Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Lebe froh, liebe Seele, und wenn der schwüle Tag des früheren Jean Paul Fr. Richter [190]230. An K. L. von Knebel in Ilmenau.5 Weimar d. 23. März 1799.Geliebter, unvergesner Freund! Eben diese Stadt erinnert mich Ich möchte Ihre Kritiken über meine neuern Werke wissen. Sie Eine Lobrednerin von Ihnen, von der ich selber der Lobredner sein Aber wenn kommen Sie? Das ist nicht blos meine Frage. Grüssen Sie Ihre Gattin und gedenken Sie meiner immer so liebend J. P. F. Richter25 Fr. v. Kalb und die Herders grüssen Sie und Einsiedel und ich und 231. An Böttiger. [Weimar, etwa 24. März 1799]30Die öffentliche Bibliothek war heute zu; ich weis nicht, ob Ihre, Lebe froh, liebe Seele, und wenn der ſchwüle Tag des früheren Jean Paul Fr. Richter [190]230. An K. L. von Knebel in Ilmenau.5 Weimar d. 23. März 1799.Geliebter, unvergesner Freund! Eben dieſe Stadt erinnert mich Ich möchte Ihre Kritiken über meine neuern Werke wiſſen. Sie Eine Lobrednerin von Ihnen, von der ich ſelber der Lobredner ſein Aber wenn kommen Sie? Das iſt nicht blos meine Frage. Grüſſen Sie Ihre Gattin und gedenken Sie meiner immer ſo liebend J. P. F. Richter25 Fr. v. Kalb und die Herders grüſſen Sie und Einsiedel und ich und 231. An Böttiger. [Weimar, etwa 24. März 1799]30Die öffentliche Bibliothek war heute zu; ich weis nicht, ob Ihre, <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0186" n="172"/> <p>Lebe froh, liebe Seele, und wenn der ſchwüle Tag des früheren<lb/> Alters einige Blumen für dich zugeſchloſſen: ſo öfne die Luna des<lb/> ſanfteren jezigen dir recht viele Nachtviolen.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd3_190">[190]</ref></note>230. An K. L. <hi rendition="#g">von Knebel in Ilmenau.</hi><lb n="5"/></head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 23. März 1799.</hi> </dateline><lb/> <p>Geliebter, unvergesner Freund! Eben dieſe Stadt erinnert mich<lb/> immer an meine vorigen hieſigen Freuden, aus denen mir eine fehlet,<lb/> nämlich Sie. <hi rendition="#aq">Herder</hi> und Fr. <hi rendition="#aq">v. Kalb</hi> und ich ſprechen oft von Ihnen<lb/> und ſogar von der Hofnung — die man uns gegeben —, Sie wieder<lb n="10"/> zu erobern. Wir beide haben über ſo viel zu ſprechen und einig zu<lb/> werden und ſogar uneinig. Mein Torſo mit ſeinem Herzen hat ſich<lb/> bisher weniger verändert als der Kopf darauf.</p><lb/> <p>Ich möchte Ihre Kritiken über meine neuern Werke wiſſen. Sie<lb/> ſind gewis mit mir der Meinung, daß unſerer Nazion auſſer manchem<lb n="15"/> andern Geiſt — z. B. der Lebensgeiſt, der <hi rendition="#aq">bel esprit</hi> — auch der<lb/> kritiſche fehle; und daß dieſer ſeine Aſphyxie mehr im Loben als Tadeln<lb/> zeige.</p><lb/> <p>Eine Lobrednerin von Ihnen, von der ich ſelber der Lobredner ſein<lb/> wil — weil es die beſte Hausfrau iſt, die je ein litterariſches Leben<lb n="20"/> verſüſte und ein bürgerliches verbarg — dieſe bringt Ihnen mein Blat.</p><lb/> <p>Aber <hi rendition="#g">wenn</hi> kommen Sie? Das iſt nicht blos <hi rendition="#g">meine</hi> Frage.</p><lb/> <p>Grüſſen Sie Ihre Gattin und gedenken Sie meiner immer ſo liebend<lb/> wie ich Ihrer. <hi rendition="#aq">Addio Carissimo.</hi></p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> <lb n="25"/> </salute> </closer> <postscript> <p>Fr. <hi rendition="#aq">v. Kalb</hi> und die <hi rendition="#aq">Herders</hi> grüſſen Sie und <hi rendition="#aq">Einsiedel</hi> und ich und<lb/> der — Frühling. — Zu Oſtern erſcheinen von mir Briefe und eine<lb/> Konjekturalbiographie meiner Erden-Zukunft.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>231. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, etwa 24. März 1799]</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Die öffentliche Bibliothek war heute zu; ich weis nicht, ob Ihre,<lb/> worin vielleicht ſchon 1) der Merkur und 2) die Mode-Iris vom März<lb/> ſind, des gelehrten Anzeigers nicht zu gedenken. Am Freitag geh ich<lb/> nach <hi rendition="#aq">Jena</hi> — nicht <hi rendition="#aq">Gera</hi> — und kan aufpacken was Sie aufladen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [172/0186]
Lebe froh, liebe Seele, und wenn der ſchwüle Tag des früheren
Alters einige Blumen für dich zugeſchloſſen: ſo öfne die Luna des
ſanfteren jezigen dir recht viele Nachtviolen.
Jean Paul Fr. Richter
230. An K. L. von Knebel in Ilmenau. 5
Weimar d. 23. März 1799.
Geliebter, unvergesner Freund! Eben dieſe Stadt erinnert mich
immer an meine vorigen hieſigen Freuden, aus denen mir eine fehlet,
nämlich Sie. Herder und Fr. v. Kalb und ich ſprechen oft von Ihnen
und ſogar von der Hofnung — die man uns gegeben —, Sie wieder 10
zu erobern. Wir beide haben über ſo viel zu ſprechen und einig zu
werden und ſogar uneinig. Mein Torſo mit ſeinem Herzen hat ſich
bisher weniger verändert als der Kopf darauf.
Ich möchte Ihre Kritiken über meine neuern Werke wiſſen. Sie
ſind gewis mit mir der Meinung, daß unſerer Nazion auſſer manchem 15
andern Geiſt — z. B. der Lebensgeiſt, der bel esprit — auch der
kritiſche fehle; und daß dieſer ſeine Aſphyxie mehr im Loben als Tadeln
zeige.
Eine Lobrednerin von Ihnen, von der ich ſelber der Lobredner ſein
wil — weil es die beſte Hausfrau iſt, die je ein litterariſches Leben 20
verſüſte und ein bürgerliches verbarg — dieſe bringt Ihnen mein Blat.
Aber wenn kommen Sie? Das iſt nicht blos meine Frage.
Grüſſen Sie Ihre Gattin und gedenken Sie meiner immer ſo liebend
wie ich Ihrer. Addio Carissimo.
J. P. F. Richter 25
Fr. v. Kalb und die Herders grüſſen Sie und Einsiedel und ich und
der — Frühling. — Zu Oſtern erſcheinen von mir Briefe und eine
Konjekturalbiographie meiner Erden-Zukunft.
231. An Böttiger.
[Weimar, etwa 24. März 1799] 30
Die öffentliche Bibliothek war heute zu; ich weis nicht, ob Ihre,
worin vielleicht ſchon 1) der Merkur und 2) die Mode-Iris vom März
ſind, des gelehrten Anzeigers nicht zu gedenken. Am Freitag geh ich
nach Jena — nicht Gera — und kan aufpacken was Sie aufladen.
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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