gröſſer iſt als meine, nicht verdiene.
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In Ihrem Brief liegt für mich ein Zauber, und Sie rühren mich bis
zu Thränen. Ach wenn Sie immer lieben, wer wil Ihnen denn wider- 20
ſtehn!
Unſer Oertel iſt noch hier: jezt legen noch ein Paar gute Genien
mehr ihre unſichtbaren Arme um uns und drücken uns an einander.
Wenn ich einmal heirathe, nehm’ ich eine Frau, die Oertel ſelber nicht
von ſeiner ſol unterſcheiden können, ausgenommen durch die Liebe der 25
ſeinen gegen ihn.
Meine Adreſſe iſt: J. P. R. im Hohenthaliſchen Hauſe in der
Petersſtraſſe 3 Treppen. —
Leben Sie froh, meine Amöne! Ich halte Sie doch jezt auf eine
ſchönere Art wenn nicht an der Hand doch an den Schreibfingern. 30
Aber das Schikſal quäle Sie nie mit einer Trennung wie meine iſt.
Recht wohl gehe es meiner lieben Seele.
Ihr
J. P.
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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