Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

Bild:
<< vorherige Seite

Hof und sah durchs Schlüsselloch in euer Konzert; sie war gestern mit
Schüz in der Komödie. -- Lebe froh! Ich wolte ich hätte keine Fakta
mehr zu sagen, damit ich schöner mit dir aus und zu dem Herzen
spräche!

Richter5
150. An Amöne Herold.

Nichts sol mich künftig bei Ihnen, gute Amöne, mit Entschuldi-
gungen meines Schweigens retten als Ihre Voraussezung derselben.
-- Ich bin in Eden, dem aber noch die Gewisheit fehlt, daß Sie eines10
haben. -- Ich mag das alte Lied, woran ich glaube, nicht wieder
singen, daß auch die jezigen Mishelligkeiten keine gewaltsamere Auf-
lösung finden werden als die vorigen, die eine Laune brachte und eine
holte. -- Ich wohne Ihren Bergen jezt näher und meine Augen richten
sich auf meinen Parkausflügen oft nach den rauchenden stillen Höhen,15
hinter denen ich meine Lieben weis -- und ich denke oft an Ihr schönes
Herz, an Ihre Liebe und an Ihr nasses Auge -- und Gott trokne es
bald!

R.
151. An Karoline Herold.20
[Kopie]

Das Blumenstük meiner Blumenbeete würde zu grel gegen Ihr
Nachtstük kontrastieren.

[128]*152. An Emanuel.
25

Mein sprachloser Emanuel! Ich ruhe, wenn nicht im Schoosse
Abrahams, doch im Erblande seiner Kinder, in Kanaan. Was der
Stand -- von den 2 Herzoginnen an -- und die Freundschaft -- von
Herder an -- und die Verhältnisse -- vom Theater und meinem Zim-
mer an -- dem beweglichen Leben frohes geben können: das hab' ich30
alles. Was wil ich nun mehr als den Frühling und eine Reise ins --
Vaterland?

In diesem Vaterland sizt aber ein Man -- ein Pythagoräer -- ein
Karthäuser --, der nicht spricht aus Hartnäckigkeit, was er nicht solte,

Hof und ſah durchs Schlüſſelloch in euer Konzert; ſie war geſtern mit
Schüz in der Komödie. — Lebe froh! Ich wolte ich hätte keine Fakta
mehr zu ſagen, damit ich ſchöner mit dir aus und zu dem Herzen
ſpräche!

Richter5
150. An Amöne Herold.

Nichts ſol mich künftig bei Ihnen, gute Amöne, mit Entſchuldi-
gungen meines Schweigens retten als Ihre Vorausſezung derſelben.
— Ich bin in Eden, dem aber noch die Gewisheit fehlt, daß Sie eines10
haben. — Ich mag das alte Lied, woran ich glaube, nicht wieder
ſingen, daß auch die jezigen Mishelligkeiten keine gewaltſamere Auf-
löſung finden werden als die vorigen, die eine Laune brachte und eine
holte. — Ich wohne Ihren Bergen jezt näher und meine Augen richten
ſich auf meinen Parkausflügen oft nach den rauchenden ſtillen Höhen,15
hinter denen ich meine Lieben weis — und ich denke oft an Ihr ſchönes
Herz, an Ihre Liebe und an Ihr naſſes Auge — und Gott trokne es
bald!

R.
151. An Karoline Herold.20
[Kopie]

Das Blumenſtük meiner Blumenbeete würde zu grel gegen Ihr
Nachtſtük kontraſtieren.

[128]*152. An Emanuel.
25

Mein ſprachloſer Emanuel! Ich ruhe, wenn nicht im Schooſſe
Abrahams, doch im Erblande ſeiner Kinder, in Kanaan. Was der
Stand — von den 2 Herzoginnen an — und die Freundſchaft — von
Herder an — und die Verhältniſſe — vom Theater und meinem Zim-
mer an — dem beweglichen Leben frohes geben können: das hab’ ich30
alles. Was wil ich nun mehr als den Frühling und eine Reiſe ins —
Vaterland?

In dieſem Vaterland ſizt aber ein Man — ein Pythagoräer — ein
Karthäuſer —, der nicht ſpricht aus Hartnäckigkeit, was er nicht ſolte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0124" n="114"/><hi rendition="#aq">Hof</hi> und &#x017F;ah durchs Schlü&#x017F;&#x017F;elloch in euer Konzert; &#x017F;ie war ge&#x017F;tern mit<lb/>
Schüz in der Komödie. &#x2014; Lebe froh! Ich wolte ich hätte keine Fakta<lb/>
mehr zu &#x017F;agen, damit ich &#x017F;chöner mit dir aus und zu dem Herzen<lb/>
&#x017F;präche!</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> <lb n="5"/>
            </salute>
          </closer>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>150. An <hi rendition="#g">Amöne Herold.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 4 Nov. 98.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Nichts &#x017F;ol mich künftig bei Ihnen, gute Amöne, mit Ent&#x017F;chuldi-<lb/>
gungen meines Schweigens retten als Ihre Voraus&#x017F;ezung der&#x017F;elben.<lb/>
&#x2014; Ich bin in Eden, dem aber noch die Gewisheit fehlt, daß Sie eines<lb n="10"/>
haben. &#x2014; Ich mag das alte Lied, woran ich glaube, nicht wieder<lb/>
&#x017F;ingen, daß auch die jezigen Mishelligkeiten keine gewalt&#x017F;amere Auf-<lb/>&#x017F;ung finden werden als die vorigen, die eine Laune brachte und eine<lb/>
holte. &#x2014; Ich wohne Ihren Bergen jezt näher und meine Augen richten<lb/>
&#x017F;ich auf meinen Parkausflügen oft nach den rauchenden &#x017F;tillen Höhen,<lb n="15"/>
hinter denen ich meine Lieben weis &#x2014; und ich denke oft an Ihr &#x017F;chönes<lb/>
Herz, an Ihre Liebe und an Ihr na&#x017F;&#x017F;es Auge &#x2014; und Gott trokne es<lb/>
bald!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>151. An <hi rendition="#g">Karoline Herold.</hi><lb n="20"/>
</head>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 4. Nov. 1798]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Das Blumen&#x017F;tük meiner Blumenbeete würde zu grel gegen Ihr<lb/>
Nacht&#x017F;tük kontra&#x017F;tieren.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head><note place="left"><ref target="1922_Bd3_128">[128]</ref></note>*152. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 12 Nov. 98.</hi> </dateline>
        <lb n="25"/>
        <p>Mein &#x017F;prachlo&#x017F;er Emanuel! Ich ruhe, wenn nicht im Schoo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Abrahams, doch im Erblande &#x017F;einer Kinder, in Kanaan. Was der<lb/>
Stand &#x2014; von den 2 Herzoginnen an &#x2014; und die Freund&#x017F;chaft &#x2014; von<lb/>
Herder an &#x2014; und die Verhältni&#x017F;&#x017F;e &#x2014; vom Theater und meinem Zim-<lb/>
mer an &#x2014; dem beweglichen Leben frohes geben können: das hab&#x2019; ich<lb n="30"/>
alles. Was wil ich nun mehr als den Frühling und eine Rei&#x017F;e ins &#x2014;<lb/>
Vaterland?</p><lb/>
        <p>In die&#x017F;em Vaterland &#x017F;izt aber ein Man &#x2014; ein Pythagoräer &#x2014; ein<lb/>
Karthäu&#x017F;er &#x2014;, der nicht &#x017F;pricht aus Hartnäckigkeit, was er nicht &#x017F;olte,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0124] Hof und ſah durchs Schlüſſelloch in euer Konzert; ſie war geſtern mit Schüz in der Komödie. — Lebe froh! Ich wolte ich hätte keine Fakta mehr zu ſagen, damit ich ſchöner mit dir aus und zu dem Herzen ſpräche! Richter 5 150. An Amöne Herold. Weimar d. 4 Nov. 98. Nichts ſol mich künftig bei Ihnen, gute Amöne, mit Entſchuldi- gungen meines Schweigens retten als Ihre Vorausſezung derſelben. — Ich bin in Eden, dem aber noch die Gewisheit fehlt, daß Sie eines 10 haben. — Ich mag das alte Lied, woran ich glaube, nicht wieder ſingen, daß auch die jezigen Mishelligkeiten keine gewaltſamere Auf- löſung finden werden als die vorigen, die eine Laune brachte und eine holte. — Ich wohne Ihren Bergen jezt näher und meine Augen richten ſich auf meinen Parkausflügen oft nach den rauchenden ſtillen Höhen, 15 hinter denen ich meine Lieben weis — und ich denke oft an Ihr ſchönes Herz, an Ihre Liebe und an Ihr naſſes Auge — und Gott trokne es bald! R. 151. An Karoline Herold. 20 [Weimar, 4. Nov. 1798] Das Blumenſtük meiner Blumenbeete würde zu grel gegen Ihr Nachtſtük kontraſtieren. *152. An Emanuel. Weimar d. 12 Nov. 98. 25 Mein ſprachloſer Emanuel! Ich ruhe, wenn nicht im Schooſſe Abrahams, doch im Erblande ſeiner Kinder, in Kanaan. Was der Stand — von den 2 Herzoginnen an — und die Freundſchaft — von Herder an — und die Verhältniſſe — vom Theater und meinem Zim- mer an — dem beweglichen Leben frohes geben können: das hab’ ich 30 alles. Was wil ich nun mehr als den Frühling und eine Reiſe ins — Vaterland? In dieſem Vaterland ſizt aber ein Man — ein Pythagoräer — ein Karthäuſer —, der nicht ſpricht aus Hartnäckigkeit, was er nicht ſolte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/124
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/124>, abgerufen am 24.11.2024.