Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.für den Schuldner zu halten, und darum wart' ich schon lang auf eine [237]295. An Karoline von Feuchtersleben. [Kopie][Weimar, 15. Juli 1799]Die reichen Tage sind unberührt hinabgesunken und eine schmerz- 296. An Karoline von Feuchtersleben. [Kopie][Weimar, 29. Juli 1799]Wenn ich eine Stunde bei Ihnen hätte, wie sie für uns gehört, eine 297. An Christian Otto. [z. T. Kopie]Gotha d. 26 oder 27. July 99.Dahin bin ich wieder zurük aus Eisenach. Anlangend meine Reise- für den Schuldner zu halten, und darum wart’ ich ſchon lang auf eine [237]295. An Karoline von Feuchtersleben. [Kopie][Weimar, 15. Juli 1799]Die reichen Tage ſind unberührt hinabgeſunken und eine ſchmerz- 296. An Karoline von Feuchtersleben. [Kopie][Weimar, 29. Juli 1799]Wenn ich eine Stunde bei Ihnen hätte, wie ſie für uns gehört, eine 297. An Chriſtian Otto. [z. T. Kopie]Gotha d. 26 oder 27. July 99.Dahin bin ich wieder zurük aus Eisenach. Anlangend meine Reiſe- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="216"/> für den Schuldner zu halten, und darum wart’ ich ſchon lang auf eine<lb/> — Antwort. — Ich habe ſo oft gelogen, aber das Schikſal belügt<lb/> mich vorher. Ich komme eher als der Schnee. — ein durcheinander-<lb/> gehendes Leben, Freundin, die nur Opfer bringt und keine fodert. —<lb/> Finde immer eine Blume und ein gutes Herz, an das du ſie ſtecken<lb n="5"/> möchteſt.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd3_237">[237]</ref></note>295. An <hi rendition="#g">Karoline von Feuchtersleben.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 15. Juli 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Die reichen Tage ſind unberührt hinabgeſunken und eine ſchmerz-<lb/> liche Sehnſucht ſteht an ihrer Stelle als Grabſchrift — Keine Arzenei<lb n="10"/> unter allen Blumen und Kräutern als die Blume der Freude. Das<lb/> Schikſal gab Ihnen den Blumenſamen dazu, aber vielleicht nicht den<lb/> Boden, der oft nicht blos das eigne Herz allein iſt. Irgend ein Felsſtük,<lb/> das das Geſchik in den ſanften Flus Ihres Lebens geworfen, giebt<lb/> ihm dieſe Wellen, die Ihre Geſundheit wegſpühlen.<lb n="15"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>296. An <hi rendition="#g">Karoline von Feuchtersleben.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 29. Juli 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Wenn ich eine Stunde bei Ihnen hätte, wie ſie für uns gehört, eine<lb/> Stunde, wo die Seele verklärt und zerflieſſend ſich der ähnlichen zeigt<lb/> und öfnet, und wo einmal um uns nichts wäre als eine untergehende<lb n="20"/> Sonne oder ein aufgehender Mond — als ich auf der Wartburg ſtand<lb/> und über die aufgerolte Karte von Wäldern und Bergen hinſah und<lb/> als ich mit der Menge durch einen herunterwachſenden Hain nach<lb/> Hauſe gieng, worein die Abendſonne vergoldete Bäume und Zweige<lb/> pflanzte und als mein Herz in Jugendkraft die Welt aufnahm: ſo<lb n="25"/> drang doch ein Seufzer in die glükliche Bruſt und er fragte mich, warum<lb/> biſt du allein — Neben dir hätt’ er mich nicht gefragt. Nein, wir<lb/> müſſen einmal in der groſſen Natur neben einander ſtehen und ein<lb/> ganzes Leben in 1 Minute verleben und dan mit abgewandten Augen<lb/> ſcheiden und weinen. Gute Seele, weiſt denn du, wie ich dich liebe?<lb n="30"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>297. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[z. T. Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Gotha</hi> d. 26 oder 27. July 99.</hi> </dateline><lb/> <p>Dahin bin ich wieder zurük aus <hi rendition="#aq">Eisenach.</hi> Anlangend meine Reiſe-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [216/0231]
für den Schuldner zu halten, und darum wart’ ich ſchon lang auf eine
— Antwort. — Ich habe ſo oft gelogen, aber das Schikſal belügt
mich vorher. Ich komme eher als der Schnee. — ein durcheinander-
gehendes Leben, Freundin, die nur Opfer bringt und keine fodert. —
Finde immer eine Blume und ein gutes Herz, an das du ſie ſtecken 5
möchteſt.
295. An Karoline von Feuchtersleben.
[Weimar, 15. Juli 1799]
Die reichen Tage ſind unberührt hinabgeſunken und eine ſchmerz-
liche Sehnſucht ſteht an ihrer Stelle als Grabſchrift — Keine Arzenei 10
unter allen Blumen und Kräutern als die Blume der Freude. Das
Schikſal gab Ihnen den Blumenſamen dazu, aber vielleicht nicht den
Boden, der oft nicht blos das eigne Herz allein iſt. Irgend ein Felsſtük,
das das Geſchik in den ſanften Flus Ihres Lebens geworfen, giebt
ihm dieſe Wellen, die Ihre Geſundheit wegſpühlen. 15
296. An Karoline von Feuchtersleben.
[Weimar, 29. Juli 1799]
Wenn ich eine Stunde bei Ihnen hätte, wie ſie für uns gehört, eine
Stunde, wo die Seele verklärt und zerflieſſend ſich der ähnlichen zeigt
und öfnet, und wo einmal um uns nichts wäre als eine untergehende 20
Sonne oder ein aufgehender Mond — als ich auf der Wartburg ſtand
und über die aufgerolte Karte von Wäldern und Bergen hinſah und
als ich mit der Menge durch einen herunterwachſenden Hain nach
Hauſe gieng, worein die Abendſonne vergoldete Bäume und Zweige
pflanzte und als mein Herz in Jugendkraft die Welt aufnahm: ſo 25
drang doch ein Seufzer in die glükliche Bruſt und er fragte mich, warum
biſt du allein — Neben dir hätt’ er mich nicht gefragt. Nein, wir
müſſen einmal in der groſſen Natur neben einander ſtehen und ein
ganzes Leben in 1 Minute verleben und dan mit abgewandten Augen
ſcheiden und weinen. Gute Seele, weiſt denn du, wie ich dich liebe? 30
297. An Chriſtian Otto.
Gotha d. 26 oder 27. July 99.
Dahin bin ich wieder zurük aus Eisenach. Anlangend meine Reiſe-
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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