Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.die künftige Treue für Man und Kinder, und etwas höheres als alle d. 7. J.20 Ich war lange zweifelhaft, ob du nicht von mir etwas gegen den N. S. Du gehest so stil über meine Unebenheiten weg. Ich bitte 192. An Charlotte von Kalb.30 [Kopie][Weimar, 7. (?) Jan. 1799]Die Abendröthe des gestrigen Abends verbleicht nicht, ich sehe in *) Sie hätte denselben Fehlschlus aus jedem andern weiblichen Briefe ziehen
können, aber aus A[mönens] ihren gefiel er ihr am meisten. die künftige Treue für Man und Kinder, und etwas höheres als alle d. 7. J.20 Ich war lange zweifelhaft, ob du nicht von mir etwas gegen den N. S. Du geheſt ſo ſtil über meine Unebenheiten weg. Ich bitte 192. An Charlotte von Kalb.30 [Kopie][Weimar, 7. (?) Jan. 1799]Die Abendröthe des geſtrigen Abends verbleicht nicht, ich ſehe in *) Sie hätte denſelben Fehlſchlus aus jedem andern weiblichen Briefe ziehen
können, aber aus A[mönens] ihren gefiel er ihr am meiſten. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0156" n="146"/> die künftige Treue für Man und Kinder, und etwas höheres als alle<lb/> Verhältniſſe geben. Aber verzeih ihren ſonderbaren, ihr manches<lb/> erleichternden und ihr ſüſſen Irthum <note place="foot" n="*)">Sie hätte <hi rendition="#g">denſelben</hi> Fehlſchlus aus jedem andern weiblichen Briefe ziehen<lb/> können, aber aus A[mönens] ihren gefiel er ihr am meiſten.</note> über mein näheres Verhältnis<lb/> zu Amöne; als ich den Irthum nahm, blikte die vorher Frohe, wie vom<lb/> Schrek getroffen, lange vor ſich hin. Nein, es giebt nichts heiligeres<lb n="5"/> und erhabeneres als ihre Liebe. Sie iſt weniger ſinlich als irgend ein<lb/> Mädgen; man halte nur ihre äſthetiſche Philoſophie über die Un-<lb/> ſchuld der Sinlichkeit nicht für die Neigung zur leztern. — Tauſendmal<lb/> leichter als mit der <hi rendition="#aq">B[erlepsch]</hi> geh ich ihr durch alle Saiten der Seele;<lb/> ſie ſol immer froher durch mich werden. Sogar ihren Man liebt ſie<lb n="10"/> jezt mehr; und ich mauere hoff ich einige aus dem Altar ihrer Ehe Liebe<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd3_162">[162]</ref></note>gefalne Steine wieder ein. Er ſieht und hört ihre Neigung; liebt mich<lb/> aber nur mehr. Sie hat 3 groſſe Güter und wird, wenn die Prozeſſe<lb/> aus ſind, wie ſie ſagt reicher als die Herzogin. Im Frühling geh ich<lb/> auf das ſchönſte und hab’ alles. — Geſtern ſandte ſie mir einen Traum,<lb n="15"/> dem Jakobi und Göthe zuſammen keinen heiligern Geiſt der Liebe<lb/> einhauchen können; der ſich aber ſo ſehr auf und gegen meine Verhält-<lb/> niſſe bei dem <hi rendition="#g">Pegaſus</hi> und der <hi rendition="#g">Nachtigal</hi> bezieht, oder vielmehr<lb/> deren Tochter, daß ich dir ihn nur — <hi rendition="#g">bringen</hi> kan.</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 7. J.</hi> </dateline> <lb n="20"/> <p>Ich war lange zweifelhaft, ob du nicht von mir etwas gegen den<lb/> frechen <hi rendition="#aq">Hennings</hi> erwarteteſt; es ekelte mich aber immer der niedrige<lb/> Feind; der eben darum ſich immer das lezte Wort nehmen wird.<lb/> Deiner Schweſter und <hi rendition="#aq">Carolinen</hi> werd ich nächſtens ſchreiben. Grüſſe<lb/> unſern Alten und ſchreibe mir mehr oder vielmehr etwas von ihm.<lb n="25"/> Lebe wohl!</p><lb/> <postscript> <p>N. S. Du geheſt ſo ſtil über meine Unebenheiten weg. Ich bitte<lb/> dich herzlich, ſage mir überal dein Be- und Verdenken und dein Nein;<lb/> du weiſt, wie ſchön es auf mich wirkt.</p> </postscript> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>192. An <hi rendition="#g">Charlotte von Kalb.</hi><lb n="30"/> </head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 7. (?) Jan. 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Die Abendröthe des geſtrigen Abends verbleicht nicht, ich ſehe in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [146/0156]
die künftige Treue für Man und Kinder, und etwas höheres als alle
Verhältniſſe geben. Aber verzeih ihren ſonderbaren, ihr manches
erleichternden und ihr ſüſſen Irthum *) über mein näheres Verhältnis
zu Amöne; als ich den Irthum nahm, blikte die vorher Frohe, wie vom
Schrek getroffen, lange vor ſich hin. Nein, es giebt nichts heiligeres 5
und erhabeneres als ihre Liebe. Sie iſt weniger ſinlich als irgend ein
Mädgen; man halte nur ihre äſthetiſche Philoſophie über die Un-
ſchuld der Sinlichkeit nicht für die Neigung zur leztern. — Tauſendmal
leichter als mit der B[erlepsch] geh ich ihr durch alle Saiten der Seele;
ſie ſol immer froher durch mich werden. Sogar ihren Man liebt ſie 10
jezt mehr; und ich mauere hoff ich einige aus dem Altar ihrer Ehe Liebe
gefalne Steine wieder ein. Er ſieht und hört ihre Neigung; liebt mich
aber nur mehr. Sie hat 3 groſſe Güter und wird, wenn die Prozeſſe
aus ſind, wie ſie ſagt reicher als die Herzogin. Im Frühling geh ich
auf das ſchönſte und hab’ alles. — Geſtern ſandte ſie mir einen Traum, 15
dem Jakobi und Göthe zuſammen keinen heiligern Geiſt der Liebe
einhauchen können; der ſich aber ſo ſehr auf und gegen meine Verhält-
niſſe bei dem Pegaſus und der Nachtigal bezieht, oder vielmehr
deren Tochter, daß ich dir ihn nur — bringen kan.
[162]
d. 7. J. 20
Ich war lange zweifelhaft, ob du nicht von mir etwas gegen den
frechen Hennings erwarteteſt; es ekelte mich aber immer der niedrige
Feind; der eben darum ſich immer das lezte Wort nehmen wird.
Deiner Schweſter und Carolinen werd ich nächſtens ſchreiben. Grüſſe
unſern Alten und ſchreibe mir mehr oder vielmehr etwas von ihm. 25
Lebe wohl!
N. S. Du geheſt ſo ſtil über meine Unebenheiten weg. Ich bitte
dich herzlich, ſage mir überal dein Be- und Verdenken und dein Nein;
du weiſt, wie ſchön es auf mich wirkt.
192. An Charlotte von Kalb. 30
[Weimar, 7. (?) Jan. 1799]
Die Abendröthe des geſtrigen Abends verbleicht nicht, ich ſehe in
*) Sie hätte denſelben Fehlſchlus aus jedem andern weiblichen Briefe ziehen
können, aber aus A[mönens] ihren gefiel er ihr am meiſten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |