Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.einer Tagsschrift besteht, wovon an jedem Januar 1 Blat von humo- Je weiter und tiefer ich wieder mit den philosophischen Land- -- an mich auch!*) Das ist ein opus supererogationis. Die Jesuiten -- -- Höre! Für die mathematischen Unendlichkeiten -- die in der Herder (der jezt die Urtheilskraft K[ants] kritisiert, wo er mehr30 *) In solcher Ferne mus man immer einen Sekundawechsel senden: hast du
meinen Brief vom 4 Okt./ 11 Nov. bekommen? -- Deine Antwort vom etc. hab' ich noch nicht.35 einer Tagsſchrift beſteht, wovon an jedem Januar 1 Blat von humo- Je weiter und tiefer ich wieder mit den philoſophiſchen Land- — an mich auch!*) Das iſt ein opus supererogationis. Die Jeſuiten — — Höre! Für die mathematiſchen Unendlichkeiten — die in der Herder (der jezt die Urtheilskraft K[ants] kritiſiert, wo er mehr30 *) In ſolcher Ferne mus man immer einen Sekundawechſel ſenden: haſt du
meinen Brief vom 4 Okt./ 11 Nov. bekommen? — Deine Antwort vom ꝛc. hab’ ich noch nicht.35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0282" n="266"/> einer Tagsſchrift beſteht, wovon an jedem Januar 1 Blat von humo-<lb/> riſtiſchen Köpfen in <hi rendition="#g">Peſtiz</hi> — einem Con-Territorium des <hi rendition="#aq">Titans</hi> —<lb/> geliefert wird.</p><lb/> <p>Je weiter und tiefer ich wieder mit den philoſophiſchen Land-<lb/> ſtreichern in ihre Minotaurus-Höhle hineingerathe und es merke, wie<lb n="5"/> aus ihrem Ariadnens-Faden nur etwas zum Strangulieren zu ſtricken<lb/> iſt: deſto mehr haſſ’ ich das lahme, öde, genieloſe Volk. Du kanſt es<lb/> nicht verantworten, Heinrich, wenn du — da dein Triumphbogen mit<lb/> ſeinen Füſſen in 2 Welten ſteht — dieſe Stellung nicht mehr benuzeſt<lb/> und nicht deine Lampen daran anzündeſt, zu deiner Ehre und zu<lb n="10"/> fremder Erleuchtung. — Dein ganzer Dekalogus heiſſet blos:<lb/> ſchreibe! —</p><lb/> <p>— an mich auch!<note place="foot" n="*)">In ſolcher Ferne mus man immer einen Sekundawechſel ſenden: haſt du<lb/> meinen Brief vom 4 Okt./ 11 Nov. bekommen? — Deine Antwort vom ꝛc. hab’<lb/> ich noch nicht.<lb n="35"/> </note> Das iſt ein <hi rendition="#aq">opus supererogationis.</hi> Die Jeſuiten<lb/> beriefen ſich bei Palafox für irgend etwas auf ein Privilegium, ſagten<lb/> aber, ſie hätten eines, jenes nicht zu zeigen — und dan wieder ein<lb n="15"/> drittes, das zweite nicht zu zeigen u. ſ. fort. Von dir bekam ich bisher<lb/> — faſt bis zur 4<hi rendition="#sup">ten</hi> Potenz — Verſprechungen von Verſprechungen<lb/> der Verſprechungen, daß du mir wohl antworten würdeſt.</p><lb/> <p>— — Höre! Für die mathematiſchen Unendlichkei<hi rendition="#g">ten</hi> — die in der<lb/> Optik, in der Lehre von Hohlſpiegeln, am Ende ſchon in der Quadrat-<lb n="20"/> wurzel der 2 gegeben ſind ꝛc. — giebts keine metaphyſiſche Auflöſung.<lb/> Nim einen unendlich groſſen Spiegel und noch einen — aber bei der<lb/> unendlichen Theilbarkeit reichen 2 endliche zu — jeder repetiert die<lb/> Gallerie des andern, dieſer ſich und das Repetierwerk, jener das Repe-<lb/> tierwerk des Rep., dieſer das R. des R. des R. — kurz eine Unendlich-<lb n="25"/> keit von Unendlichke<hi rendition="#g">iten.</hi> Wären dieſe nicht wirklich, ſondern in der<lb/> Vernunft, welche Syſteme würde[n] die hohlen Anagrammatiker der<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd3_290">[290]</ref></note>Natur in dieſe werfen! Der Teufel hohle das Volk, und ich wolte, ich<lb/> könte jenen ſpielen! — Lebe wohl, Heinrich! Grüſſe! — Schreibe! —</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Herder</hi> (der jezt die Urtheilskraft K[ants] kritiſiert, wo er mehr<lb n="30"/> Spielraum für ſeine Kräfte hat) möchte wiſſen, was <hi rendition="#aq">Gerstenberg</hi> von<lb/> meinen Sachen hält; für dieſen, meint er, wären ſie.</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [266/0282]
einer Tagsſchrift beſteht, wovon an jedem Januar 1 Blat von humo-
riſtiſchen Köpfen in Peſtiz — einem Con-Territorium des Titans —
geliefert wird.
Je weiter und tiefer ich wieder mit den philoſophiſchen Land-
ſtreichern in ihre Minotaurus-Höhle hineingerathe und es merke, wie 5
aus ihrem Ariadnens-Faden nur etwas zum Strangulieren zu ſtricken
iſt: deſto mehr haſſ’ ich das lahme, öde, genieloſe Volk. Du kanſt es
nicht verantworten, Heinrich, wenn du — da dein Triumphbogen mit
ſeinen Füſſen in 2 Welten ſteht — dieſe Stellung nicht mehr benuzeſt
und nicht deine Lampen daran anzündeſt, zu deiner Ehre und zu 10
fremder Erleuchtung. — Dein ganzer Dekalogus heiſſet blos:
ſchreibe! —
— an mich auch! *) Das iſt ein opus supererogationis. Die Jeſuiten
beriefen ſich bei Palafox für irgend etwas auf ein Privilegium, ſagten
aber, ſie hätten eines, jenes nicht zu zeigen — und dan wieder ein 15
drittes, das zweite nicht zu zeigen u. ſ. fort. Von dir bekam ich bisher
— faſt bis zur 4ten Potenz — Verſprechungen von Verſprechungen
der Verſprechungen, daß du mir wohl antworten würdeſt.
— — Höre! Für die mathematiſchen Unendlichkeiten — die in der
Optik, in der Lehre von Hohlſpiegeln, am Ende ſchon in der Quadrat- 20
wurzel der 2 gegeben ſind ꝛc. — giebts keine metaphyſiſche Auflöſung.
Nim einen unendlich groſſen Spiegel und noch einen — aber bei der
unendlichen Theilbarkeit reichen 2 endliche zu — jeder repetiert die
Gallerie des andern, dieſer ſich und das Repetierwerk, jener das Repe-
tierwerk des Rep., dieſer das R. des R. des R. — kurz eine Unendlich- 25
keit von Unendlichkeiten. Wären dieſe nicht wirklich, ſondern in der
Vernunft, welche Syſteme würde[n] die hohlen Anagrammatiker der
Natur in dieſe werfen! Der Teufel hohle das Volk, und ich wolte, ich
könte jenen ſpielen! — Lebe wohl, Heinrich! Grüſſe! — Schreibe! —
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Herder (der jezt die Urtheilskraft K[ants] kritiſiert, wo er mehr 30
Spielraum für ſeine Kräfte hat) möchte wiſſen, was Gerstenberg von
meinen Sachen hält; für dieſen, meint er, wären ſie.
*) In ſolcher Ferne mus man immer einen Sekundawechſel ſenden: haſt du
meinen Brief vom 4 Okt./ 11 Nov. bekommen? — Deine Antwort vom ꝛc. hab’
ich noch nicht. 35
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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