Denken. Wird der feindlichen Schule gefallen, die auf dieser Arena[316] nicht Sand- sondern Goldkörner findet -- an Ihrer Hand am grünen- den blühenden Musenberg aufsteigen und rund [?] um uns heitere Erde und blauer Himmel -- Nicht die Höhe sondern der Weg dahin ist erhaben; nicht die Mücke auf der Pyramide sondern der Weg dahin.5 -- Die blaue -- Ewigkeit hätt' ich beinah gesagt -- Unergründlichkeit des Himmels -- die Phantasie der Spielraum des Koloss[alen].
395. An Luise Herder und Auguste von Beck.
[Auf rotem Papier][Weimar, 6. Febr. 1800]
Liebe Dioskurinnen! Dieses Aurorens Schminkläpgen sol Sie blos10 fragen, ob Sie auch zur Koppenfels eingeladen sind wie ich. Ist's möglich: so kommen Sie -- wünscht' ich von ganzer Seele -- auch uneingeladen, damit doch etwas da ist und ich abends Ihrer theuern Mutter etwas bessers mitbringe als mich. Der Himmel geb' Ihnen so breite und dornenlose Rosenblätter wie meines da, ists anders in15 der Welt und in Weimar möglich.
J. P. F. Richter Herzogl. Hildburghausischer Legazionsrath
[Adr.] Mlles Luise und Auguste.
396. An Frau von Feuchtersleben.20
[Kopie][Weimar, 10. Febr. 1800]
-- Warum war ich nicht bei der seeligen Szene als so schöne Herzen, so liebende und geliebte Seelen sich wiederfanden wie in einer Ewigkeit und als sie sich umarmten und verstumten und weinten und seelig waren und gros. Ach ich hätte auch nichts gehabt als Thränen und25 niemand danken können ausser dem, der das stumme Herz und seinen Dank vernimt.
397. An Emanuel.
Weimar d. 14. Febr. 1800.
Mein theuerster Emanuel im Kloster La Trappe! -- Jezt hängt,30 nachdem ich den Höfer Absalon und Bruder losgemacht, wieder der Anspacher mit den Haaren an dem Baum; und ich bitte Sie daher,[317] meinem einzigen guten Bruder in Sparnek 20 fl. fränk. auf meine
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Denken. Wird der feindlichen Schule gefallen, die auf dieſer Arena[316] nicht Sand- ſondern Goldkörner findet — an Ihrer Hand am grünen- den blühenden Muſenberg aufſteigen und rund [?] um uns heitere Erde und blauer Himmel — Nicht die Höhe ſondern der Weg dahin iſt erhaben; nicht die Mücke auf der Pyramide ſondern der Weg dahin.5 — Die blaue — Ewigkeit hätt’ ich beinah geſagt — Unergründlichkeit des Himmels — die Phantaſie der Spielraum des Koloſſ[alen].
395. An Luiſe Herder und Auguſte von Beck.
[Auf rotem Papier][Weimar, 6. Febr. 1800]
Liebe Dioſkurinnen! Dieſes Aurorens Schminkläpgen ſol Sie blos10 fragen, ob Sie auch zur Koppenfels eingeladen ſind wie ich. Iſt’s möglich: ſo kommen Sie — wünſcht’ ich von ganzer Seele — auch uneingeladen, damit doch etwas da iſt und ich abends Ihrer theuern Mutter etwas beſſers mitbringe als mich. Der Himmel geb’ Ihnen ſo breite und dornenloſe Roſenblätter wie meines da, iſts anders in15 der Welt und in Weimar möglich.
J. P. F. Richter Herzogl. Hildburghauſiſcher Legazionsrath
[Adr.] Mlles Luiſe und Auguſte.
396. An Frau von Feuchtersleben.20
[Kopie][Weimar, 10. Febr. 1800]
— Warum war ich nicht bei der ſeeligen Szene als ſo ſchöne Herzen, ſo liebende und geliebte Seelen ſich wiederfanden wie in einer Ewigkeit und als ſie ſich umarmten und verſtumten und weinten und ſeelig waren und gros. Ach ich hätte auch nichts gehabt als Thränen und25 niemand danken können auſſer dem, der das ſtumme Herz und ſeinen Dank vernimt.
397. An Emanuel.
Weimar d. 14. Febr. 1800.
Mein theuerſter Emanuel im Kloſter La Trappe! — Jezt hängt,30 nachdem ich den Höfer Abſalon und Bruder losgemacht, wieder der Anſpacher mit den Haaren an dem Baum; und ich bitte Sie daher,[317] meinem einzigen guten Bruder in Sparnek 20 fl. fränk. auf meine
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Denken. Wird der feindlichen Schule gefallen, die auf dieſer Arena
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Erde und blauer Himmel — Nicht die Höhe ſondern der Weg dahin
iſt erhaben; nicht die Mücke auf der Pyramide ſondern der Weg dahin. 5
— Die blaue — Ewigkeit hätt’ ich beinah geſagt — Unergründlichkeit
des Himmels — die Phantaſie der Spielraum des Koloſſ[alen].
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395. An Luiſe Herder und Auguſte von Beck.
[Weimar, 6. Febr. 1800]
Liebe Dioſkurinnen! Dieſes Aurorens Schminkläpgen ſol Sie blos 10
fragen, ob Sie auch zur Koppenfels eingeladen ſind wie ich. Iſt’s
möglich: ſo kommen Sie — wünſcht’ ich von ganzer Seele — auch
uneingeladen, damit doch etwas da iſt und ich abends Ihrer theuern
Mutter etwas beſſers mitbringe als mich. Der Himmel geb’ Ihnen
ſo breite und dornenloſe Roſenblätter wie meines da, iſts anders in 15
der Welt und in Weimar möglich.
J. P. F. Richter
Herzogl. Hildburghauſiſcher Legazionsrath
[Adr.] Mlles Luiſe und Auguſte.
396. An Frau von Feuchtersleben. 20
[Weimar, 10. Febr. 1800]
— Warum war ich nicht bei der ſeeligen Szene als ſo ſchöne Herzen,
ſo liebende und geliebte Seelen ſich wiederfanden wie in einer Ewigkeit
und als ſie ſich umarmten und verſtumten und weinten und ſeelig
waren und gros. Ach ich hätte auch nichts gehabt als Thränen und 25
niemand danken können auſſer dem, der das ſtumme Herz und ſeinen
Dank vernimt.
397. An Emanuel.
Weimar d. 14. Febr. 1800.
Mein theuerſter Emanuel im Kloſter La Trappe! — Jezt hängt, 30
nachdem ich den Höfer Abſalon und Bruder losgemacht, wieder der
Anſpacher mit den Haaren an dem Baum; und ich bitte Sie daher,
meinem einzigen guten Bruder in Sparnek 20 fl. fränk. auf meine
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/307>, abgerufen am 18.06.2024.
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