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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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mit einem guten Amtman (Weissenborn aus Gera) 2 Freundinnen
entgegen kommen solte.

-- Stat deiner Heftigkeit defendiere lieber deine Milde; beim
Teufel, der das Pak und den Alten mit den 17 fl. -- die mich ordent-
lich kränken und jammern -- holen wird, hiebei ist nichts zu thun als5
zu schnauben und um sich zu hauen. -- Dein A[lbrech]t war von jeher
egoistisch; nur das deiner Familie eigne Ehrgefühl und ein ästhetisches
Streiflicht liessen ihn nicht ganz mit seinem Trivial-Klub zusammen-
rinnen.

Desto herlicher glänzet dein Emanuel und du; ihr seid euch un-10
entbehrlich und unzertrenlich. Mit Ahlefeldt glaub' ich gerade so
Säkula lang auszukommen als mit Oertel Tage lang, jene gut, diese
schlecht. Es giebt einen tugendhaften Egoismus (Berlepsch, Oertel,
Caroline
etc.), und so einen Stolz, wogegen sich alle meine Fibern giftig
rüsten und wehren; einen andern Egoismus, und Eitelkeit ertrag ich15
viel lieber. Ahlefeldt wird sanft gegen mich und ich dadurch strenge
gegen den H. J. P. sein.

Es ist freilich komisch, daß meine Treppe zum Ehebette (nach dir)
unendlich-lang sein sol. Ich sorg' indes, in Berlin spring' ich hinein;
aber es mus blos ein sanftes Mädgen darin liegen, das mir etwas20
kochen kan und das mit mir lacht und weint. Mehr begehr' ich gar
nicht. Das Schiksal wird mich doch nicht in Göthes Pferdefus-
Stapfen jagen wollen, oft überleg' ichs freilich, aber es ist nicht daran
zu denken; sogar in einer solchen Un-Ehe sänn' ich wieder auf Ehe. Ich
mus und werde ein Mädgen heirathen, dessen ganze Sipschaft ein25
Freudenfest feiert, daß ich mich herabgelassen. Und doch spekulier' ich
seit einiger Zeit fast mit auf Eingebrachtes; eine bemittelte Gräfin oder
so etwas, denk' ich oft, kan sich in dich verschiessen und dan hieltest du
dir dein Reitpferd -- wenigstens den Reitknecht -- und sprengtest nach
Bayreuth und überhaupt das Fet wüchse fort, das sich jezt ansezt. --30

Fichte ist in Berlin, sol Sontags moralische Vorlesungen halten.
Ich besah ihn nicht -- so wenig


als die Gelehrten-Revüe in den Klubs wozu ich geladen war. In Jena
gefiel er mir mit seiner Zungen- und Ideen-Schneide. Er sol wie Wolt-35
man
einem Wiener Baron v. Serdagna (ein herlicher Mensch)
sagte, sehr tol über den Clavis sein. Packen mich blos seine Wind-

24 Jean Paul Briefe. III.

mit einem guten Amtman (Weissenborn aus Gera) 2 Freundinnen
entgegen kommen ſolte.

— Stat deiner Heftigkeit defendiere lieber deine Milde; beim
Teufel, der das Pak und den Alten mit den 17 fl. — die mich ordent-
lich kränken und jammern — holen wird, hiebei iſt nichts zu thun als5
zu ſchnauben und um ſich zu hauen. — Dein A[lbrech]t war von jeher
egoiſtiſch; nur das deiner Familie eigne Ehrgefühl und ein äſthetiſches
Streiflicht lieſſen ihn nicht ganz mit ſeinem Trivial-Klub zuſammen-
rinnen.

Deſto herlicher glänzet dein Emanuel und du; ihr ſeid euch un-10
entbehrlich und unzertrenlich. Mit Ahlefeldt glaub’ ich gerade ſo
Säkula lang auszukommen als mit Oertel Tage lang, jene gut, dieſe
ſchlecht. Es giebt einen tugendhaften Egoiſmus (Berlepsch, Oertel,
Caroline
ꝛc.), und ſo einen Stolz, wogegen ſich alle meine Fibern giftig
rüſten und wehren; einen andern Egoiſmus, und Eitelkeit ertrag ich15
viel lieber. Ahlefeldt wird ſanft gegen mich und ich dadurch ſtrenge
gegen den H. J. P. ſein.

Es iſt freilich komiſch, daß meine Treppe zum Ehebette (nach dir)
unendlich-lang ſein ſol. Ich ſorg’ indes, in Berlin ſpring’ ich hinein;
aber es mus blos ein ſanftes Mädgen darin liegen, das mir etwas20
kochen kan und das mit mir lacht und weint. Mehr begehr’ ich gar
nicht. Das Schikſal wird mich doch nicht in Göthes Pferdefus-
Stapfen jagen wollen, oft überleg’ ichs freilich, aber es iſt nicht daran
zu denken; ſogar in einer ſolchen Un-Ehe ſänn’ ich wieder auf Ehe. Ich
mus und werde ein Mädgen heirathen, deſſen ganze Sipſchaft ein25
Freudenfeſt feiert, daß ich mich herabgelaſſen. Und doch ſpekulier’ ich
ſeit einiger Zeit faſt mit auf Eingebrachtes; eine bemittelte Gräfin oder
ſo etwas, denk’ ich oft, kan ſich in dich verſchieſſen und dan hielteſt du
dir dein Reitpferd — wenigſtens den Reitknecht — und ſprengteſt nach
Bayreuth und überhaupt das Fet wüchſe fort, das ſich jezt anſezt. —30

Fichte iſt in Berlin, ſol Sontags moraliſche Vorleſungen halten.
Ich beſah ihn nicht — ſo wenig


als die Gelehrten-Revüe in den Klubs wozu ich geladen war. In Jena
gefiel er mir mit ſeiner Zungen- und Ideen-Schneide. Er ſol wie Wolt-35
man
einem Wiener 〈Baron v. Serdagna (ein herlicher Menſch)〉
ſagte, ſehr tol über den Clavis ſein. Packen mich blos ſeine Wind-

24 Jean Paul Briefe. III.
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[369/0390] mit einem guten Amtman (Weissenborn aus Gera) 2 Freundinnen entgegen kommen ſolte. — Stat deiner Heftigkeit defendiere lieber deine Milde; beim Teufel, der das Pak und den Alten mit den 17 fl. — die mich ordent- lich kränken und jammern — holen wird, hiebei iſt nichts zu thun als 5 zu ſchnauben und um ſich zu hauen. — Dein A[lbrech]t war von jeher egoiſtiſch; nur das deiner Familie eigne Ehrgefühl und ein äſthetiſches Streiflicht lieſſen ihn nicht ganz mit ſeinem Trivial-Klub zuſammen- rinnen. Deſto herlicher glänzet dein Emanuel und du; ihr ſeid euch un- 10 entbehrlich und unzertrenlich. Mit Ahlefeldt glaub’ ich gerade ſo Säkula lang auszukommen als mit Oertel Tage lang, jene gut, dieſe ſchlecht. Es giebt einen tugendhaften Egoiſmus (Berlepsch, Oertel, Caroline ꝛc.), und ſo einen Stolz, wogegen ſich alle meine Fibern giftig rüſten und wehren; einen andern Egoiſmus, und Eitelkeit ertrag ich 15 viel lieber. Ahlefeldt wird ſanft gegen mich und ich dadurch ſtrenge gegen den H. J. P. ſein. Es iſt freilich komiſch, daß meine Treppe zum Ehebette (nach dir) unendlich-lang ſein ſol. Ich ſorg’ indes, in Berlin ſpring’ ich hinein; aber es mus blos ein ſanftes Mädgen darin liegen, das mir etwas 20 kochen kan und das mit mir lacht und weint. Mehr begehr’ ich gar nicht. Das Schikſal wird mich doch nicht in Göthes Pferdefus- Stapfen jagen wollen, oft überleg’ ichs freilich, aber es iſt nicht daran zu denken; ſogar in einer ſolchen Un-Ehe ſänn’ ich wieder auf Ehe. Ich mus und werde ein Mädgen heirathen, deſſen ganze Sipſchaft ein 25 Freudenfeſt feiert, daß ich mich herabgelaſſen. Und doch ſpekulier’ ich ſeit einiger Zeit faſt mit auf Eingebrachtes; eine bemittelte Gräfin oder ſo etwas, denk’ ich oft, kan ſich in dich verſchieſſen und dan hielteſt du dir dein Reitpferd — wenigſtens den Reitknecht — und ſprengteſt nach Bayreuth und überhaupt das Fet wüchſe fort, das ſich jezt anſezt. — 30 Fichte iſt in Berlin, ſol Sontags moraliſche Vorleſungen halten. Ich beſah ihn nicht — ſo wenig d. 26. als die Gelehrten-Revüe in den Klubs wozu ich geladen war. In Jena gefiel er mir mit ſeiner Zungen- und Ideen-Schneide. Er ſol wie Wolt- 35 man einem Wiener 〈Baron v. Serdagna (ein herlicher Menſch)〉 ſagte, ſehr tol über den Clavis ſein. Packen mich blos ſeine Wind- 24 Jean Paul Briefe. III.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/390>, abgerufen am 22.11.2024.