Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

Bild:
<< vorherige Seite

Nephilims und Faustrechthabern nur darin unterscheidet, daß er die
geistige Stärke an die Stelle der körperlichen sezt. Und selber in den
kritischen Moralen scheint er zu poltern, da sie die Liebe ausschlies-
sen. -- --

Vergeben Sie mir, Theuerster, daß ich Ihnen darüber schreibe,5
worüber ich Sie eben hören möchte. --

Geben Sie hier zwei Bluts- und Herzens-Verwandten, dem
Zwillingsgestirn an Ihrem Himmel der Liebe, meinen Grus der
innigsten Achtung.

Auch an den edeln Voß denk' ich jezt, dessen Dioskuren-Homer ich10
eben mit Entzücken gelesen.

-- Und Du, verehrter Geist, vergis den nicht, der dich so unaus-
sprechlich liebt!

Richter
211. An Böttiger.[174]15

Was sagen Sie zu diesen treflichen Vexierbildern, die [ich] eben be-
kommen, zumal zu No 1. 5. 6.? --

212. An Verdion.
[Kopie]20

Die Zauberlaterne sol kein metamorphotischer Spiegel sein, der
verziehet stat zu verkleinern.

213. An Amalie von Imhoff in Weimar.
[Kopie]

Hier, wache Clairvoyante, haben Sie den Paul, der stat d[em] Jean25
die Virginie hat. Ich bitte Sie blos um die eiserne Maske, jede
weichere bleibt Ihrem Geschlecht. Ihre Sara gefält mir so sehr als
wär' ich der Abraham dazu. Ich bitte Sie mich bald stat auf einen
Thee, auf ein mit Silberblumen gestirntes Kleid einzuladen. -- Der
heitere Himmel über Ihnen sei in Ihnen!30

Nephilims und Fauſtrechthabern nur darin unterſcheidet, daß er die
geiſtige Stärke an die Stelle der körperlichen ſezt. Und ſelber in den
kritiſchen Moralen ſcheint er zu poltern, da ſie die Liebe ausſchlieſ-
ſen. — —

Vergeben Sie mir, Theuerſter, daß ich Ihnen darüber ſchreibe,5
worüber ich Sie eben hören möchte. —

Geben Sie hier zwei Bluts- und Herzens-Verwandten, dem
Zwillingsgeſtirn an Ihrem Himmel der Liebe, meinen Grus der
innigſten Achtung.

Auch an den edeln Voß denk’ ich jezt, deſſen Dioſkuren-Homer ich10
eben mit Entzücken geleſen.

— Und Du, verehrter Geiſt, vergis den nicht, der dich ſo unaus-
ſprechlich liebt!

Richter
211. An Böttiger.[174]15

Was ſagen Sie zu dieſen treflichen Vexierbildern, die [ich] eben be-
kommen, zumal zu No 1. 5. 6.? —

212. An Verdion.
[Kopie]20

Die Zauberlaterne ſol kein metamorphotiſcher Spiegel ſein, der
verziehet ſtat zu verkleinern.

213. An Amalie von Imhoff in Weimar.
[Kopie]

Hier, wache Clairvoyante, haben Sie den Paul, der ſtat d[em] Jean25
die Virginie hat. Ich bitte Sie blos um die eiſerne Maſke, jede
weichere bleibt Ihrem Geſchlecht. Ihre Sara gefält mir ſo ſehr als
wär’ ich der Abraham dazu. Ich bitte Sie mich bald ſtat auf einen
Thee, auf ein mit Silberblumen geſtirntes Kleid einzuladen. — Der
heitere Himmel über Ihnen ſei in Ihnen!30

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0167" n="157"/>
Nephilims und Fau&#x017F;trechthabern nur darin unter&#x017F;cheidet, daß er die<lb/>
gei&#x017F;tige Stärke an die Stelle der körperlichen &#x017F;ezt. Und &#x017F;elber in den<lb/>
kriti&#x017F;chen Moralen &#x017F;cheint er zu poltern, da &#x017F;ie die Liebe aus&#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Vergeben Sie mir, Theuer&#x017F;ter, daß ich Ihnen <hi rendition="#g">dar</hi>über &#x017F;chreibe,<lb n="5"/>
worüber ich Sie eben hören möchte. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Geben Sie hier zwei Bluts- und Herzens-Verwandten, dem<lb/>
Zwillingsge&#x017F;tirn an Ihrem Himmel der Liebe, meinen Grus der<lb/>
innig&#x017F;ten Achtung.</p><lb/>
        <p>Auch an den edeln Voß denk&#x2019; ich jezt, de&#x017F;&#x017F;en Dio&#x017F;kuren-Homer ich<lb n="10"/>
eben mit Entzücken gele&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>&#x2014; Und Du, verehrter Gei&#x017F;t, vergis den nicht, der dich &#x017F;o unaus-<lb/>
&#x017F;prechlich liebt!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>211. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd3_174">[174]</ref></note><lb n="15"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, Febr. 1799?]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Was &#x017F;agen Sie zu die&#x017F;en treflichen Vexierbildern, die [ich] eben be-<lb/>
kommen, zumal zu N<hi rendition="#sup">o</hi> 1. 5. 6.? &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>212. An <hi rendition="#g">Verdion.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 14. Febr. 1799]</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p>Die Zauberlaterne &#x017F;ol kein metamorphoti&#x017F;cher Spiegel &#x017F;ein, der<lb/>
verziehet &#x017F;tat zu verkleinern.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>213. An <hi rendition="#g">Amalie von Imhoff in Weimar.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 20. Febr. 1799]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Hier, wache <hi rendition="#aq">Clairvoyante,</hi> haben Sie den Paul, der &#x017F;tat d[em] <hi rendition="#aq">Jean</hi><lb n="25"/>
die <hi rendition="#aq">Virginie</hi> hat. Ich bitte Sie blos um die ei&#x017F;erne Ma&#x017F;ke, jede<lb/>
weichere bleibt Ihrem Ge&#x017F;chlecht. Ihre <hi rendition="#aq">Sara</hi> gefält mir &#x017F;o &#x017F;ehr als<lb/>
wär&#x2019; ich der Abraham dazu. Ich bitte Sie mich bald &#x017F;tat auf einen<lb/>
Thee, auf ein mit Silberblumen ge&#x017F;tirntes Kleid einzuladen. &#x2014; Der<lb/>
heitere Himmel über Ihnen &#x017F;ei in Ihnen!<lb n="30"/>
</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0167] Nephilims und Fauſtrechthabern nur darin unterſcheidet, daß er die geiſtige Stärke an die Stelle der körperlichen ſezt. Und ſelber in den kritiſchen Moralen ſcheint er zu poltern, da ſie die Liebe ausſchlieſ- ſen. — — Vergeben Sie mir, Theuerſter, daß ich Ihnen darüber ſchreibe, 5 worüber ich Sie eben hören möchte. — Geben Sie hier zwei Bluts- und Herzens-Verwandten, dem Zwillingsgeſtirn an Ihrem Himmel der Liebe, meinen Grus der innigſten Achtung. Auch an den edeln Voß denk’ ich jezt, deſſen Dioſkuren-Homer ich 10 eben mit Entzücken geleſen. — Und Du, verehrter Geiſt, vergis den nicht, der dich ſo unaus- ſprechlich liebt! Richter 211. An Böttiger. 15 [Weimar, Febr. 1799?] Was ſagen Sie zu dieſen treflichen Vexierbildern, die [ich] eben be- kommen, zumal zu No 1. 5. 6.? — 212. An Verdion. [Weimar, 14. Febr. 1799] 20 Die Zauberlaterne ſol kein metamorphotiſcher Spiegel ſein, der verziehet ſtat zu verkleinern. 213. An Amalie von Imhoff in Weimar. [Weimar, 20. Febr. 1799] Hier, wache Clairvoyante, haben Sie den Paul, der ſtat d[em] Jean 25 die Virginie hat. Ich bitte Sie blos um die eiſerne Maſke, jede weichere bleibt Ihrem Geſchlecht. Ihre Sara gefält mir ſo ſehr als wär’ ich der Abraham dazu. Ich bitte Sie mich bald ſtat auf einen Thee, auf ein mit Silberblumen geſtirntes Kleid einzuladen. — Der heitere Himmel über Ihnen ſei in Ihnen! 30

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/167
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/167>, abgerufen am 22.11.2024.